Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft
Autoren: Annegret Hilje Nora Roberts
Vom Netzwerk:
zweiunddreißig Jahre alter Stiefbruder, Besitzer einer Bar – mit dem klingenden Namen „Lower the Boom“! –an der East Side wollte die Verantwortung für einen Neunzehnjährigen übernehmen.
    Der Staatsanwalt bestand zwar darauf, dass Nick die Namen seiner Mittäter preisgab, aber der Ladenbesitzer war hocherfreut darüber, seinen Schaden ersetzt zu bekommen. Dass er dabei die Preise erhöhte, war Muldoons Problem. Immerhin bestand damit eine kleine Chance, das Gericht auf ihre Seite zu bringen.
    Rachel blieb nicht viel Zeit, den Staatsanwalt dazu zu bringen, Nick als Jugendlichen einzustufen. Mit den Informationen, die Zackary ihr gegeben hatte, machte sie sich auf den Weg in einen der kleinen Konferenzräume des Gerichtsgebäudes.
    „Kommen Sie, Haridan, verschwenden wir nicht unnötig unsere Zeit und das Geld der Steuerzahler. Den Jungen hinter Gitter zu bringen ist keine Lösung.“
    Haridan ließ seinen fülligen Körper in einem Sessel nieder. „Es ist meine Lösung, Stanislaski. Er ist ein Punk. Ein Bandenmitglied mit einer langen Vorgeschichte asozialen Verhaltens.“
    „Das waren harmlose Delikte.“
    „Tätlichkeiten.“
    „Er ist nicht kriminell. Er ist ein verängstigter Junge, der in einer Bande nach Sicherheit suchte. Wir wollen ihn da rausholen, keine Frage. Aber nicht, indem wir ihn ins Gefängnis stecken. Sein Stiefbruderbezahlt nicht nur den Schaden, sondern möchte in Zukunft die Verantwortung für ihn übernehmen. LeBeck wird eine Arbeit erhalten, ein Zuhause, jemanden, der auf ihn Acht gibt. Sie müssen nur zustimmen, dass er als Minderjähriger behandelt wird.“
    „Ich möchte Namen.“
    „Die wird er nicht preisgeben, ganz gleich, was geschieht. Er ist kein Krimineller, noch nicht. Also sollten wir auch keinen aus ihm machen.“
    Nachdem sie eine Zeit lang das Für und Wider verhandelt hatten, gab Haridan schließlich nach. „Aber die Anklage lautet auf Einbruch, darauf bestehe ich“, erklärte er stur. „Doch selbst wenn wir ihn nach dem Jugendstrafrecht behandeln, so wird das Gericht einer Bewährung nicht zustimmen.“
    „Den Richter überlassen Sie ruhig mir. Mit wem haben wir es denn zu tun?“
    Haridan grinste schelmisch. „Beckett.“
    Marlene C. Beckett war eine Exzentrikerin. Wie eine Magierin schüttelte sie überraschende Satzkonstruktionen aus den Ärmeln ihrer Robe, als seien es weiße Kaninchen. Sie war Mitte vierzig, ausgesprochen attraktiv, mit einzelnen weißen Haarsträhnen, die unter ihrer feuerroten Kappe hervorragten.
    Als Privatperson mochte Rachel sie sehr gerne.Richterin Beckett war eine unerschütterliche Feministin, die bewiesen hatte, dass eine unverheiratete Frau, die sich auf ihre Karriere konzentrierte, durchaus erfolgreich sein konnte. Mitten in einer von Männern dominierten Arbeitswelt hatte sie nichts von ihrer Fraulichkeit eingebüßt. Rachel respektierte und bewunderte sie. Vielleicht, so hoffte sie, trat sie eines Tages in ihre Fußstapfen.
    Während Rachel ihr Gesuch vortrug, spürte sie, wie ihr Magen sich allmählich unangenehm bemerkbar machte. Richterin Beckett stülpte die Lippen vor. Ein schlechtes Zeichen. Mit einem ihrer perfekt manikürten Nägel klopfte sie auf den Tisch neben dem Hammer und wechselte ihren Blick zwischen dem Angeklagten und Zackary hin und her.
    „Die Verteidigung erklärt also, dass der Angeklagte den Verlust der Sachwerte ersetzen wird, und beantragt, ihn nach dem Jugendstrafrecht zu behandeln sowie eine Verbringung in eine Strafanstalt auszusetzen.“
    „Euer Ehren, ich bitte auf Grund der familiären Vorgeschichte von einer Haftstrafe abzusehen. Mr. Muldoon erklärt die Bereitschaft, die Verantwortung für seinen Stiefbruder zu übernehmen. Die Verteidigung geht davon aus, dass die Situation des Angeklagten stabilisiert wird und die Verbringung meinesMandanten in eine Strafanstalt nicht geeignet ist, ihn für einen Fehler büßen zu lassen, den er von ganzem Herzen bereut.“
    Richterin Beckett warf einen Blick auf Nick. „Trifft es zu, junger Mann, dass Sie die Straftat tief bereuen?“
    Nick zuckte mit den Schultern und sah Rachel mürrisch an. „Sicher, ich ...“ Ihr mahnender Blick machte ihm deutlich, sich die Chance nicht zu verderben. „Es war dumm von mir.“
    „Zweifellos“, stimmte ihm Richterin Beckett zu. „Mr. Haridan, wie steht der Vertreter der Anklage dazu?“
    „Die Staatsanwaltschaft ist nicht gewillt, die Anklage fallen zu lassen, Euer Ehren. Wir stimmen allerdings zu, den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher