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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz
Autoren: Ake Edwardson
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G. Nachnamen mit G.«
    »Ja, da gibt es mehrere … Hier ist noch eine Frau, Therese Gustavsson, und noch ein Vorname, Bo. Die leben wohl zusammen.«
    »Keine anderen?«
    »Zuerst hast du Gunnar gesagt. Hier gibt es einen Gunnar, der nicht aufgemacht hat. Gunnar als Nachname. Aber kein T im Vornamen. An der Tür stand Stig. Stig Gunnar.«
    Wide spürte, dass ihm die Hitze ins Gesicht schoss.
    »Adresse?«
    Er merkte selbst, wie dünn und heiser seine Stimme klang.
    »Was ist das für eine Adresse?«
    »Ich hab dich verstanden. Späckhuggaregatan 12 D. Das ist in der Nähe der Stelle, wo Kajsa verschwunden ist. Aber das gilt ja für alle Adressen auf der Liste.«
    »Sten, geh in dein Zimmer und bleib die nächste Stunde dort.«
    »Was zum …«
    »Es ist ganz, ganz wichtig, dass du dasitzt und das Telefon anstarrst und dich die ganze Zeit nicht von der Stelle rührst«, sagte Wide und legte Sjögrens klebrigen Telefonhörer hin, bevor er eine Antwort bekommen hatte.
    Wide spürte, wie plump seine Finger waren, als er die dünnen Gelben Seiten im Telefonbuch umblätterte. »Späckh.g.«, war oben auf Seite 25F2 zu lesen. Er ließ es da, wo er stand, und wartete ungeduldig auf den Fahrstuhl im fünften Stock der im Dallas-Stil gestalteten Empfangskathedrale der Göteborgs-Posten. Er verließ das Gebäude hastig durch den Hinterausgang, fuhr vom Parkplatz zur Burggrevegatan, schaffte es vor der roten Ampel über die Stampgatan und erhöhte die Geschwindigkeit auf der Nya Allén. Die Sonne tropfte auf die Windschutzscheibe, sickerte im Untergehen zwischen den Hausdächern hindurch. Es war wieder milder geworden.
     
    Die Tür zu »Höjdens Pizzeria« stand offen. Wide fuhr daran vorbei und parkte hundert Meter weiter südlich auf der Högsbogatan. Im Schatten des Mietshauses direkt oberhalb ging er fünfzig Meter zurück und bog an der Giebelseite in den Fußweg ein. Wide ging fünfundzwanzig Meter aufwärts, den Blick auf das Haus rechter Hand gerichtet. Späckhuggaregatan 12 D war der nächste Eingang. Wide sah, dass es dasselbe Haus war, das er schon früher betrachtet hatte: Oben rechts hatte sich Putz gelöst. Neben der Stelle stand ein Fenster offen.
    Eine Treppe führte zu dem Haus hinauf, oder zwei, erst sieben Stufen und dann neun. Er zählte sie, ging die wenigen Meter auf die Haustür zu und betrat das Treppenhaus, das frisch renoviert wirkte. Vielleicht, als der Fahrstuhl installiert wurde, dachte er und musterte die Namensschilder. Stig Gunnar. Der einzige Mieter im dritten Stock. Daneben hätte eigentlich noch ein Name stehen müssen, aber die Wohnung war vermutlich leer. Wide stieg die Treppen hinauf. Was sollte er sagen, wenn der Mann öffnete? »Hinter dir war ich her, Junge, und jetzt hab ich dich!«
    Ihm war schlecht, die Übelkeit hatte da unten bei den Schildern angefangen. Sein Herz hatte den Platz mit dem Magen getauscht. Seine Finger waren eiskalt, und er wusste, dass sie bald brennend heiß sein würden. Er war bereit.
    Als das Klingelsignal durch den Raum schrillte, dachte sie, es sei wieder die Sirene, diesmal nur ein wenig näher und trotzdem weit weg. Jetzt klingelte es wieder, und sie konnte seine Schuhe sehen, die ganz still standen; seine Füße regten sich nicht, aber sie meinte ein Zittern in den Hosenbeinen wahrzunehmen.
    Sie schrie und schrie, aber sie hörte nichts, und er dahinten konnte es auch nicht gehört haben. Sie hatte keine Stimme mehr, und sie konnte nicht einmal fühlen, ob sich ihre Lippen bewegten, als sie schrie. Vorhin hatte sie etwas zu sagen versucht, hatte aber keinen Ton hervorgebracht. Obwohl das Fenster nicht geschlossen hatte, fror sie nicht mehr.
    Noch ein Klingelsignal und er rührte sich nicht. Dann ein anderes Geräusch von draußen, das sie nur einmal vorher gehört hatte, als es an der Tür geklingelt und sie den Lappen im Mund gehabt hatte. Es zischte schwach, vielleicht ein Fahrstuhl, das Geräusch verschwand und sie hatte wieder Ruhe und Frieden.
    Jetzt hörte sie wieder ein Geräusch, sie sah, dass sich diese Schuhe näherten und dicht bei ihrem Gesicht stehen blieben. Aber sie hatte keine Kraft, sich auch nur einen Millimeter zu rühren. Dann bewegten sich die Schuhe und es wurde wieder etwas dunkler. Sie wurde angehoben, etwas Glattes, Glänzendes, Kaltes wurde unter sie gelegt und sie spürte etwas Hartes an ihrem Hals brennen.
    Er stand still vor der Tür und hörte, dass unten die Haustür geöffnet wurde. Eine Kinderstimme drang zu ihm herauf und
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