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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz
Autoren: Ake Edwardson
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hatte, was an der Wand lauthals berichtet wurde.
    Vor ihm stand ein kleinerer Schirm, blank gewetzt, benutzt und erprobt, »Basketball« genannt, auf Empfang gestellt.
    »Das ist ein Ding«, sagte der Bildredakteur am Telefon zu Värnamo. Er wandte sich an Wide und Peter Sjögren.
    »Deren Quickmail ist grade abgestürzt, jetzt machen wir es etwas langsamer. Ist egal. Wir haben das Modem auf Autosendung geschaltet und bald taucht Ihr Bild im Basketball auf.«
    »Sehr gut.«
    »Es wird Zeile um Zeile aufgebaut – da kommt die oberste Schicht, jetzt kommt die zweite und das Ganze wird dann wie ein Rollo Millimeter um Millimeter runtergerollt. Es dauert siebeneinhalb Minuten, bis es fertig ist.«
    »Danke.«
    »Sagen Sie Bescheid, falls Sie eine Papierkopie haben möchten.«
    »Danke.«
    Wide blieb stehen, vor ihm arbeitete der Schirm. Ein Millimeter, zwei, drei, vier und fünf, und er unterschied etwas Helles und etwas Dunkles auf dem schmalen Streifen, mehr konnte er nicht verlangen. Das Bild rollte sich ab, jetzt sah er eine immer hellere Partie und eine daneben, noch eine, und gleichzeitig meinte er die Eiche zu erkennen, die am Ufer des Sees Hindsen stand.
    Das Bild rollte. Wide blinzelte einige Male, um einen klaren Blick zu bekommen, schaute wieder: Himmel, Astwerk, drei halbe Gesichter, jetzt ein viertes, weiter unten, und das Bild rollte weiter über den grünlich flimmernden Schirm. In der Nähe stellte jemand einen Fernseher an, eine laute Stimme ertönte, die sofort leiser gestellt wurde. Irgendwo in der großen Computerlandschaft außerhalb des Kreises vom Photodesk klingelte ein Telefon.
    Vier Gesichter waren jetzt fertig, nicht sechs, vier, das Bild fuhr fort, Körper für die Köpfe zu gestalten, aber Wides Blick war an dem Gesicht ganz außen rechts hängen geblieben.
    Ein Gesicht, das diesem glich, hatte er zuletzt im Zimmer des ehemaligen Direktors Nils-Ewert Bengtsson in der Västra-Schule gesehen, aber jene Züge hatten Stig Thisenius gehört; Stig Thisenius war jedoch im Sommer 1961 nicht im Sommerlager gewesen, so viel wusste Wide. Jemand, der Stig sehr ähnlich sah, war 1962 dort gewesen: der gleiche Blick seitwärts, blonde Haare, über den Ohren kurz geschnitten, Mittelscheitel. Ein Abstand zu den anderen, die mit auf dem Bild waren. Gunnar Thisenius. Derselbe Ort, derselbe Sommer, in dem Rickard Melinder, Bengt Arvidsson und Ulla Bergsten in Hindsekind gewesen waren.
    Züge, die er im Herbst gesehen hatte. War es Einbildung? Nein. Er glaubte es nicht, war sich aber auch nicht sicher.
    Hatte Wide dieses Gesicht auf diesem Bild erwartet? Wenn nicht – warum schwitzte er, spürte kleine heiße Blasen auf der Haut?
    War das noch ein Zufall? Ein weiterer Berührungspunkt, aber nicht mehr?
    Zum Teufel mit den Zweifeln.
    »Ich habe einen Namen. Zu dem Gesicht, das mich so lange verfolgt hat.«
    »Ich warte.«
    »Gunnar Thisenius. Ich erkläre es später. Vielleicht habe ich es schon erwähnt, egal. Sten, du hast vorgestern oder irgendwann gesagt, dass ihr an allen Türen geklingelt habt.«
    »Klar.«
    »Im Westen«, sagte Wide, »in der Gegend, wo Kajsa verschwand.«
    »Ja. Niemand hat etwas gesehen oder gehört.«
    »Hast du die Namen und Adressen?«
    »Die sind bei Ove.«
    »Ist er da?«
    »Nein.«
    Wide sah im Geist die Liste auf Boursés Schreibtisch liegen, Zeile um Zeile, Millimeter um Millimeter Namen, die von den Polizisten, die an den Türen geklingelt hatten, abgehakt worden waren. Die, die nicht zu Hause gewesen waren oder Grund gehabt hatten, nicht zu öffnen, in einer gesonderten Spalte.
    »Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust: Geh zu Ove, schnapp dir die Listen und ruf mich dann … Warte mal …«
    Wide wandte sich zu Peter Sjögren um, bekam die Nummer.
    »… ich warte hier. Mach Dampf, wenn du kannst. Ich bin nervös.«
    Fünf Minuten später rief Sten Ard an.
    »Ich hab sie.«
    »Ich vermute, dass es keinen Gunnar Thisenius gibt.«
    »T… Th… nein, warte, ich überprüfe die, die nicht aufgemacht haben. Nein.«
    »Okay. Jetzt geh nach den Initialen vor. G für den Vornamen, T im Nachnamen.«
    Er wohnte hier, mitten unter den Menschen der Stadt. Davon war Wide überzeugt, unter neuem Namen; aber eine Namensänderung pflegte selten weit von dem alten Namen entfernt zu sein. Das war ihm früher schon aufgefallen. Jetzt wurde es aktuell.
    »Hier gibt es einen, aber, nee … Gunilla Thissens. Eine Frau. Svängrumsgatan.«
    »Nicht mehr?«
    »Warte. Nein.«
    »Dreh’s um. T
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