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1458 - Die Mordkapelle

1458 - Die Mordkapelle

Titel: 1458 - Die Mordkapelle
Autoren: Jason Dark
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Momentan hörte sie ihre Verfolger nicht. Sie sah sie auch nicht, aber sie wusste, dass sie nicht aufgeben würden. Sie brauchten auch nur eine kurze Strecke zu überwinden, um bei ihr zu sein, aber da hatte die Natur noch ein kleines Hindernis aufgebaut in Form eines Grabens, auf dessen Grund das dunkle Wasser eines Bachs schimmerte.
    Von der anderen Seite hatten sie geschossen, nachdem sie sich bei der Verfolgung geirrt und einen anderen Weg genommen hatten. So trennte dieser Graben sie noch immer, aber er war nicht breit genug, um unüberwindlich zu sein.
    Hinter der getroffenen Stelle über dem linken Ohr pochte und hämmerte es. Die Haut war durch den Anprall des Steins nicht aufgerissen worden, sodass auch kein Blut lief. Es wäre der jungen Frau zudem egal gewesen, sie dachte an Flucht und an ein einigermaßen sicheres Versteck, denn Pardon würden die Hundesöhne nicht kennen.
    Sie waren um die zwanzig Jahre herum, und sie waren gefürchtet.
    Im Ort wurden sie die drei Talibans genannt. Da duckten sich die Menschen, wenn sie nur in die Nähe kamen. In Vanessa hatten sie ein Opfer gefunden.
    Sie selbst lebte nicht in diesem Kaff. Sie war nur zu Besuch bei ihren Verwandten, und sie war den Kerlen eben aufgefallen, denen man so viele schlimme Dinge nachsagte. Sogar von Tötungen wurde unter der Hand gesprochen.
    Dabei hatte Vanessa Blair gedacht, hier Ruhe zu finden. Das Gegenteil war nun eingetreten.
    Im Moment hatte sie andere Sorgen. Sie musste zusehen, dass sie aus dieser Klemme herauskam. Noch blieb sie liegen. Nur behutsam hob sie den Kopf, auch wenn die Bewegung schmerzte.
    Zu sehen war nichts. Zu hören auch nichts. Nur ihr Rad, das lag noch in der Nähe.
    Sie wusste nicht, ob sie die Stille als gutes oder schlechtes Omen deuten sollte. Wenn die Verfolger den Graben nicht durchquerten, würden sie es auf eine andere Art und Weise versuchen. Dazu mussten sie einen Umweg machen, der kostete Zeit, und genau darauf setzte die junge Frau ihre Hoffnung. Sie wollte sich auf keinen Fall hängen lassen und raffte sich auf. Sie verbiss den Schmerz, der durch die zu schnelle Bewegung wieder stärker geworden war, und so richtete sie sich nicht auf, sondern kroch zu ihrem Bike.
    Es lag nicht weit entfernt. Der rechte Handgriff hatte sich in die weiche Erde gebohrt, sodass sie das Rad erst noch hochziehen musste.
    Es klappte nicht sofort. Sie musste schon zweimal ziehen, um das Rad anzuheben. Für einen Moment überlegte sie auch, ob sie es einfach liegen lassen und zu Fuß weglaufen sollte, dann entschied sie sich anders. Es konnte sein, dass sie es noch brauchte.
    Um sie herum war es still geworden. Sie selbst verursachte die Laute durch ihre heftigen Atemzüge. Beim Gehen verspürte sie auch einen leichten Schwindel, den allerdings verbiss sie und machte weiter. Sie schob das Bike über das unebene Gelände, und sie wusste, dass der Waldrand nicht weit entfernt war.
    Und wenn sie ihn erreicht hatte, war es auch nicht mehr weit bis zu der kleinen Kapelle, die außerhalb der Ortschaft mitten in der Landschaft stand. Ein Haus der Besinnung, das von einem reichen Geschäftsmann aus Dankbarkeit errichtet worden war.
    War die Kapelle ein Zufluchtsort?
    Das wusste Vanessa nicht und sie wollte das Gotteshaus auch nicht als einen solchen bezeichnen. Da gab es Dinge in ihrem jungen Leben, die sie anders hatten denken lassen. Sie war zwar nicht unreligiös, aber religiös auf ihre Art und Weise.
    Im Moment konnte sie daran nicht denken. Jetzt ging es einzig und allein um ihre Sicherheit. Sie wollte den Wald so schnell wie möglich verlassen und musste leider feststellen, dass es nicht so leicht war. Der Boden schien sie festhalten zu wollen. Es gab immer wieder Gestrüpp, das sie zusammen mit dem Bike überwinden musste, und das war beileibe nicht einfach.
    Sie lief keuchend weiter und setzte alle Kraft ein, um ihr Bike voranzuschieben. Sie war auf dem schmalen Weg gefahren, der sich durch den Wald schlängelte, und ausgerechnet auf ihm hatte es sie erwischt.
    Ihre Augen bewegten sich. Irrlichternde Blicke schickte sie in die Umgebung. Ab und zu leckte sie ihre Lippen ab, die trocken geworden waren. Dafür lag der Schweiß auf ihrer Stirn. Trotz der Kühle war ihr warm geworden.
    Von den drei Verfolgern hörte sie nichts. Keine Stimmen, keine dumpfen Schritte. Sie schienen sich zurückgezogen zu haben, aber daran glaubte Vanessa nicht. So leicht würden diese Unholde nicht aufgeben, dafür waren sie bekannt.
    Die Bäume
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