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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd
Autoren: Jo Clayton
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ihr sagen, daß er sie haßte, er wollte sie fragen, warum sie allein weggegangen war und ihn verlassen hatte.
    „Sieht so aus. Also?”
    „Ist lange her.”
    „Du scheinst dich beschäftigt gehalten zu haben.”
    „Du auch, dies besagen jedenfalls die Gerüchte.” Er zupfte an seiner Nase. „Zu schade. Bei jedem anderen hätte ich verduften können.”
    „Nett von dir. Du hast noch keiner Herausforderung widerstehen können. Eine Schwäche, mein Freund; du solltest sie bekämpfen.
    Und all diese Bilder von dir - im Computer einer Gesellschaft.
    Unachtsam von dir.” Sie lächelte plötzlich, und ihre blaugrünen Augen funkelten vor Lachen. „Aber du weißt, wie du damit leben mußt, da bin ich mir ganz sicher. Hör auf, Zeit zu schinden. Dreh bei, oder…” Sie hob eine Augenbraue. „Oder du wirst das für mich besorgen. Nun, ich kann nicht sagen, ich hätte es nicht versucht.” Er schaltete den Antrieb ab und ließ das Schiff weiter nach außen treiben; der Junge lächelte jetzt. Sie waren nicht allzuweit von der Grenze entfernt. Wenn es dem Dieb gelang, sie noch ein bißchen hinzuhalten …
    „Die Schirme auch - schalte sie ab. Du vergißt, daß ich dein Schiff sehr gut kenne.” Die angenehme, dunkle Altstimme zitterte noch vor Lachen. „Und ich kenne deine Tricks, du schlüpfst mir nicht durch die Finger.”
    „Ich verstehe. Du hast ein Rettungsboot in diesem kunstvollen Haufen Schrott?”
    „Ja. Groß genug, um fünf Schläfer darin transportieren zu können.”
    „Komm herüber. Ich werde die Schleuse öffnen.”
    „Du gibst niemals auf, nicht wahr? Wünschte, ich könnte selbst kommen, aber ich glaube nicht, daß das eine gute Idee wäre. Meine Mitarbeiterin wird es hinüberbringen. Ich werde ein bißchen ungeduldig, Freund. Schalte die Schutzschirme ab.”
    Er verzog das Gesicht und desaktivierte die Schirme.
    „Zufrieden?”
    „Du bist immer gut darin gewesen, mich zufriedenzustellen.” Sie lachte und wandte sich ab.
    Der Junge konnte sie noch sehen und ein Murmeln hören, doch er verstand nicht, was sie zu den Leuten außerhalb der Aufnahmeoptik sagte. Mehrere Minuten lang behielt sie das Gesicht abgewandt; sie hörte zu, sprach, hörte wieder zu, dann schwang sie wieder herum.
    „Es werden zwei Personen in dem Rettungsboot sein”, sagte sie, und jetzt lächelte sie nicht mehr. „Paß auf die Direktorin auf, ich weiß nicht, was sie vorhat; keine Ahnung, warum sie an Bord deines Schiffes kommen will. Ich nehme an, sie wird eine Art Signalgeber anzubringen verbuchen. Sie gibt sich nicht gern geschlagen. Laß mich ihn sehen. Bitte.”
    Der Junge flitzte zum Schleusendurchgang und lachte. Eine Möglichkeit war ihm wenigstens geblieben, ihr weh zu tun. Als ihn der Dieb Ansah, schüttelte er heftig den Kopf.
    „Nein”, sagte er.
    Der Dieb zuckte mit den Schultern. „Er sagt nein.”
    Der Junge beobachtete, wie seine Mutter die Augen schloß und die Lippen zusammenpreßte. Er grinste wild, heißer Triumph explodierte in ihm. Er sah ihren Schmerz - und dann, mit einiger Enttäuschung, wie sich ihr Gesicht wieder glättete.
    Schnell und leicht wischte sie mit den Fingerspitzen über ihre Stirn, „öffne die Schleuse, das Boot ist da.”
    Lilit
    Sie saß auf den Stufen, die Hände locker auf ihrem Schoß gefaltet.
    Wachen und Aufseher drängten sich in kleinen Gruppen, düster, größtenteils stumm, einige von ihnen unterhielten sich in gedämpfter Lautstärke. Die Cazarits standen an einem der offenen Portale, sprachen hin und wieder miteinander, wenn einer der ihren von draußen hereinkam, um f’Voine etwas zuzuraunen. Lilit schaute über ihre Köpfe hinweg auf die wenigen Stücke Himmel, die sie durch die offenen Portale sehen konnte, auf die grünen, mit Gestrüpp überwucherten Hänge des benachbarten Berges und den Schnee auf den Gipfeln dahinter. Ihr Atem wehte in Dampfwölkchen aus ihrem Mund hervor. Es war jetzt sehr kalt, und die Cazarits konnten die Türen nicht ohne die Aghir-Schlüssel schließen - nun, sie konnten sie schließen, doch sie würden sie nicht mehr aufbekommen. Bald wird die Sonne untergehen, dachte sie. Seit über fünf Stunden trug sie nun die Kleider; sie konnte die Hitze fühlen, die sie hervorriefen, es wird schlimmer, dachte sie, und zwar schnell. Sie reagierten aufeinander, diese Kleider, was immer es sein mochte, was Acthon ihr gegeben hatte, um sie herzustellen. Er hätte mir sagen sollen, was geschehen wird, dachte sie. Du hättest mich einweihen
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