Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
weiter?«
    »Keine Polizei. Sonst lassen
sie’s an Tatjana aus. Wenn ich mein Kind unbeschadet zurückhaben will, muss ich
eine öffentliche Erklärung abgeben. Im Fernsehen, auf vier Kanälen, bei der
Presse, im Hörfunk. Vielleicht fällt ihnen noch was ein.«
    »Sie sollen erklären, dass Sie
parteiisch sind, korrupt, Spiele verschoben haben gegen Bares, den FC Smogmoor
beide Male um den verdienten Sieg betrogen und den AC Avanti bevorzugt haben.«
    »Du sagst es. Außerdem soll ich
meinen Rücktritt kundtun — was sich ja erübrigt nach so einem Schuldbekenntnis.
Und ich soll darauf dringen, dass die beiden besagten Spiele für ungültig
erklärt werden.«
    »Das ist doch der totale
Blödsinn.«
    »Die wollen das so.«
    »Sie könnten es später
widerrufen und offenbaren, dass Sie unter Druck gehandelt haben.«
    »Daran haben diese Dreckskerle
auch gedacht, Tim, und mir Folgendes mit auf den Weg gegeben: Wenn ich das
mache, würden sie sich wiederum an eine meiner Töchter halten. Aber dann käme
sie nicht heil davon. Sie würde verunstaltet sein für ihr Lebtag. Und das hätte
sie dann dem Papa zu verdanken.«
    »Verdammt!«
    »Tim, niemand kann meine
Töchter für immer beschützen. Aber diese Wahnsinnigen sind ausdauernd. Sie
haben Zeit. Und sie haben die Mittel.«
    »Hm.« Tim überlegte. »Zum
Schein, Herr Fender, sollten Sie darauf eingehen. Wir müssen ein bisschen Zeit
gewinnen. Vielleicht sieht bald alles ganz anders aus.«
    Für einen Moment war Stille in
der Leitung. Dann: »Tim, hast du was vor?«
    »Ich melde mich wieder.«

    »Sag, was...«
    »Sollten wir Erfolg haben«,
fiel Tim ihm ins Wort, »bitte ich darum, dass ich bei einem Trainingsspiel der
Avantis mitmachen darf. Wenigstens für eine Viertelstunde. Wenn Sie sich beim
Coach für mich verwenden, wird das möglich sein.«
    »Versprochen!«, sagte Fender.
»Himmel, was habt ihr vor?«

21.
Hausbesichtigung
     
    Zu fünft in einem Zweisitzer
ist ein Problem. Außerdem hatte Erik das Verdeck geschlossen, damit kein
Carabinieri aufmerksam wurde. Tim und Gaby quetschten sich auf den
Beifahrersitz, gemeinsam umspannt von einem Sicherheitsgurt. Karl und Klößchen
füllten die Rückbank, die nicht für Personenbeförderung konzipiert war, sondern
als Ablage für Tasche und Klamotten. Sie hätten die Fahrt zwar auch mit dem Van
machen können, aber zum einen war es so lustiger, zum anderen würden am Ziel
vielleicht die Fetzen fliegen und die Beschädigung eines gemieteten Fahrzeugs
wollte niemand riskieren.
    Ein heißer Vormittag, der
Himmel blau, der Famia-See eher schwarz, auf den Straßen die Hölle. Tim und
Gaby wiesen den Weg. Als sie sich Pitchers Anwesen näherten, drehte Erik auf,
und sie zogen flott vorbei. Zunächst wollten sie die Fage erkunden. Offenbar
hatte sich seit letzter Nacht nicht viel verändert. Jaguar und Volvo parkten
vor der Garage. Beim Pool standen Gartenmöbel unter einem großen weißen
Sonnenschirm, aber es war niemand zu sehen.
    Erik hielt an einer
blickdichten Hecke. Hier waren sie außer Sicht, trotzdem nur zwei, drei
Gehminuten entfernt. Wegen der drangvollen Enge war Oskar natürlich bei Frau
Glockner geblieben; und Karl, um den es angeblich ging, sollte im Wagen warten.
Alle anderen stiefelten zu dem Grundstück zurück.
    Tor und Pforte waren
verschlossen. Tim klingelte. Es gab keine Gegensprechanlage, aber ein Mann trat
aus dem Haus und guckte, wer es denn sei. Tim starrte zurück, Gaby zog heftig
die Luft ein, Klößchen schnaubte.
    Leise sagte Erik: »Der sieht ja
aus wie dieser Milburn auf eurem Foto.«
    Ebenso leise erwiderte Tim: »Er
sieht nicht nur so aus. Er ist es.«
    »He, was wollt ihr?«, rief
Milburn.
    »Mit Mr Pitcher und Mr Keane
reden«, antwortete Tim. »Wir sind in Begleitung unseres Anwalts.«
    »Was?«
    »In Begleitung unseres
Anwalts«, brüllte Tim — laut genug, dass ihn die nächsten Anlieger hören
konnten. »Es kam hier letzte Nacht zu Tätlichkeiten und...«
    »Schon gut! Kommt rein!«
Milburn trat zur Tür zurück, griff um die Laibung herum und drückte auf den
Summer.
    Tim, Gaby, Erik und Klößchen
gingen durch die Pforte und zum Haus hinauf.
    Hässlicher Kerl, dachte Tim.
Raubvogelvisage mit tiefliegenden Augen. Dazu eine ausgemergelte Gestalt. Mann!
So sieht man mit 50 nicht aus. Und dieser aufgetriebene Bauch. Kommt natürlich
vom Alkohol. Irgendwann packt’s die Leber nicht mehr.
    Milburn sah sie finster an und
deutete zur Terrasse. »Wartet dort.« Er verschwand im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher