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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft
Autoren: Annegret Hilje Nora Roberts
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Gewissen. Und was hat dir das je eingebracht? Aber was uns Cobras angeht – wir Cobras sind eine Familie. Nur gegenüber deiner Familie solltest du ein Gewissen haben.“ Er streckte die Arme aus, nahm Nick den Recorder ab und verschwand in der Dunkelheit.
    Familie. Reece hat Recht, überlegte Nick und begann aus dem Fenster zu klettern. Die Cobras waren seine Familie. Man konnte sich auf sie verlassen. Ermusste sich auf sie verlassen. Er schob alle Zweifel beiseite und schulterte den Seesack. Und er musste an sich selbst denken, oder etwa nicht? Sein Anteil an der Beute garantierte ihm für weitere zwei Monate ein Dach über dem Kopf. Er hätte die Miete ja auch längst bezahlt, wenn er bei der Spedition nicht entlassen worden wäre.
    Lausige Wirtschaftslage, beschloss er still. Wenn er stehlen musste, um über die Runden zu kommen, konnte er immer noch die Regierung dafür verantwortlich machen. Bei dem Gedanken begann er zu grinsen und schwang ein Bein durch die zerbrochene Glasscheibe. Reece hatte Recht. Man musste selbst zusehen, wie man am besten zurechtkam.
    „Darf ich dir beim Aussteigen behilflich sein?“
    Nick erstarrte. Die Stimme war ihm unbekannt. Im Halbdunkel erkannte er den Lauf einer Pistole und das metallene Glitzern einer Dienstmarke. Einen Moment überlegte er, ob er den Seesack auf die Silhouette werfen und sein Heil in der Flucht suchen sollte. Aber da trat der Cop auch schon mit einem Kopfschütteln näher. Er war jung, ein dunkler Typ. In seinen Augen lag ein Ausdruck, der Nick erkennen ließ, dass er mit Kerlen wie ihm Erfahrung hatte.
    „Tu dir selbst einen Gefallen, Junge, und versuches erst gar nicht. Du hast eben Pech gehabt“, bemerkte der Polizist trocken.
    „Gibt es denn überhaupt eine Alternative zu Pech?“ Nick stieg resigniert aus dem Fenster, stellte den Seesack ab und drehte sich mit dem Gesicht an die Wand, während ihm seine Rechte vorgelesen wurden.

1. KAPITEL
    D ie Aktenmappe in der einen, einen Bagel in der anderen Hand, eilte Rachel die Stufen zum Gerichtssaal hinauf. Sie hasste Unpünktlichkeit, und bei der morgendlichen Anhörung sollte sie ausgerechnet auf den überkorrekten Richter Snyder treffen. Das war Grund genug, spätestens eine Minute vor neun ihren Platz als Verteidigerin eingenommen zu haben. Es blieben also noch drei Minuten. Sie hätte die doppelte Zeit gehabt, hätte sie nicht noch in ihrem Büro vorbeischauen müssen.
    Wie hätte sie auch wissen sollen, dass ihr Chef mit einem neuen Fall aufwartete.
    Zwei Jahre arbeitest du nun schon als Strafverteidigerin, überlegte sie, während sie die zahlreichen Türen aufstieß und die Treppen hinaufeilte, da die Fahrstühle ständig besetzt waren. Sie nahm den letzten Bissen ihres Bagels und wünschte sich sehnlichst eine Tasse Kaffee, mit der sie ihr improvisiertes Frühstück hinunterspülen könnte.
    Sie blieb vor der Tür des Gerichtssaals stehen, rückte ihre blaue Jacke zurecht und glättete ihr halblanges, schwarzes Haar. Noch ein letzter Blick auf die Uhr und einmal tief durchgeatmet.
    Pünktlich auf die Minute, Stanislaski, lobte sie sich und betrat gefasst den Gerichtssaal. Während sie ihren Platz einnahm, wurde ihr dreiundzwanzig Jahre alter Mandant in Begleitung eines Wachmannes in den Saal geführt.
    Rachel hatte ihrem Mandanten bereits erklärt, dass er nicht auf Verständnis hoffen könne, wenn er seine Mitmenschen um zweihundert Dollar und eine Scheckkarte erleichterte.
    „Erheben Sie sich von Ihren Plätzen!“
    Der große, massige Richter trat in seiner schwarzen Robe ein. Sein kugelrundes, unfreundliches Gesicht entsprach farblich einem guten Cappuccino. Richter Snyder duldete keine Verspätung, keine Aufsässigkeiten und keinen Widerspruch in seinem Gerichtssaal.
    Rachel tauschte einen freundlichen Blick mit dem stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt, der die Anklage vertrat, und ging ans Werk.
    Mit einer Verurteilung zu neunzig Tagen Haft kam ihr Mandant vergleichsweise schlecht davon. So war es nicht verwunderlich, dass er sich nicht gerade überschwänglich bei ihr bedankte, als er von einem Gerichtsdiener aus dem Saal geführt wurde.
    Etwas mehr Glück bescherte ihr der nächste Fall, bei dem es um tätliche Beleidigung ging ...
    „Euer Ehren, mein Mandant bezahlte die Bestellung in dem guten Glauben, ein heißes Essen zu erhalten. Als die Pizza eiskalt serviert wurde, wies er auf das Problem hin, indem er der Bedienung ein Stück derselben zukommen ließ. Unglücklicherweise
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