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0430 - Die Hexe mit der blauen Kobra

0430 - Die Hexe mit der blauen Kobra

Titel: 0430 - Die Hexe mit der blauen Kobra
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Der Tod kam in einem gelben Wagen.
    Das Haus von Stephen Lund lag im nördlichen Inwood Hill Park. Trauerweiden markierten den Weg vom versteckten Bungalow bis zu den schwarztrüben, ölverseuchten Wassern des Harlem River. Der Bau wurde zur Straße von einem braunen Jägerzaun und einer Rotdornhecke abgedeckt.
    Ein Postwagen bog von der Straße, die am Harlem River entlanglief, auf den schmalen, grau asphaltierten Weg und hielt vor dem hölzernen Tor, das zum Lundschen Grundstück führte. Ein Postbeamter stieg aus und ging zum Heck des Kastenwagens, sortierte ein zigarrenschachtelgroßes Päckchen aus, zog einen roten Zettel aus der Ledertasche und marschierte pfeifend durch das Tor.
    Nachdem er auf einen Knopf gedrückt hatte, wurde von innen die Tür geöffnet.
    Ein Mann mit schmalem Gesicht und weißem Haar trat ins Blickfeld. Der Postbote überreichte das Päckchen, ließ sich den Empfang quittieren und ging zurück. Pfeifend marschierte er über den mit Steinplatten ausgelegten Weg.
    Als er das Tor zudrückte, passierte es.
    Im Bungalow gab es einen fürchterlichen Knall.
    Fensterscheiben flogen splitternd aus den Rahmen, die Haustür platzte auf und schlug krachend gegen die Hauswand, das Dach des Bungalows blähte sich, Fetzen wirbelten durch die Luft.
    Wie aus einer riesigen Düse fauchte ein scharfer Luftstrahl aus der Türöffnung. In ihm wirbelten Glassplitter, Holz- und Steinteilchen mit. Der Explosionstornado raste an dem Postboten vorbei, der sich blitzschnell hinter die Rotdornhecke geduckt hatte.
    Ein Schwarm Stare stieg aus den Lindenbäumen des Parkes hoch und schwirrte zum Harlem River ab.
    Danach herrschte tödliche Stille.
    Der junge Mann kam hinter der Hecke hoch und starrte zum Bungalow hinüber, aus dessen Türöffnung staubiger Rauch emporstieg. Er zögerte sekundenlang, dann stürmte er durch die aufgeflogene Tür.
    In der Diele lagen Glaskästen zersplittert auf dem Boden. Bunte Flügelfetzen von aufgespießten, präparierten Schmetterlingen flirrten durch die Luft. Mr. Lund galt als Schmetterlingsfachmann.
    »Mr. Lund!« rief der Postbote.
    Als er keine Antwort erhielt, stieg er über die Mörtelstücke, die der Luftdruck an die Türschwelle gefegt hatte.
    Da erkannte er den Weißhaarigen.
    Er war vom Luftdruck an die hintere Wand der Diele geschleudert worden.
    Zögernd, stockend ging der Bote hinüber. Als er nahe genug heran war, um Einzelheiten zu erkennen, stieß der Postbote einen Schrei aus und rannte aus dem Haus.
    ***
    »Klar zur Wende«, sagte ich zu Phil.
    Wir saßen auf der Holzbank in der Plicht des Kajütkreuzers. Ich zog die Ruderpinne herum. Die weißen Segel flatterten und knallten. Phil löste die Leinen des Vorschots. Der Großbaum sauste über unsere Köpfe hinweg.
    Für Sekunden stand die Jacht still. Die flachgehenden Wellen von Long Island Sound klatschten an den schneeweißen Rumpf und leckten mit den schaumigen Kronen bis an die niedrige Reling hoch. Der Südwestwind drückte in die Segel, und der schnittige Renner nahm wieder Fahrt auf.
    Phil streckte sich und hielt das Gesicht in den Sonnenstrahl, der durch die Decke weißer Wolken fiel. »Davon müßten wir manchmal mehr haben, Jerry«, meinte er. »Wind, Wolken, weiße Segel und eine Brise aus Südwest.«
    »Ich bin schon zufrieden, wenn wir heute ungestört bleiben«, antwortete ich.
    Das Boot drängte in einer plötzlichen Windbö nach Backbord. Gischt spritzte hoch und stäubte in unsere Gesichter.
    Aus der Kajüte ertönte ein leises Brummen.
    »Schau mal nach«, rief ich Phil zu, ohne die Augen zu öffnen.
    Er seufzte theatralisch, zog die Beine ein, duckte sich und verschwand in der engen Öffnung, die in die Kajüte führte.
    Nach etwa fünf Minuten kam er zurück. Sein Gesicht sprach Bände. Er setzte sich auf seinen Platz.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Dreh bei. Kurs 280 Grad. Die schönen Stunden sind gezählt. Der Chef will uns sprechen. Am Harlem River ist eine Höllenmaschine explodiert.«
    »Was haben wir damit zu tun?« fragte ich.
    »Dieselbe Frage habe ich dem Chef gestellt, Jerry. Er hat mir auch eine Antwort gegeben.«
    Phil erzählte von einem Postboten, der ein Päckchen bei Stephen Lund abgeliefert hatte, in dem sich eine Sprengladung befunden hatte.
    »Immer noch kein Fall für uns«, blieb ich bei meiner Meinung, hatte da aber schon längst beigedreht. Die Scheibe des Kugelkompasses schwabbte träge um die 280er Marke herum.
    »Das meinst du, Jerry. Mr. High ist anderer Ansicht. Die
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