Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind
Autoren: Paul S. Kemp
Vom Netzwerk:
er tonlos. »Dann gab es also mehr Klone, als wir dachten. Oder sie haben doch Kinder an Bord.«
    Khedryn ließ seinen Blaster sinken – eine symbolische Geste. Das E-11 war viel zu schwach, um die Panzerung des Manteljägers zu durchbrechen. »Vielleicht wissen sie nicht, wer wir sind oder was … passiert ist.«
    Jaden schüttelte den Kopf, in Schweigen gehüllt. Seine Augen waren fest auf die dunklen Cockpitscheiben gerichtet. In den Logbucheinträgen der Wissenschaftler war von einer empathischen, vielleicht sogar telepathischen Verbindung die Rede gewesen. Nein – sie wussten alles, was hier passiert war.
    »Wir haben also ziemlich schlechte Karten, hm?«, brummte Khedryn.
    Mehrere Sekunden standen sie reglos da und starrten zum Schiff hinauf, das seinerseits unbewegt in der Luft verharrte, abgesehen nur von dem leichten Rütteln, das der Schneesturm ihm abverlangte.
    Schließlich rief Jaden: »Wenn ihr diesen Mond verlasst, werde ich euch verfolgen müssen!«
    Er wartete auf eine Reaktion, doch auch jetzt tat sich nichts; der Manteljäger hing weiter wie eine Todesdrohung in der Luft. Also deaktivierte der Jedi sein Lichtschwert und setzte sich in Richtung der Plunder in Bewegung.
    »Gehen wir, Khedryn.«
    »Was? Ist das dein Ernst?« Als er sah, wie Jaden davonstapfte, rannte er hastig hinter ihm her.
    »Sie können uns töten, ob wir nun hier stehen oder losfliegen«, meinte der Jedi und warf einen letzten Blick über die Schulter. »Es ist ihre Entscheidung.«
    Khedryn holte ihn ein und fiel neben ihm in Schritt. Er ging leicht nach vorne gebeugt, mit zusammengekniffenen Augen, so, als würde er jeden Augenblick einen Schlag von hinten erwarten.
    Jaden zuckte nicht zusammen – im Gegensatz zu Khedryn, der sich flach auf den Boden warf –, als ein lautes Donnern durch die Atmosphäre dröhnte. Es waren nicht die Lasergeschütze des Manteljägers, die diese Geräusche verursachten, sondern gewaltige Schiffstriebwerke, die in einer Explosion auseinanderbarsten.
    Die Bilder aus seiner Erinnerung holten den Jedi ein, und er drehte sich langsam herum. Der Himmel stand in Flammen. Ein riesiges Schiff, bei dem es sich nur um die Herold handeln konnte, schnitt brennend durch die Atmosphäre und zog eine kilometerlange Spur aus Qualm und Feuer hinter sich her.
    »Ich will verdammt sein«, murmelte Khedryn, während er langsam wieder auf die Füße kam.
    Einen Augenblick später explodierte der Sith-Kreuzer – das Heck zerplatzte in einem gewaltigen Flammenball, dann löste sich die schlanke Mittelsektion in Hitze, grelles Licht und Trümmer auf, ehe schließlich auch der Bug auseinanderbarst. Ein paar Sekunden lang hing diese riesige, brodelnde Feuerwolke in der Luft, und eine Million winziger, glühender Metallteile regnete aus ihr herab wie ein Festtagsfeuerwerk.
    Jaden hielt den Atem an, als die Explosion verblasste und die Trümmer durch die Atmosphäre herabfielen – Meteoriten, behaftet mit der Energie des Bösen, ganz genau so, wie er es in seiner Vision gesehen hatte. Immer wieder tauchte das Bild aus dem Traum vor seinen Augen auf und überlagerte die Realität, und nach ein paar Momenten musste er blinzeln, weil es ihm zunehmend schwerfiel, zwischen Erinnerung und Gegenwart zu unterscheiden. Die ölige, schwarze Berührung des Lignans auf seiner Seele überraschte ihn nicht mehr, ebenso wenig das verführerische Säuseln der Dunklen Seite, das im Anschluss an die Explosion in seinen Ohren klingelte. Das Grauen, das ihn im Traum ergriffen hatte, war der einzige Teil seiner Vision, der sich nicht erfüllte, und Jaden fragte sich, was das wohl bedeutete. Er widerstand dem Griff der Dunklen Seite – sein Wille, seine Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, lag tief in seinem Innern. Nichts, was um ihn herum vorging, konnte ihn zu etwas zwingen.
    Die Triebwerke des Manteljägers heulten auf, und gemeinsam mit Khedryn sah der Jedi zu, wie das Schiff in den immer noch glühenden Himmel emporraste.
    »Sie fliegen direkt in die Trümmer hinein«, sagte der Schrottsammler. »Was haben sie vor?«
    Jaden biss die Zähne zusammen. Er wusste genau, was sie vorhatten. Sie sogen die Energie des verglühenden Lignans in sich auf.
    »Ich werde euch also verfolgen müssen«, murmelte er, und Khedryn drehte sich zu ihm herum, als er die Trauer in Jadens Stimme hörte.
    Ein zweiter Knall ertönte am Himmel, ein kurzer Trommelschlag nach dem Donnergrollen der Explosion – ein Schiff, das die Atmosphäre durchbrach.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher