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Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel
Autoren: Stefan Wolf
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groß. Könnten 3000 Quadratmeter sein, dachte
Tim. Die geteerte Einfahrt führte zu einer Doppelgarage, die man offenbar
später als die Villa gebaut hatte. Sie befand sich seitlich vom Haus, unter
Bäumen. Die Garage war geschlossen. Davor parkten eine Jaguar-Limousine und ein
Volvo-Touring.
    Tim erinnerte sich sofort und
ihm kam eine Idee.
    »Da!«, meinte er halblaut.
»Seht mal!«
    Sie folgten seinem Blick.
    »Eriks Wagen ist nicht dabei«,
stellte Klößchen fest. »Oder was meinst du?«
    »Diese Fahrzeuge sind mir
vorhin aufgefallen«, erklärte Tim. »An deinem Schokoladen-Kiosk. Englische
Kennzeichen. Englische!!!«
    »Hast du die Fahrer gesehen?«,
fragte Gaby. »Ich entsinne mich, dass da zwei Autos standen, habe aber nicht
weiter darauf geachtet.«
    »Den einen«, nickte Tim. »Typ
voll gefressener Chefeber im Hausschweinrudel. Mit Narben auf dem Kahlschädel.
Er hat Bierkästen eingeladen.«
    »Worauf willst du hinaus?«,
fragte Karl gespannt.
    »Wir geben die Kennzeichen an
Gabys Vater durch. Er kann per Amtshilfe in London feststellen lassen, auf wen
die Vehikel zugelassen sind.«
    »Toll!«, flüsterte Gaby. »Du
denkst natürlich an Jack Milburn.«
    »Es wäre zu schön, um wahr zu
sein. Dass der Chefeber zu später Stunde Bier vom Kiosk holt, könnte bedeuten,
sie sind gerade angekommen in ihrem Ferienhaus. Wie wir. Wie die Fenders.«
    »Könnte«, nickte Karl, »muss
aber nicht. Hat jemand Papier und Stift? Nein? Ist mal wieder typisch.
Allerdings — ich auch nicht. Dann socke ich mal hin und lerne die Kennzeichen
auswendig.«
    »Sei vorsichtig!«, warnte Tim.
»Im Haus ist noch überall Licht.«
    Das Tor war niedrig. Karl
kletterte hinüber und lief zu den Fahrzeugen. Ihm bot sich keinerlei
Sichtschutz. Der Vorplatz der Garage war frei und von Mondlicht übergossen.
Karl bückte sich zum Heck des Jaguars und verharrte einen Moment. Dann wandte
er sich zu dem Volvo und verfuhr gleichermaßen.
    Gaby und Klößchen beobachteten
ihn. Tim beobachtete das Haus.
    Es geschah, als sich Karl
hinter dem Volvo aufrichtete.
    Durch die lautlos geöffnete
Haustür jagte ein Typ heran wie eine Kanonenkugel. In Anbetracht seiner
massigen Figur war der Chefeber enorm schnell. Tim flankte bereits übers Tor,
kam aber zu spät. Der Vierschrötige hatte den viel kürzeren Weg und schlug
Karl, der sich zu spät zur Flucht wandte, die Faust zwischen die
Schulterblätter. Karl stöhnte und fiel steif aufs Gesicht. Dann knallte Tims
hochgezogener Halbkreistritt dem Schläger an den Schädel. Augenblicklich gingen
dort die Lichter aus. Aber der Kerl fiel so langsam um wie ein Gebäude bei
einem Erdbeben. Er kippte gegen den Volvo, dann rücklings zu Boden und bewegte
sich nicht mehr.
    »Rühr dich nicht!«, brüllte
eine heisere Stimme vom Haus her.
    Vor der Tür stand ein Mann. Er
hielt ein Gewehr im Anschlag und zielte auf Tim.

    »Langsam!«, rief der
TKKG-Häuptling, aber ihm war mulmig zumute. »Wir sind nicht die Bösen. Verdammt
noch mal! Warum schlägt Ihr Kumpel meinen Freund nieder? Wir suchen doch nur
unsere Katze. Maunzi ist ausgerückt. Sie hatte sich unter den Autos versteckt.
Ganz deutlich haben wir sie von der Straße aus gesehen. Jetzt ist sie natürlich
weg.«
    »Ihr seid hier unbefugt
eingedrungen!«
    »Quatsch mit Senfsoße! Niemand
ist eingedrungen! Wir suchen unsere Katze. He, Mann! Haben Sie überhaupt einen
Waffenschein?! Was fällt Ihnen ein, uns zu bedrohen!«
    Das wirkte ein wenig. Das
Gewehr wurde gesenkt.
    Karl hatte sich aufgerichtet
und bewegte die Schultern. Der Chefeber pennte noch.
    »Meine Attacke«, sagte Tim,
»war reine Notwehrhandlung. Dafür habe ich drei Zeugen. Und Maunzi, wenn sie
sprechen könnte. Mein Freund hätte sie eingefangen. Aber dieser tollwütige
Fettsack hat sie verscheucht.«
    »Das Tor ist verschlossen«,
sagte der Gewehrschütze. »Es sah aus, als wollte der lange Dünne unsere Autos
aufbrechen.«
    Er meinte Karl und war selbst
lang und dürr, allerdings von der drahtigen Art. Sonderbarerweise trug er trotz
Nacht und Mondlicht eine Sonnenbrille im unschönen Gesicht. Das dunkle Haar
bemühte sich um einen nackenlangen Pferdeschwanz. Mit dem Milburn-Foto bestand
nicht die geringste Ähnlichkeit.
    Doch Tim meinte, hinter der geöffneten
Tür im diffusen Licht der Eingangsdiele eine Bewegung bemerkt zu haben. Jetzt
verfolgte er einen jäh entstandenen Gedanken. Vielleicht können wir uns,
überlegte er, die mühselige Ermittlung über die Kennzeichen ersparen.
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