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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind
Autoren: Paul S. Kemp
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ihr zuwandte. Dennoch versuchte er nicht, sich von ihr loszusagen. Im Gegenteil, er wollte nichts lieber, als verzehrt, verschlungen, vernichtet zu werden, ins Nichts zu verschwinden.
    Doch er würde diesen Weg nicht alleine beschreiten.
    Obwohl es ihm mittlerweile schwerfiel zu atmen und seine Brust sich anfühlte, als würde sie jeden Augenblick aufplatzen, saugte er weiter die Energie des Lignans in sich. Er leitete sie in das Loch in seiner Seele, wo sie seinen Hass und seine Verzweiflung um ein Tausendfaches verstärkte. Die Macht brannte in ihm, obgleich sein Körper im Sterben lag. Nur vage war er sich des Glühens rings um ihn bewusst. Die Container hinter ihm schmolzen dahin, und das Erz in ihrem Innern löste sich in einer gleißenden Entladung von Energie auf. Das Lignan leuchtete kurz hell, dann verwandelte es sich zu Asche – eine passende Analogie zum Wesen der Dunklen Seite.
    Relin spürte, wie seine Adern platzten, wie sein Knochenmark kochte, wie seine Organe sich zersetzten – doch das war jetzt alles unwichtig. Er saugte so viel Energie in sich auf, wie er nur konnte. Blaue Blitze hüllten seine zuckende Gestalt ein, und die unbeschreibliche Kraft, die in ihm brodelte, drückte ihm die Zähne aus dem Kiefer und die Augen aus den Höhlen. Er bemerkte es nicht einmal, hatte jegliches Gefühl für seinen Körper verloren.
    Blind streckte er die Hand nach seinem ehemaligen Padawan aus. Seine Finger waren aufgeplatzt, und Energieblitze stoben direkt von seinen entblößten Knochen. Sein Haar verschmorte, und die blau glühenden Entladungen, die aus seinen Augenhöhlen und Ohren zuckten, loderten bis zur hohen Decke hinauf. Schließlich bekam er Saes’ Schulter zu fassen und ließ seine Finger am Arm des Sith entlanggleiten, bis er die Hand des Toten erreicht hatte. Er schloss seine Finger fest um das leblose Fleisch seines Schülers und legte den Kopf in den Nacken.
    Der gesamte Frachtraum war mittlerweile von gewaltigen Blitzen erfüllt. Sie brannten Löcher in Decke und Wände, ließen Verladedroiden und Container schmelzen, zauberten bizarre Schatten auf den Boden, drehten sich dabei um Relins zusammengekauerte Gestalt – ein Tornado Energie gewordenen Hasses. Relin fühlte jeden dieser Blitze, als wäre er ein Teil von ihm – und genau das waren sie in gewisser Weise auch. Er war seinem Körper aus Fleisch und Blut entstiegen, bestand jetzt nur noch aus Zorn und Macht. Die Entladungen drangen durch Decks und Aufzugschächte, ließen überall im Antriebssegment der Herold Pulte explodieren und Metall zerreißen. Dann zuckten sie durch das Rückgrat des Schiffes, spießten jedes lebende Wesen auf, das sich dort aufhielt, und breiteten sich schließlich auch im Bug aus, bis hin zu der ausgebrannten Hauptbrücke, wo Drev gestorben war.
    Relin atmete ein letztes Mal ein.
    Er wusste, dass er alles verloren hatte – und doch hatte er das Gefühl, etwas Wichtiges gefunden zu haben.
    Seine zischenden Knochenfinger drückten Saes’ tote Hand, und in seinem Geiste hörte er das helle Lachen seines anderen Padawan. Er selbst begann ebenfalls zu lachen, als sein Körper sich in dem Wirbel der Energieblitze auflöste und die Herold von Feuer verschlungen wurde.
    Ein gleißendes Licht schimmerte durch Marrs Lider. Er versuchte, sie zu heben, doch sie schienen mit einem Mal tonnenschwer. Erst nach mehreren Sekunden gelang es ihm, ein Auge zu öffnen – und er schloss es sofort wieder, geblendet von dem grellen Leuchten, das durch die Cockpitfenster der Schrottkiste auf ihn einbrandete.
    Er hob die Hand vor die Augen, öffnete sie noch einmal und schob seine Finger dann langsam auseinander. Was er sah, war die Herold , die in ein Meer aus Flammen gehüllt in die dünne Atmosphäre des Mondes hinabtorkelte und einen immer länger werdenden Schweif aus Trümmern und Rauch hinter sich her zog. Benommen und verwirrt folgte Marr der Bahn des Schiffes, bis es schließlich in einer gewaltigen Explosion verging.
    Relin hatte es geschafft. Doch dieser Gedanke erfüllte den Cereaner nicht mit Freude.
    Nichts ist gewiss.
    Der Autopilot steuerte die Schrottkiste geradewegs auf die Explosionsstelle zu, wo sich mittlerweile eine gewaltige, schwarze Wolke in der Atmosphäre ausbreitete, aber Marr konnte nichts daran ändern. Er war zu schwach, um zum Instrumentenpult hinüberzukriechen und den Kurs zu ändern, und selbst, wenn es ihm gelänge, würde er vermutlich den falschen Knopf drücken und alles nur noch schlimmer
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