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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz
Autoren: Ake Edwardson
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draußen auf dem Lande mit Dokumenten in der Hand.
    Er wandte sich mit der Personennummer wieder an die Telefongesellschaft. Mit dieser Nummer hatte noch nie jemand ein Telefon in Göteborg registrieren lassen.
    Er rief in Jönköping an. Beim Pflegedienst wusste niemand etwas von einem Thisenius-Sohn. Im Prinzip wusste auch niemand etwas vom Vater – ob Eskil Thisenius eigentlich der Vater war. Morgen würde jemand erreichbar sein, der früher bei Thisenius gearbeitet hatte. Also bis dann.
    Er machte sich eine Notiz, dass er bei Arbeitgebern suchen wollte. Dann rief er Ard an.
    »Nichts.«
    »Tipps von der Öffentlichkeit?«
    »In Mengen.«
    »Was macht ihr?«
    »Hier herrscht ein wenig Panik. Jetzt sagen die da oben, der Mörder könnte jeden Moment wieder zuschlagen, und wenn gleichzeitig Polizisten verschwinden, stehen die da oben nicht gut da. Und dann hat sich das ehrenwerte Volk ein wenig mobilisiert, nachdem Kajsas Hakenkreuz über der Stadt sichtbar geworden ist. Das ist immerhin ein kleiner Trost – oder wie zum Teufel ich das nennen soll. Doch die da oben sind nicht zufrieden.«
    »Nein. Für dich sieht es aber auch nicht gut aus.«
    »Was wir machen, hast du gefragt. Wir haben die militanten und nicht ganz so militanten Gruppen der Rechten verhört – nee, entschuldige, uns mit ihnen unterhalten. Aber das hat nicht mehr gebracht, als dass es einem schlecht wird.«
    »Bis jetzt.«
    »Warte mal.«
    Wide hörte, dass irgendwo eine Tür in Ards Nähe geschlossen wurde. Dann wieder Stens Stimme:
    »Sie ist irgendjemandem in die Quere gekommen.«
    »Das da draußen ist eine große Stadt.«
    »Die wirkt noch größer, wenn man an alle Türen klopfen muss, oder besser gesagt, an allen Türen klingeln muss.«
    »Wo?«
    »Überall, wenn ich das entscheiden dürfte. Aber bis jetzt arbeiten wir noch den Westen ab.«
    »Da sind die Leute doch wohl schon aufmerksam geworden.«
    »Viele haben viel gehört, aber nicht das, wofür wir uns interessieren.«
    »Wofür genau interessieren wir uns denn?«
    »Hast du eben ›wir‹ gesagt?«
    »Im Augenblick ist das so, ja.«
    »Interessiert? Da brauchst du nicht zu fragen. Noch etwas: Ich wollte mit dir reden. Es ist möglich, dass diese Decken, die du in Småland entdeckt hast, mit denen zusammengelegen haben, die wir bei den Mordopfern gefunden haben.«
    »Möglich? Entweder ist es so oder es ist nicht so.«
    »Die Analyse ist noch nicht klar. Ich kapier nicht, warum das so verdammt lange dauert. Vermutlich hängt das mit dem Alter zusammen. Irgendwas ist mit ihnen passiert, mit dem, was daran war, als sie von dem Haufen genommen wurden – wenn es der Haufen war – und an die Luft der neunziger Jahre kamen.«
    »Nichts ist mehr so wie früher in der Luft der neunziger Jahre.«
    »Direkt aus den Sechzigern in die Neunziger. Deswegen dauert die Analyse wohl so lange. Ich nehm’s zurück.«
    »Sten?«
    »Ja?«
    »Was glaubst du?«
    »Was?«
    »Wegen Kajsa. Was glaubst du?«
    Ard schwieg.
    »Sten, was glaubst du?«
    »Ich glaube, sie ist tot.«
    »Aber wie?«
    »Was meinst du selber?«
    »Ich sage nichts.«
    »Hier haben wir es nur bedingt mit Zufällen zu tun. Ich glaube, sie wurde beobachtet, vielleicht verfolgt. Jemand hat auf eine Gelegenheit gewartet und die hat sich geboten.«
    »Aber wer?«
    Wide hörte Ard atmen, aus, ein, aus, ein, ein schwaches Zischen, das er nicht gehört hatte, bevor Ard fünfzig wurde. Aber das sagte Wide lieber nicht laut.
    »Wer, Sten?«
    »Hast du selber noch nicht darüber nachgedacht?«
    »Klar.«
    »Und?«
    »Es ist ein Wahnsinn.«
    »Überreagieren wir vielleicht?«
    »Nein. Ja. Vielleicht. Jetzt hast du meinen Kommentar.«
    »Du hast es ja selber auch schon gedacht.«
    »Für mich war’s eher wie ein Alptraum in Momenten, wenn ich finde, dass es mir zu gut geht.«
    »Also ziemlich oft.«
    »In den letzten Tagen etwas öfter.«
    »Jonathan, ich vermisse sie so sehr.«
    Wide antwortete nicht. Das Beste, was er tun konnte, war, das Gespräch zu beenden, die Wohnung zu verlassen, sich in den beginnenden Weihnachtstrubel zu stürzen und sie zu finden.
     
    Es war, als würde er sich aufs Sprechen vorbereiten. Ein Räuspern und Gemurmel in der Ecke. Sie fühlte sich etwas stärker, vielleicht war der Gipfel des Fiebers überschritten. Er hatte ihren Zustand gesehen, aber nichts dagegen unternommen. Sie vermutete, dass er gehofft hatte, sie würde von allein auf seinem Fußboden sterben.
    Es war lebensgefährlich, wieder gesünder zu
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