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Im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter

Titel: Im Informationszeitalter
Autoren: Stanislaw Lem
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Vorwort
    Stanislaw Lem, der große polnische Science-fiction-Autor, ist mittlerweile über achtzig Jahre alt. Sein beispielloses Werk hat ganze Generationen beeinflusst und die Entwicklungen des Informationszeitalters fiktiv vorweggenommen.
    In dieser nur als elektronische Version existenten Zusammenstellung sind seine Kolumnen für das Magazin Telepolis von 1997 bis 2001, zwei Interviews, ein Lebenslauf sowie die Examensarbeit von Albert Almering „SF im Allgemeinen und Lem im Besonderen“ enthalten.
    Alle Texte wurden ohne Zustimmung der Autoren verwendet, somit handelt es sich hier um ein „illegales“ eBook, obwohl alle Texte im Netz heruntergeladen werden können. Es ist nicht zum Verkauf bestimmt. Ich widme es der deutschen eBook-Szene, die sich sehr um die freie Zirkulation von Informationen verdient gemacht hat und deren Mitglied zu sein mir eine Ehre ist.
    Mein weiterer Dank gilt der Telepolis-Redaktion sowie dem Heiseverlag, die das mit Abstand beste deutschsprachige Internetmagazin ermöglichen. Möge es noch lange Bestand haben.
    Die Examensarbeit von Albert Almering habe ich von www.ijon- tichy.de heruntergeladen, auch ihm herzlichen Dank und Respekt für seine Arbeit.
    Abschliessend ist natürlich Stanislaw Lem zu danken, der trotz seines hohen Alters immer noch am Puls der Zeit ist, auch wenn ihm dieser anscheinend zunehmend Unbehagen bereitet.
    D UB S CHMITZ im Dezember 2002
    Inhalt
    Teil I:
    Telepolis-Kolumnen
    Teil III:
    Albert Almering „ SF im Allgemeinen und Lem im Besonderen“
    Teil I:
    Telepolis-Kolumnen
    Meine Abenteuer mit der “Futurologie”
    Stanislaw Lem 24.04.1997
    Im ersten Essay der Reihe, die Telepolis von Stanislaw Lem veröffentlicht, berichtet der bekannte polnische Futurologe und Science Fiction Autor von den Anfängen und Motiven seines Schaffens. Gerade die intellektuelle Isolation während des kommunistischen Regimes führte für ihn zu einer kreativen Explosion, die sich in zwei Bahnen niederschlug - in futurologische und wissenschaftliche Arbeiten und in grotesken, surrealistischen Erzählungen.
    I - Die Kindheit
    Ein sogenannter Zukunftsforscher bin ich unabsichtlich und sogar unbewußt geworden. Wenn ich heute zurückblicke, sehe ich ungefähr, wie es dazu gekommen ist. Als ich mich mit dem zu beschäftigen begann, “was noch möglich ist”, wußte ich nichts über irgendeine “Futurologie”. Ich kannte diesen Begriff nicht und folglich wurde mir nicht bewußt, daß Ossip K. Flechtheim diese Bezeichnung 1943 geprägt hat.
    Um Gewißheit über dieses Datum zu erhalten, schlug ich im Meyer-Lexikon nach und erfuhr, daß Flechtheim seine “Futurologie” in drei Zweige teilte: die Prognostik, die Planungstheorie und die Zukunftsphilosophie. Wie mir scheint, habe ich meine Kräfte allmählich in allen diesen Zweigen gleichzeitig ausprobiert. Es ist, wie ich zugebe, schon eine seltsame Sache, sich eine ziemlich lange Zeit, ziemlich genau und ziemlich ignorant mit etwas zu beschäftigen, wovon man überhaupt nicht weiß, was es ist . Ich
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    vermute, daß der erste Urmensch auch nicht wußte, was der Gesang ist, als er zu singen begann. Aber gerade so war es. Da sich gegenwärtig vieles von dem, was ich mir als künftige Errungenschaften (und als künftige Mißgeschicke) der Menschheit vorgestellt habe, bereits für mich ganz unerwartet erfüllt hat, kann ich jetzt auch über mich, einen Vorwand des Eigenlobs vermeidend, weniger schmeichelhafte Sachen erzählen.
    Den sogenannten “Antrieb” hatte ich seit meiner Schulbank am Gymnasium. In dem Buch “Das hohe Schloß”, das meiner Kindheit gewidmet ist, beschrieb ich z.B. meine “Erfindertätigkeit”, als ich das Alter von dreizehn Jahren fast erreicht hatte. Ich füllte Hefte mit Zeichnungen    von    kriechenden oder fliegenden
    Maschinen -    eine    diente sogar zur einfacheren
    Zubereitung von gekochtem Mais, da mich alles interessierte. In dieser Zeit habe ich mich auch mit noch phantastischeren Dingen beschäftigt: Ich habe nämlich während der langweiligen Unterrichtsstunden fleißig aus    dem    ausgeschnittenen Papier der
    Schulhefte, Ausweise für Kaiser oder Könige sowie Verleihungen    von    verschiedenen Schätzen oder
    Juwelen und vielerlei    Passierscheine, die zum Eintritt
    in das Innere von Sehr-Geheimen-Burgen berechtigten, angefertigt. Davon hatte ich einen ganzen Haufen. Es war vielleicht ein Keim meines späteren literarischen Schaffens. Aber ich weiß es
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