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Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung
Autoren: Nalini Singh
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doch so vorsichtig waren?« Und er selbst todsicher angenommen hatte, er hätte eine geheime Ecke in seinem Kopf, in die Santano nicht hineinkonnte.
    Sahara zuckte nicht zurück und wandte sich nicht ab. »Ein Kind hat noch keine Schilde, und Santano war ein Kardinalmedialer«, sagte sie mit offenen mitternachtsblauen Augen. »Niemand ist schuld.«
    »Du begreifst es immer noch nicht.«
    »Was?« Sie legte die Hand auf sein Herz. »Dass er mit mir dasselbe gemacht hat wie mit den vielen Gestaltwandlerfrauen?«
    Jede Zelle in ihm erstarrte zu Eis. »Ja.« Er schob sie sanft von seinem Schoß, stand auf und trat hinaus auf die Terrasse.
    Schwere Regenwolken hingen am schwarzen Himmel, alles war grau, und ein kalter Wind peitschte seinen bloßen Oberkörper. Kaleb ging zu den gebrochenen Geländerstreben, riss sie Stück für Stück heraus und warf sie auf einen Haufen. Sahara stand im Türrahmen und sah zu, sagte aber kein Wort, bis er das ganze Geländer abgerissen hatte, das er selbst gebaut hatte.
    Er trat an den Rand der Terrasse und starrte hinaus in die finstere Nacht. »Santano wusste schon seit Jahren von dir«, sagte er. Das Tapsen ihrer Sohlen auf dem Holzboden war wie Hammerschläge gegen seine Brust. »Aber er hat nicht eingegriffen. Später hat er gesagt, du hättest mich stabilisiert, seiest also nützlich gewesen.« Nützlich. Das Schönste in seinem Leben war nützlich für Ratsherrn Santano Enrique gewesen. »Nur meinetwegen wusste er überhaupt, dass es dich gibt.«
    Er spürte Saharas Hand auf dem Rücken. »Du hast gesagt, ich solle mich vorsehen«, sagte sie so sicher, dass er wusste, ihre Erinnerung war vollkommen klar. »Hast mich davor gewarnt, jemals allein in die Nähe dieser Bestie zu kommen. Du hast so stark geblutet an jenem Tag, dass ich Angst hatte, dein Gehirn würde ernsthaft Schaden nehmen – meinetwegen hast du dich so sehr gegen den Zwang gesträubt.«
    Steine polterten in die Schlucht, und Kaleb wusste, dass er der Grund dafür war. Seine Wut musste irgendwohin. »Es war nicht genug. Denn er ist tiefer in mich eingedrungen und hat deine wahren Fähigkeiten erkannt – und auch gesehen, wie schnell du gelernt hast, mit ihnen umzugehen. Eines Tages hättest du all seine Geheimnisse sehen können, und damit nicht genug, du hattest auch die entsprechenden Kontakte, um dir Gehör zu verschaffen.«
    Kaleb hatte Enrique gebeten, sie nicht anzufassen, zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben hatte er um etwas gebeten. Er war sogar bereit gewesen, die letzten Scherben seiner zersplitterten Seele dafür zu geben, wenn das der Preis sein sollte, doch Enrique hatte andere Pläne. »Er sagte, es sei an der Zeit, mir zu zeigen, wer mein Herr sei.«
    Sahara schlang die Arme um ihn. »Er wollte, dass du mir wehtust.«

44
    Kaleb starrte weiter in die Dunkelheit, alle Muskeln bis zum Äußersten angespannt, bis er hart wie Stein war. »Du erinnerst dich an jene Nacht?«
    »An beinahe alles«, sagte sie und küsste ihn auf den Rücken. »Seit gestern kommen die Erinnerungen Stück für Stück zurück. Ich habe fast alles beisammen.«
    »Und warum hast du dann keine Angst vor mir? Warum bist du immer noch da?«
    »Weil du mein bist.«
    Der Stein zersprang, und seine Hände schlossen sich über den ihren. »Er wusste, wenn ich dir wehtat, würde das den letzten Widerstand brechen, der mich davon abhielt, seine Kreatur zu werden und nicht mehr Kaleb zu sein.«
    »Stich zu.« Ein Messer in seiner Hand. »Du bist wie ich, das warst du immer. Tu, was in deiner Natur liegt.«
    Sahara stellte sich vor Kaleb, trat ohne Angst an den schwindelnden Abgrund. Als er sie heftig zurückriss, sagte sie lächelnd: »Ich wusste, dass du mich nicht fallen lassen würdest.« Der Stein zerbröselte zu feinem Sand. Sie griff nach seinem Arm und strich über die Narbe am Unterarm. »Fast wie ein Brandzeichen«, sagte sie leise. »Oder eine Verbrennung, die nie richtig behandelt wurde. Es kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Das Firmenzeichen der altmodischen Wandheizung in dem Hotelzimmer, das Santano für jene Nacht gewählt hatte.« Er wagte es, ihr übers Haar zu streichen, spürte, wie das Eis in ihm schmolz, als sie die Wange in seine Hand legte und die Innenfläche küsste. »Das Zimmer war billig, aber abgelegen und Hunderte von Kilometern von deinem Zuhause entfernt. Als er fertig war, waren überall DNA -Spuren. Deshalb hat er es in Brand gesetzt, nachdem er alles mit Bleiche abgewischt hatte.«
    Der TK
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