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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft
Autoren: Annegret Hilje Nora Roberts
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Prozent selbst zusammenkratzen?“
    Keine Chance, dachte er und zuckte mit den Schultern. „Ich könnte ein paar Schulden eintreiben.“
    „Also gut. Ich komme wieder.“ Sie stand auf und nahm eine Visitenkarte aus ihrer Tasche. „Falls Siemich vor der Anhörung sprechen wollen oder falls Sie Ihre Meinung geändert haben, rufen Sie mich an.“
    Sie klopfte gegen die Tür. Kaum hatte sich die Tür geöffnet, spürte sie, wie sich ein Arm um ihre Hüfte legte.
    „Hallo, Rachel, lange nicht gesehen“, begrüßte ihr Bruder sie mit einem freudigen Lächeln.
    „Ja, das muss schon etwas mehr als vierundzwanzig Stunden her sein.“
    „Du bist gereizt.“ Er warf einen Blick auf Le-Beck. „Ach so, haben sie dir den Burschen angedreht?“
    Sie stupste ihn mit dem Ellbogen in die Seite. „Lass deine Gehässigkeiten. Besorg mir lieber einen Kaffee.“
    Sie verließen das Gebäude und gingen zum Präsidium, das nur wenige Blocks entfernt war. Rachel setzte sich hinter Alex’ Schreibtisch und wartete darauf, dass ihr Bruder mit den Pappbechern kam.
    Am nächsten Schreibtisch saß ein kleiner, rundlicher Mann, der sich mit einem Taschentuch immer wieder über die verschwitzte Stirn wischte, während er kurzatmig eine Aussage zu Protokoll gab. Irgendwo ließ jemand eine laute Schimpfparade in Spanisch auf sein Gegenüber niederprasseln. Eine Frau mit einemBluterguss im Gesicht saß auf einer Bank und wiegte ein Kleinkind in den Armen, während ihr unaufhörlich Tränen über die Wangen strömten.
    Der Geruch von Verzweiflung, Wut, Hoffnungslosigkeit hing in der Luft, erfüllte das Revier. Rachel hatte schon immer gedacht, dass nur jemand, der einen ausgesprochen feinen Geruchssinn hatte, unter diesen erdrückenden Lagen auch den kaum wahrnehmbaren Hauch von Gerechtigkeit erkennen konnte. Es war auch nicht anders in den Räumen, in denen die Verteidiger arbeiteten.
    Das Bild ihrer Schwester Natasha stieg in ihr auf, wie sie ihrer Familie in dem großen hübschen Haus in West Virginia das Frühstück in der gemütlichen Küche zubereitete. Oder wie sie die Tür zu dem wunderbaren Spielzeugladen aufschloss, um die ersten Kunden des Tages zu empfangen.
    Das Bild ließ sie leise lächeln, so auch jenes, wenn sie sich vorstellte, wie ihr Bruder Mikhail in seinem hellen Atelier saß und leidenschaftlich an einem Holzblock schnitzte, um etwas unvergleichlich Schönes mit seinen Händen entstehen zu lassen. Vielleicht würde er eine schnelle Tasse Kaffee mit seiner großartigen Frau nehmen, bevor sie in ihr Büro im Stadtzentrum fuhr.
    Und sie saß hier und wartete ungeduldig auf einenPappbecher mit unweigerlich schlechtem Kaffee, in einem muffigen Raum, angefüllt mit den Bildern und den Gerüchen und den Geräuschen, die so typisch für das großstädtische Elend waren.
    „Danke.“ Rachel seufzte, als ihr Bruder zurückkam und ihr den Kaffee in die Hand drückte. „Was ist bloß los mit uns, Alex?“
    Er grinste spitzbübisch und legte den Arm um ihre Schultern. „Was soll schon los sein? Wir schlagen uns so durchs Leben, schlecht bezahlt und ohne Dank.“
    Sie lachte leise und nahm einen Schluck von dem Kaffee, der verdächtig nach Motorenöl schmeckte. „Du bist immerhin gerade befördert worden, Detective Stanislaski.“
    „Ich kann eben nichts dazu, dass ich gut bin. Du dagegen sorgst dafür, dass die Ganoven wieder frei herumlaufen können, während ich mein Leben riskiere, um sie hinter Schloss und Riegel zu bringen.“
    Rachel warf ihm einen Blick über den Rand des Bechers zu und schnaubte abfällig. „Die meisten Leute, die ich vertrete, versuchen nur zu überleben.“
    „Sicher ... indem sie stehlen und betrügen.“
    Sie merkte, wie es in ihr zu brodeln begann. „Heute Morgen bei Gericht habe ich einen alten Mann verteidigt, der ein paar Einweg-Rasierer hatmitgehen lassen. Richtig gefährlich! Wahrscheinlich hätte man ihn wohl lebenslang in Einzelhaft stecken sollen, was?“
    „Aha, es ist also in Ordnung, dass man stiehlt, solange es sich dabei um nichts Wertvolles handelt?“
    „Der Mann braucht Hilfe, keine Gefängnisstrafe.“
    „Wie dieser Kerl, den du letztens rausgepaukt hast? Der die beiden alten Leutchen im Laden terrorisiert und das Geschäft zerlegt hat, um an die erbärmlichen sechzig Dollar in der Kasse zu kommen?“
    Sie schämte sich für diesen Fall, ja, sie schämte sich jämmerlich dafür. Aber die Regeln des Gesetzes waren eindeutig. „Das habt ihr Jungs selbst zu verantworten. Der
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