Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
geh. Ich bin so müde. Bitte. Bitte. Bitte. Bitte.
    Mehrere Cazarits versammelten sich vor der häßlichen Frau und der Gruppe der Tejed. Sie redeten, sie hörte sie reden, hörte die Worte deutlich genug, doch sie konnte nicht mehr verstehen, was sie bedeuteten. Die Benommenheit und die Schwäche nahmen zu. Sie begann zu schwanken. Kam wieder klar und zitterte in ihren Kleidern. Sie konzentrierte sich darauf, sich aufrecht zu halten, den Kopf klar zu bekommen. Geh, dachte sie, laß uns allein.
    Die häßliche Frau sprach. „Die Sicherheit meldet das Gebäude und die Umgebung von allen möglichen Gefahren frei. Es dürfte keine weiteren Schwierigkeiten mehr geben. Wir bedauern die Unbequemlichkeiten, die Sie erlitten haben, doch wir sind sicher, Sie werden die Schnelligkeit zu schätzen wissen, mit der wir das Problem gelöst haben. Ein Problem, das Sie selbst verschlimmert haben durch Ihre ablehnende Haltung, durch Ihre Weigerung, meiner Sicherheit das Patrouillieren auf der Insel zu gestatten. Haben Sie noch einen Wunsch?”
    „Ihre Abwesenheit. Auch von der Insel.” Aretas hatte Lilit mehrere Minuten lang angestarrt, und eine Röte stieg in sein Gesicht. Hinter ihrem Schleier lächelte Lilit. Mein Mitverschwörer, dachte sie.
    Töne nur weiter, meine Kröte, meine süße, dumme Kröte. Feg sie für mich hinaus.
    „Gehen Sie!” dröhnte Aretas. „Sie alle. Wir wünschen nicht, daß Sie um uns herumschnüffeln.”
    Kalyen-Tej hob die Hand und ließ sie wieder sinken.
    Ist er nicht ein wunderbarer Bräutigam, lieber Vater, dachte sie.
    So hübsch, so intelligent. Voller Zufriedenheit beobachtete sie die leichten Anzeichen des Abscheus im Gesicht ihres Vaters. Er blickte sich zu ihr um. Sie senkte den Blick.
    Und ihre Sicht verschleierte sich.
    Und war wieder klar. Sie sah, daß die Portale geschlossen waren; die anderen Tej hatten ihre Plätze auf ihren Thronen eingenommen.
    Ihr Vater stand allein auf dem silbernen Stern. Sie konnte ihm nicht mehr böse sein. Sie war müde. Aretas war begierig, die Formalitäten hinter sich und sie ins Bett zu bringen, das wußte sie. Es war ihr gleichgültig. Jetzt war ihr alles gleichgültig. Laß es vorbei sein, dachte sie, laß es vorbei sein laß es vorbei sein
    laß es vorbei sein
    laß es vorbei sein …
    Die Musik setzte wieder ein. Leise zuerst, dann lauter, als Kalyen-Tej zu ihr kam. Sie krümmte die Finger, fühlte, wie sie über den Satin ihres Kleides strichen.
    Ihr Vater kam auf sie zu, streckte die Hand aus. Sie ergriff seine Hand, sah ihn die Stirn runzeln, als er die flammende Hitze auf ihrer Stirn sah. Einen Moment lang glaubte sie schon, sie könne nicht mehr stehen, aber sie schaffte es. Sie ging neben ihm, ihre Schritte waren langsam und stockend. Sie konnte die Ungeduld ihres Vaters spüren, war ungeduldig mit sich selbst, doch ihr Körper tat alles, was in seiner Macht stand. Sie behielt den Blick auf den Boden vor sich gesenkt und sagte sich immer und immer wieder: Laß es vorbei sein, laß es vorbei sein.
    Sie sah das Mosaik des Silbersterns, beeinträchtigt von Brandspuren und einigen Tupfern geschmolzenen Plastiks. Irgend jemand hat ihn gereinigt, stellte sie fest und war milde überrascht. Sie erinnerte sich nicht daran, daß jemand den Schlamassel aus verkohlten und geschmolzenen Waffen beseitigt hatte. Sie starrte den Stern an und staunte, daß jemand in all diesem Durcheinander Zeit gefunden hatte, den Befehl zu geben, ihn zu säubern.
    Ihr Vater stützte sie, als sie in der Mitte des Sterns ankamen.
    „Eamon-Tej vom Geschlecht derer von Lanten”, sagte ihr Vater.
    „Erlaubst du, daß ich dir eine Tochter aus dem Geschlecht der Kalyen vorstelle?” Die Stimme ihres Vaters war bar jeden Ausdrucks.
    „Ich erlaube es - und mit Vergnügen, Mannen-Tej vom Geschlecht derer von Kalyen.” Aretas sabberte diese Worte heraus und lehnte sich vor, die Froschaugen auf Lilit gerichtet.
    Lilits Hand schob sich hoch, unter das Kopftuch, unter die schweißgetränkten Haare, und dann schlossen sich die Finger um die Reißleine.
    Ihr Vater trat vor sie hin, streifte den Schleier zur Seite und starrte mit einem Ausdruck des Erstaunens auf ihr gerötetes und verhärmtes Gesicht hinunter.
    Sie lächelte ihn an …
    … und ruckte die Reißleine los…
    Lärm, plötzliche sengende Hitze, der Mund ihres Vaters klaffte auf
    Er stand am Fenster und sah hinunter auf die helle Spirale von Midway, während er mit einem Glattstein spielte. Hinter ihm saß eine Frau auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher