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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie!
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
    K ate Dunne saß zusammengerollt
in einem Sessel, und ihr zerzaustes Haar fiel ihr über ein Auge wie eine
auseinandergefallene Garbe reifen Getreides. Die temperamentvolle Wölbung ihrer
Brüste zeichnete sich deutlich unter dem dünnen Oberteil des dünnen
Seidenpyjamas ab. Vom Gesichtspunkt des Touristen aus bildete die Landschaft ihrer
sanft geschwungenen Oberschenkel die einzige Konkurrenz in dieser wunderbaren
Szenerie und stellte ihn vor die bezaubernde Wahl, für welche Aussicht er sich
entscheiden sollte — bergauf oder hinab ins Tal.
    Das Mädchen Kate Dunne gehört
zu dem seltenen Typ eines weiblichen Wesens, das Sex und Unschuld zugleich
ausstrahlt. Ich nenne so was unbewußte Ambivalenz,
aber auch wenn ich es als gepolstertes Kasseler Rippenspeer bezeichnet hätte,
so hätte es doch genau dieselbe Wirkung auf mich gehabt — nämlich mich bei
jedem Hinschielen halbwegs um den Verstand zu bringen.
    »Hallo, Larry!« Sie lächelte
müde und blies dann aus dem Mundwinkel eine Haarsträhne weg. »Sie sind ja noch
angezogen. Leidet denn außer mir in diesem Team jeder an Schlaflosigkeit ?«
    Frieda Ansel ,
die am anderen Ende des Zimmers auf und ab ging, unterbrach kurz ihre Wanderung
und starrte uns beide an, ohne Partei zu ergreifen.
    »Niemand hat hier eine Chance,
an irgendwas zu leiden«, sagte sie schroff. »Wofür hält sich dieser kleine
Tropf eigentlich? Ich meine, eine Story-Besprechung um zwei Uhr morgens
einzuberufen — eine Story-Besprechung !«
    Sie strich sich über ihre
makellose Frisur — zwei glänzende schwarze Rabenflügel, die sich von ihrem
Mittelscheitel nach unten ausbuchteten und einen elliptischen Rahmen für die
zarte Struktur ihres kalten, schönen Gesichts bildeten — dann zog sie hörbar
die Luft durch die Nase ein. Das schulterfreie, enge weiße Kleid, das sich an
ihren schlanken Körper schmiegte, verschaffte ihr mehr Ähnlichkeit mit der Schneekönigin
aus dem Märchen denn je.
    »Vielleicht hält er sich für
Eddie Sackville ?« sagte ich. »Der große Komiker des
Fernsehens — der Bursche, der sich auf der Beliebtheitstabelle beharrlich an
der Spitze hält. Vielleicht glaubt er, die einfache Tatsache, daß wir noch
Fleisch auf den Knochen haben, sei der Beweis dafür, daß wir für sein Geld
nicht hart genug arbeiten ?«
    Ich erwärmte mich für mein
Thema und ignorierte die verzweifelten Signale aus Kates großen blauen Augen —
ich glaubte in keiner Weise dem Gerücht, daß Frieda Ansel Eddies Palastbett teilte, auch wenn Kate das glaubte.
    »Vielleicht«, sagte ich
beglückt, »beruft er um zwei Uhr morgens eine Besprechung ein, weil er ein
Vampir ist und vermutet, daß noch ein paar Tropfen warmen Bluts in unseren
Adern zu finden sind, obwohl wir bereits seit acht langen Monaten an seiner
Show arbeiten .«
    »Ganz reizend, Larry«, sagte
eine schrecklich vertraute nasale Stimme hinter mir. »Das ist die Form der
Loyalität, die ich schätze, vor allem von einem zweitklassigen Schreiberling
wie Ihnen, der mir als angeblicher Spitzenautor meiner Show viertausend pro
Woche aus der Tasche zieht .«
    Ich hätte daran denken sollen,
daß er niemals ein Zimmer betritt, dachte ich verbittert, er kriecht immer
herein — der verdammte Kriecher. Mit stark ausgeprägtem Zögern drehte ich mich
um und sah ihm in das verhaßte , vertraute Gesicht,
das bei mehr als dreißig Millionen Zuschauern in den ganzen USA jeden
Mittwochabend Lachkrämpfe auslöste.
    Es war ein wenig ausgeprägtes
Gesicht, dünn und melancholisch. Sein Kopf hing herunter wie der eines
Basset-Hundes; der kleine Nasenrücken sah aus, als sei er unfähig, die schwere
Brille zu tragen, deren überdimensionale Gläser die kurzsichtigen, verwunderten
babyblauen Augen noch vergrößerten. Nur wenn man einmal aufhörte, über Eddie
Sackville zu lachen — vermutlich taten das die erwähnten dreißig Millionen Fans
nie — , dann konnte man den verkniffenen Zug um den Mund sehen und auch, wie
seine dünnen Lippen eine einzige schmale Linie bildeten.
    Als Komiker hatte er den
chaplinesken Reiz des kleinen Burschen, der immer gegen unüberwindliche
Schwierigkeiten ankämpft; aber er hatte nicht das gewisse Pathos, das einen
Komiker zum Genie machen kann. Eddie hatte etwas anderes — eine Art
Terrier-Charakter. Sein kleiner Bursche schnappte nach wie vor nach den
Fersen des Polizeibeamten, auch wenn ihm der Gummiknüppel zum zehntenmal auf den Schädel knallte. In diesem Augenblick
sah er überhaupt
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