Gekauftes Spiel
deren
Ausstattung den Puls jedes Antiquitätenhändlers zum Rasen gebracht hätte.
Roberto ging voran in ein
vergleichsweise kleines Zimmer, wo Sesselchen standen, ein niedriger Tisch und
eine präparierte Gemse mit Glasaugen.
Als alle saßen, brachte die
Haushälterin ein großes Tablett mit Rotwein-Karaffe für die Männer und
Mineralwasserflaschen für die Kids.
Tim, der hinter Mario
hereingekommen war, hatte registriert: Dem Tiroler Panter hing ein wolliges
Gebilde halb aus der Gesäßtasche, schwarz, mit zwei umsäumten Löchern, die
verdammt nach Sehschlitzen aussahen. Masken!
Als alle Platz nahmen, bemerkte
Mario seine Schlamperei. Hastig wurde die Wollmaske in der Hosentasche
versteckt.
»Herr Fender hat sich noch
nicht gemeldet?«, fragte Tim.
Mario schüttelte den Kopf.
Beide Clausens sahen verschwitzt aus, als hätten sie schwer was hinter sich.
»Zunächst mal«, Tim lächelte,
»wir wissen, dass du mit Evelyn liiert bist. Ich habe es zufällig bemerkt. Herr
Fender bemüht sich ja, es unter der Decke zu halten. Und wir alle wissen,
warum. Aber darum geht es nicht, sondern um Tatjana und ihren... eh, Verehrer.«
Mario wirkte überrascht. »Dass
du das bemerkt hast. Jonathan meint, es wäre Wasser auf die Mühlen seiner
Feinde. Na ja! Ich würde mich gern zu Evelyn bekennen. Wir wollen heiraten.
Aber vorerst warten wir damit. Und verstecken uns.« Er nagte an der Unterlippe
und hatte offenbar vergessen, dass es um Tatjana ging.
Roberto wandte sich an Tim.
»Was ist mit Evelyns Schwester?«
Tim erzählte. Alles, den ganzen
Vorgang. Bis zu Karls Beobachtung, Tatjanas Verschwinden und dem auf der Hand
liegenden Verdacht.
»Es ist unverständlich«,
schloss er. »Aber es ist, wie es ist. Wir wollen noch einen letzten Versuch
machen, Erik Salk vor dem... Verderben zu retten. Aber dazu müssen wir ihn
finden. Ihn und Tatjana. Wobei wir hoffen, dass sie noch hier sind und nicht
auf dem Weg in irgendein Heiratsparadies. Bei der Suche brauchen wir Hilfe.
Deshalb, Herr Clausen«, er beugte sich dem Alten entgegen, »wenden wir uns an
Sie.«
Die nachfolgende Stille
benutzte Mario, um die Rotweingläser mit dem Wein aus der Karaffe zu füllen.
»Selbstverständlich!«, nickte
Roberto. »Mit unserer Hilfe könnt ihr rechnen. Meine heißen Drähte reichen
überall hin. Zu den örtlichen Touristikzentralen, zur Polizei, zu Hotels, zu
den Campingplätzen. Wenn dieser Herr Salk ordnungsgemäß gemeldet ist, finden
wir ihn. Gleich morgen früh veranlasse ich das. Natürlich ohne den wahren Grund
zu nennen. Das geht leicht. Suchmeldungen sind ja nichts Ungewöhnliches. Es
gibt nur eine Möglichkeit, dass er durch die Maschen schlüpft: Wenn er wild
zeltet. Also irgendwo abseits, versteckt. Aber das ist eher unwahrscheinlich.
Es ist verboten und unsere polizia passt auf.«
»Großartig!«, rief Gaby. »Für
Ihre Mühe danken wir Ihnen.«
Clausen senior lächelte.
»Jetzt werde ich vermessen«,
sagte Tim, »und erweitere unsere Bitte. Könnten Sie einen zweiten Namen in die
Suchmeldung aufnehmen? Jack Milburn. Ein Engländer.«
Roberto hob die Brauen. Mario
schaute verständnislos.
»Was ist mit dem?«, fragte der
Alte.
»Möglicherweise handelt es sich
um einen der kriminellen Psychos, um einen der Hooligans, von denen Jonathan Fender
bedroht wird.«
»Was? Wirklich?«, staunte
Mario. »Habt ihr eine Spur?«
»Vielleicht. Dieser Milburn war
Stimmenimitator und die Vorgeschichte geht so...«
Tim erzählte auch das. Die
Clausens hörten aufmerksam zu.
»Eine kluge Theorie«, nickte
Roberto. »Da könnte was dran sein. Klar! Ich erweitere meine Nachforschung. Der
Mann heißt also Jack Milburn.«
Tim buchstabierte
vorsichtshalber. Mario notierte den Namen auf den Rand einer Zeitung. Roberto
hatte sein Glas geleert und trank jetzt das zweite.
»Wäre ja schlimm«, murmelte
Mario, »wenn diese Bedrohungen den armen Jonathan bis hierher verfolgen. Er ist
mit den Nerven völlig durch den Wind.«
Tim erhob sich. »Tut mir Leid,
dass wir Sie so lange aufgehalten haben, Signore Clausen. Aber Sie sehen ja selbst:
Es duldet keinen Aufschub.«
Sie vereinbarten, sich morgen
Mittag — eigentlich: heute Mittag, denn kalendarisch war der Tag schon
angebrochen — telefonisch kurzzuschließen. Dann wünschten TKKG eine Gute Nacht
und verließen das Haus. Die Frau mit den Ohrringen schloss hinter ihnen die
Tür.
»Voller Erfolg!«, freute sich
Gaby. »Vielleicht bringt’s was.«
»Ich habe ein gutes
Weitere Kostenlose Bücher