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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind
Autoren: Paul S. Kemp
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mittlerweile bezweifelte er, dass er sich je damit arrangieren würde. Schlimmer noch – er wusste nicht, ob er sich je damit arrangieren wollte ! Nach dem Ende seiner Ausbildung zum Jedi hatte er sich intensiv mit den verschiedenen Theorien über die Macht beschäftigt – vor allem mit den eher unorthodoxen Erklärungsversuchen. Und im Verlaufe seiner Nachforschungen war er immer mehr zu der Einsicht gelangt, dass sein Meister mit seiner Sicht womöglich recht gehabt hatte. Allerdings machte das die Dinge nicht einfacher. Im Gegenteil.
    »Zeigt euch!«, schrie er in die Dunkelheit, und der eisige Wind riss ihm die Worte von den Lippen. Vermutlich war es ohnehin überflüssig. Wenn er die Gegenwart der Sith spüren konnte, waren sie zweifelsohne auch schon auf seine Präsenz aufmerksam geworden.
    Sie waren überall um ihn herum, und …
    Jaden legte den Kopf zur Seite, konzentrierte sich. Ja, sie kamen näher – und das sehr schnell. Einen kurzen Moment kehrte die Panik zurück. Er war blind, wehrlos – verloren. Um sich nicht mit seiner Furcht auseinandersetzen zu müssen, tauchte er tiefer in die Macht ein. Ihre erhabene Energie half ihm, wieder Herr seiner Gefühle zu werden und Ruhe zu finden.
    Er spannte seinen Körper, die Beine leicht gebeugt, sämtliche Sinne geschärft, bereit zu reagieren, sollten die Sith ihn angreifen. Auch ohne Lichtschwerter war er ein ernstzunehmender Gegner.
    »Jaden«, flüsterte eine Stimme in sein Ohr. Eine Stimme, die er kannte. Die er schon einmal gehört hatte, allerdings nur in Vidschirm-Überwachungsaufnahmen.
    Er wirbelte herum, sammelte die Macht in seinen Handflächen, bereit, jeden fortzuschleudern, der sich ihm näherte. Aber da war nur Dunkelheit.
    Lumiya.
    Es war Lumiyas Stimme gewesen. Aber, nein. Das konnte nicht sein. Oder? Sie war schon lange tot.
    Eine Hand packte seine Robe. »Jaden!«, rief jemand.
    Lassin.
    Er riss sich los, sprang in hohem Bogen nach hinten. Überschlug sich in der sturmgepeitschten Luft und landete drei Meter von der unsichtbaren Gestalt entfernt im knirschenden Schnee. Es konnte nicht Lassin sein; der Jedi war kurz nach dem Kampf mit den Jüngern Ragnos’ gestorben. Aber die Stimme war unverkennbar.
    Jadens Konzentration flackerte. Machtblitze, blau und knisternd, tanzten auf seinen Fingerspitzen. Wie leuchtende Würmer fraßen sie sich durch die Dunkelheit.
    Die Haare in Jadens Nacken stellten sich auf. Er blickte auf seine Hände hinab und fokussierte seine Willenskraft. Die blauen Funken erloschen.
    »Jaden Korr«, sagte da eine dritte körperlose Stimme, links von seiner Position. Auch sie war ihm vertraut. Kam Solusar. Aber Jaden konnte die Präsenz des Jedi nicht spüren, ebenso wenig wie die Aura der Hellen Seite. Da war nur die unheilvolle Energie der Dunkelheit.
    Er drehte sich im Kreis, versuchte, die Schwärze mit den Augen zu durchdringen. Vergebens.
    »Was du suchst, kannst du nur im Schwarzen Loch auf Fhost finden, Jaden«, flüsterte Mara Jade Skywalker in den Schatten.
    Auch sie blieb unsichtbar.
    Auch sie war tot.
    »Wer bist du?«, rief Jaden, und der Sturm antwortete ihm mit eisigem Heulen. »Wo bin ich?«
    Einmal mehr griff er mit der Macht in die Düsternis hinaus. Er streckte seine Sinne nach Lumiya und Lassin, nach Solusar und Skywalker aus – aber sie waren alle verschwunden.
    Er war wieder alleine. Wie so oft. Wie eigentlich immer.
    Erst da erkannte er, dass er träumte. Die Macht sprach zu ihm. Schon viel früher hätte es ihm auffallen müssen.
    Diese Offenbarung setzte dem Sturm ein Ende. Das Kreischen des Windes verebbte, die unsichtbaren Finger, die an seiner Kleidung gezerrt hatten, erlahmten, und der Regen der Eissplitter erstarb.
    Aber die Dunkelheit blieb. Undurchdringlich und schwer. Sie drückte auf seine Brust, lastete auf seinen Schultern.
    Angespannt stand Jaden da, wartete darauf, dass etwas geschah.
    Schließlich erklang ein gedämpfter Schrei aus dem Nichts. Er wiederholte sich, immer und immer wieder, und in seiner Regelmäßigkeit wirkte er fast mechanisch. Er schien aus großer Entfernung an Jadens Ohren zu dringen.
    »Hilf uns! Hilf uns! Hilf uns! Hilf uns …«
    Er ballte die Fäuste. »Wo bist du?«
    Da teilte sich die Finsternis um ihn plötzlich. Punkte weißer Helligkeit bohrten sich wie Nadelstiche durch die erdrückende Schwärze. Sterne. Er blickte zu ihnen hinauf, suchte mit zusammengekniffenen Augen nach einer vertrauten Konstellation. Dort! Dieses Sternbild hatte er schon einmal
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