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Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel
Autoren: Stefan Wolf
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Gefühl«,
meinte Karl.
    »Aber sie hätten was
Gehaltvolles anbieten können«, kritisierte Klößchen. »Mineralwasser ist die
letzte Wahl.«

17. Keilerei
nach Mitternacht
     
    Tim schob sein Bike dicht an
dem großen Jeep vorbei, blieb stehen und spähte hinein. Nichts Auffälliges —
auf den ersten Blick, aber dann sah er die schwarzwollne Sturmhaube auf der
Rückbank, die zweite Maske.
    Seine Freunde waren schon ein
paar Schritte voraus. Er beeilte sich. Scheinbar zufällig wandte er sich zum
Haus um. Wurde er beobachtet? Er konnte nicht ausmachen, ob jemand hinter einem
der dunklen Fenster stand. Aber er rechnete damit.
    »Wo bleibst du?« Gaby wartete
auf ihn.
    »Bin schon da.«
    Prüfend sah sie ihn an. »Ist
was?«
    »Und ob! Aber erst mal zur
Straße. Vielleicht interessiert man sich für unseren Abgang.«
    Karl und Klößchen waren durchs
Tor und schwangen sich bereits in den Sattel. Kaum hatten Tim und Gaby passiert,
hörten sie ein metallisches Brummen hinter sich. Wie von Geisterhand, nämlich
elektronisch gesteuert, schloss sich das schwere schmiedeeiserne Tor. Es
bestand aus zwei Flügeln, die jetzt exakt ineinander rasteten.
    Na, also!, dachte Tim. Sie
haben uns im Blick.
    Sie entfernten sich ein Stück.
Dann stoppte Tim und nötigte seine Freunde, mit ihm die Köpfe
zusammenzustecken, damit er leise sprechen konnte.
    »Ihr habt es nicht bemerkt,
aber mir ist aufgefallen, dass beide Clausens Masken haben. Schwarze Sturmhauben.
Mario hatte seine in der Tasche, wo sie deutlich raushing, bevor er sie
wegsteckte. Papa Clausens Maske liegt noch im Jeep. Das heißt, die beiden haben
heute Abend was abgezogen, wobei sie ihre Gesichter nicht zeigen wollten. Dazu
passen auch die seltsamen Klamotten.«
    Gaby machte große Augen. Karl
polierte bereits an seiner Brille.
    »Denkst du an Bankraub?«,
fragte Klößchen.
    Tim schüttelte den Kopf. »Das
wäre die letzte Wahl — um mal dich zu zitieren.«
    »Was denn dann?«
    »Keine Ahnung. Aber es war was
mit Waffengewalt. Nachdem ich bei Mario die Maske bemerkt hatte, habe ich beide
unauffällig gemustert. Jeder hatte einen flachen, massiven, nicht allzu großen
Gegenstand in der rechten Hosentasche. Pistolen.«
    »Uih!«, kiekste Gaby. »Sie
wirkten auch sehr angespannt, nicht wahr? Den Rotwein hatten sie nötig.«
    »Wahrscheinlich lassen sie sich
jetzt voll laufen«, meinte Klößchen.
    »Geht’s uns was an, was da
war?«, fragte Karl.
    Tim hob die Schultern.
»Unrecht, egal von wem verübt, geht uns immer was an. Andererseits sind die
beiden im Moment unsere Verbündeten. Besonders der alte Clausen würde es übel
nehmen, wenn wir unbequeme Fragen stellen und rumstochern.«
    »Wieder mal ein Konflikt«,
sagte Gaby. »Scheint momentan unser Schicksal zu sein.«
    »Ich glaube ja nicht«,
beschwichtigte Tim, »dass sie was Schlimmes angestellt haben. Und fragen, wozu
man Masken und Pistolen braucht, werden wir sie erst, wenn dank Robertos Hilfe
Eriks Wagen gefunden ist.«
    »Du durchtriebener Schurke!«
Gaby boxte ihn in die Rippen.
    »Aber zielbewusst.«
    »Charakterlos.« Sie lachte.
    »Es geht doch nur um die
Reihenfolge.«
    »Ich bin ja deiner Meinung, bin
eben auch charakterlos.«
    Klößchen gähnte, als wollte er
den Mond verschlucken. »Unentwegt höre ich mein Bett nach mir rufen. Ich bin so
bleimüde, dass es mich nicht mal mehr stört, wenn Jack Milburns Foto meinen
Schlaf bewacht.«
    Sie fuhren los. Nicht nur
Klößchen war müde. Mühsam hielten alle die Augen offen und in den Köpfen war
dösiger Nebel anstelle frischer Gedanken. Tim, der voran fuhr, passte nicht
auf. Statt abzubiegen, strampelte er stur geradeaus, den Blick schräg nach
unten gerichtet. Erst nach einer Weile fiel ihm auf, dass die schöne
Villenstraße nicht dem Rückweg entsprach. Die Richtung stimmte zwar, aber nur
was die Himmelsrichtung betraf. Gröberes Verfranzen war in diesem Tal
allerdings auch nicht möglich, denn alle Wege führten entweder zu Bergwänden —
wie Klößchen bereits festgestellt hatte — oder zum See.
    Trotzdem hielt Tim an. »Ich
glaube, der Weg stimmt nicht.«
    Die andern sahen sich um.
    »Wir sind falsch«, nickte Gaby.
»Und ab jetzt führe ich den Konvoi. Du schläfst ja schon im Sattel.«
    »Moment, Pfote!« Er äugte an
ihr vorbei zu einem Grundstück, das ähnlich wie die Clausen-Villa am Hang lag.
    Ein großes ansehnliches Haus.
Acht Zimmer, schätzte Tim. Daneben ein Swimmingpool. Wie im See spiegelte sich
der Mond auch hier. Der Garten war
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