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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind
Autoren: Paul S. Kemp
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Zunächst nahm Jaden an, dass es der Manteljäger war, der den Mond hinter sich ließ, doch dann sah er, dass ein vertrauter Umriss aus der schwarzen Wolke hervorbrach, die wie der Geist der Herold über der Oberfläche hing und nun langsam an ihren Rändern zu zerfasern begann. Ohne die Plunder an ihrer Seite und Khedryn in ihrem Cockpit wirkte die Schrottkiste unvollständig, geradezu verstümmelt – wie eine Hand mit nur zwei Fingern. Jaden schluckte und widerstand dem Drang, auf seine verletzte Rechte hinunterzublicken.
    Stattdessen stellte er sich vor, wie der Manteljäger und der Frachter irgendwo zwischen Oberfläche und oberer Atmosphäre aneinander vorbeiflogen – eines der Schiffe bemannt von mächtigen Klonen, die sich dem Wahnsinn und der Dunklen Seite verschrieben hatten und nun aus ihrem Gefängnis in die Weiten des Alls entkamen; und das andere Schiff … Jaden musste an Relin denken, und Trauer erfüllte ihn. Er wusste, dass der Jedi sich nicht an Bord der Schrottkiste befand.
    »Die Schrottkiste !«, schrie Khedryn aufgeregt. Er lachte laut und klopfte Jaden auf die geschundene Schulter, so heftig, dass der Jedi vor Schmerz zusammenzuckte. Dennoch musste auch er lächeln.
    Nach ein paar Sekunden verwandelte Khedryns Freude sich allerdings in Besorgnis. Mit gerunzelter Stirn blickte er hinauf in den Himmel. »Sieh dir nur an, wie sie runterkommt«, sagte er. »Der Autopilot ist aktiviert.«
    Jaden schickte seine Sinne zu dem sinkenden Schiff hinauf. Er konnte Marrs Präsenz in der Macht spüren, aber auch, dass der Cereaner dem Tod nahe war.
    »Gehen wir!«, sagte er, und sie begannen beide zu der Stelle neben dem Funkturm hinüberzurennen, wo die Schrottkiste landen würde.

Epilog
    Khedryns Stimme dröhnte aus dem Komlink. »Er ist wach.«
    Jaden sprang von dem kleinen Tisch in der Bordküche auf, verschüttete dabei die Hälfte seines Kaf und rannte zur behelfsmäßigen Krankenstation, in die Khedryn die einzige Gästekabine an Bord der Schrottkiste umgewandelt hatte. Auf dem kleinen Tisch standen mehrere durchsichtige Medikits mit Injektionspistolen und den dazugehörigen Bactapatronen, sowie Verbände, Scheren, Antibiotika, Synthfleisch und alles andere an medizinischer Ausrüstung, das sich im Laufe der Jahre an Bord des Frachters angesammelt hatte. Einiges stammte noch aus imperialen Beständen. Sie hatten Marrs und ihre eigenen Wunden versorgt, so gut es mit diesen Mitteln ging, allerdings würden sie dennoch ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen, wenn sie nach Fhost zurückkehrten. Dort gab es zwar keine Medidroiden – und selbst, wenn es einen gegeben hätte, hätte der Schrottsammler ihn nicht an sich herangelassen –, aber Khedryn hatte Jaden versichert, dass er einen fähigen Mediziner kannte.
    Marr lag auf dem schmalen Bett in der Ecke und rang sich trotz seiner offensichtlichen Schmerzen ein Grinsen ab, während er gegen das helle Licht und die Nebelschwaden vor seinen Augen anblinzelte.
    Khedryn hielt seine Hand, so wie ein Vater die Hand seines kranken Sohnes hielt. »Wurde auch Zeit, dass du wieder die Augen öffnest«, sagte er. Seine Stimme vibrierte. »Eine Weile stand es gar nicht gut um dich. Du hattest verdammt viel Blut verloren.«
    Der Cereaner blickte zur Decke hinauf und öffnete mühsam den Mund. »Mir wurden die Augen geöffnet.«
    Jaden wusste nicht, was er sagen sollte, und so flüchtete er sich in eine Frage, deren Antwort er bereits kannte.
    »Relin hat die Herold also nicht mehr verlassen?«
    Marrs Blick war immer noch auf die Decke gerichtet. Langsam schüttelte er den Kopf. »Er hatte nie vor, die Herold zu verlassen.«
    »Ja«, murmelte Jaden heiser.
    Obwohl Relin aus der Vergangenheit gekommen war, sah Jaden in dem Jedi doch seine eigene Zukunft, sein Schicksal. Ein verlockender Wink der Dunklen Seite, wenn seine Zweifel ihren Höhepunkt erreicht hatten, und er würde von seinem Pfad abkommen. Eigentlich hatte er sich zu diesem Mond aufgemacht, um seine Zweifel zu beseitigen, um wieder Gewissheit zu finden. Doch er war immer noch genauso zerrissen, genauso verloren wie vor seiner Machtvision. Einen Augenblick lang fragte er sich, welchem Zweck all dies gedient haben sollte.
    Die Sensorpflaster, die an Marrs Oberkörper angebracht waren, übertrugen seine Biodaten auf den kleinen Monitor neben dem Bett. Jaden warf einen kurzen Blick auf die Linien und Zahlen.
    »Gar nicht so übel, oder?«, meinte Khedryn mit einem Grinsen. Die Haut unter seinen Augen
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