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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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wäre ziemlich leicht, sie mit ihrer Beute entkommen zu lassen, sie konnte lügen und behaupten, sie habe ihn nicht aufspüren können, die Suche vortäuschen, so tun als ob, während sie gleichzeitig dafür sorgte, daß sie ihm nirgends in die Nähe kamen.
    Das Aufzeichnungsgerät würde beweisen, daß sie ihr Bestes gegeben hatte - nur ein paar Minuten zu spät gegeben hatte. Niemand, nicht einmal Haupt, würde dies in Frage stellen. Sie fühlte eine Art Gerinnen in ihrem Geist-Körper. Nein. Sie konnte es nicht. Stolz, Selbstachtung oder auch etwas so Einfaches wie die Tatsache, daß sie nicht als Verliererin dastehen wollte - gute oder schlechte Gründe, sie konnte es einfach nicht. Der Widerstreit in ihr dauerte an, und sie spürte, wie sich die Jungenflamme an die Mannflamme kuschelte, fühlte den Schock, davon ausgelöst, daß ihr Schiff auf ihren Bildschirmen aufgetaucht sein mußte. Ich will meinen Sohn haben, dachte sie, und das erweckte in ihr einen Zorn und ein so heftiges Sehnen, daß es sie aus ihrem Hinausgreifen riß und sie schmerzhaft in ihren Körper zurückschnellen ließ. Sie fühlte eine Enge in ihrer Haut, und etwas Klebriges rollte über ihr Gesicht und in ihre Haare, und sie wußte, daß sie weinte, stumm und gleichmäßig weinte.
    Sie öffnete die Augen. Sie brannten; die Sicht verschwamm. Sie preßte die Handrücken darauf, bis das Brennen verschwand. Als sie die Hände herunternahm, bemerkte sie, daß Intaril sie beobachtete; neben ihr war Tamris nach wie vor auf die Konsole konzentriert.
    Sie fühlte sich alt, müde, schmutzig. Und sie sagte: „Hinunter.
    Zurück, auf die Sonne zu. Innerhalb der nächsten paar Minuten müssen sie auf den Bildschirmen der Hitzetaster auftauchen.”
    Sie ließ den Kopf zurückfallen und schloß die Augen. Es war noch nicht vorbei: Stavver mußte überzeugt, Intaril überredet, die Aghir mußten zur Halle zurücktransportiert werden. Ich wünschte, es wäre vorbei, dachte sie, Möge es bald vorbei sein.
    Der Junge und der Dieb
    Der Kommunikator summte. Stavver lauschte der Wiederholung der melodischen Töne, und seine Finger klopften auf die Armlehne des Sessels. „Ich wünschte, dein Magen wäre ein schlechterer Prophet, kleiner Bruder.”
    „Wir müssen schneller sein”, sagte der Junge. „Gib den Schirm auf und flieh.”
    „Wir können nicht schnell genug sein, kleiner Bruder, nicht wenn deine Mutter so nahe ist.” Er tippte auf den Kommunikator, beließ die Sichtverbindung jedoch abgeschaltet. „Also gut”, sagte er. „Du bist für mich das personifizierte Pech.”
    „Zu schade, es gibt eine ganze Menge davon in den Cazarit-Computern.”
    „Deinetwegen.”
    „Du hast die Quelle geliefert, nicht ich.”
    „Name, Vorgeschichte?”
    „Noch nicht.”
    „Ah. Anreiz?”
    „Ich will die Tejed, mein Freund.”
    „Bereit, ein Geschäft zu machen?”
    „Kommt darauf an. Wenn es sein muß.”
    „Wenn es sein muß, kann ich das Schiff sprengen. Das kannst du nicht verhindern. Keine Gesellschafts-Sklavenpferche für mich.”
    „Du kennst mich, mein Freund. Ich halte, was ich verspreche.”
    „Wenn du kannst.”
    ,,Ja.”„Kein Lösegeld, nehme ich an.”
    „Nein.”
    „Geleit bis Teegahs Grenze?”
    „Im Austausch wofür?”
    „Fünf friedlich schlafende Herrscher.”
    „Hier und jetzt übergeben.”
    „Übergeben an der Grenze.”
    „Nein. Hier und jetzt. Ich werde dich bis zur Grenze bringen - und dich freilassen.”
    „Und die Cazarits werden dir das gestatten?”
    „Die Cazar-Gesellschaft hat eine registrierte Übereinkunft mit den Jägern getroffen. Wenn ich die Aghir zurückhole, kann ich mit dir machen, was ich will.”
    „Registriert. Ich werde sie an der Grenze übergeben.”
    „Nein. Du bist eine Spur zu schlüpfrig, mein Freund. Ich will sie jetzt haben. Wenn sich die Cazarits einzumischen versuchen, schalte ich sie aus. Und es wird sie teuer zu stehen kommen. Mein Honorar verdoppeln. Du müßtest mein Honorar sehen.”
    „Sieht so aus, als wäre ich in der falschen Branche.” Jetzt war er wieder entspannt, hielt sich mit Wortspielereien mit der Frau auf.
    Der Junge rieb sich den Bauch; der Schmerz der Vorahnung war verschwunden, aber es tat nach wie vor weh. Da war ein Schimmer in den milchigen blauen Augen des Diebes, dem Schimmer des Fiebers nicht unähnlich, wenn er tief in einem Spiel gebannt war. Der Junge starrte das lächelnde Gesicht seiner Mutter an, krank vor Schmerz und Haß. Er wollte sie anschreien, wollte

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