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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft
Autoren: Annegret Hilje Nora Roberts
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Officer, der ihn festgenommen hat, hätte dem Mann seine Rechte in seiner Muttersprache verständlich machen sollen oder einen Übersetzer besorgen müssen. Mein Klient verstand kaum Englisch.“ Sie schüttelte den Kopf, bevor Alex sich weiter über sein Lieblingsthema auslassen konnte. „Ich habe nicht die Zeit, mit dir über Recht und Ordnung zu diskutieren. Ich wollte von dir etwas über Nicholas LeBeck erfahren.“
    „Was ist denn mit ihm? Du hast doch schon den Bericht gelesen.“
    „Du hast ihn verhaftet.“
    „Ja, und? Ich wollte gerade nach Hause, als ich das zerbrochene Fenster und das Licht sah. Er kam mit einem prall gefüllten Sack elektronischer Geräte geradewegs herausgeklettert. Ich habe ihm seine Rechte verlesen und ihn eingelocht.“
    „Was ist mit seinen Komplizen?“
    Alex zuckte mit den Schultern. „Außer LeBeck war niemand am Tatort.“
    „Komm schon, Alex. Mehr als das Doppelte von dem, was mein Mandant mit sich führte, ist verschwunden.“
    „Er hatte vermutlich Komplizen, aber ich habe niemanden gesehen. Dein Mandant hat von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht. Und er hat ein ansehnliches Vorstrafenregister.“
    „Kinderkram.“
    „Jetzt behaupte bloß noch, er hätte seine Kindheit als Pfadfinder verbracht.“
    „Er ist ein Cobra.“
    „Nach seiner Jacke zu schließen, ja“, stimmte Alex zu. „Und er verhält sich auch so.“
    „Er ist ein verängstigtes Kind.“
    Alex warf den leeren Becher in den Papierkorb. „Er ist kein Kind mehr, Rachel.“
    „Es ist mir egal, wie alt er ist, Alex. Jetzt sitzt erwie ein ängstliches Kind in seiner Zelle und spielt den starken Mann. Das könntest auch du sein, oder Mikhail, ja sogar Tash oder ich ... wenn wir andere Eltern gehabt hätten.“
    „Verdammt, Rachel.“
    „Wenn unsere Eltern nicht so hart für uns gearbeitet hätten, wären wir auch auf der Straße gelandet. Das weißt du.“
    Alex widersprach seiner Schwester nicht. Aber was glaubte sie, warum er Polizist geworden war? „Fakt ist, wir sind eben nicht da gelandet. Wir wussten immer zu unterscheiden, was richtig und was falsch ist. Und das ist der springende Punkt.“
    „Manchmal entscheiden sich die Menschen für den falschen Weg, weil sie niemanden haben, der ihnen den richtigen zeigt.“
    Sie hätten noch stundenlang weiterreden können, aber Alex musste zum Dienst. „Du bist zu weichherzig, Rachel. Pass auf, dass dein Verstand nicht ebenfalls aufweicht. Die Cobras sind eine der härtesten Gangs in Manhattan, und dein Mandant gehört zu ihnen.“
    Rachel sah ihren Bruder an. „Hatte er eine Waffe bei sich?“
    „Nein.“
    „Hat er Widerstand geleistet?“
    „Nein, aber das ändert nichts an dem, was er getan hat und was er ist.“
    „Das mag nichts an dem ändern, was er getan hat, aber das sagt doch möglicherweise eine Menge darüber aus, wer er ist. Die erste Anhörung ist um zwei.“
    „Ich weiß.“
    Sie küsste ihn und lächelte. „Wir sehen uns dort.“ Sie drehte sich um und verließ den Raum.
    „Miss Stanislaski!“
    Rachel blieb im Gang stehen und warf einen Blick über ihre Schulter. Hinter ihr stand ein großer, breitschultriger Mann in einem ausgebeulten Sweatshirt und abgetragenen Jeans. Er sah ziemlich verärgert aus. Seine dunkelblauen Augen verrieten, wie aufgebracht er war.
    „Rachel Stanislaski?“
    „Ja.“
    Er schüttelte ihre Hand und begleitete sie die Stufen hinunter. „Ich bin Zackary Muldoon“, stellte er sich in einem Tonfall vor, als besage das bereits alles.
    „Kann ich Ihnen helfen, Mr. Muldoon?“
    „Das will ich schwer hoffen.“ Er strich sich mit der Hand durch das pechschwarze Haar. Er fasste sie am Ellbogen und nötigte sie die restlichen Treppen hinunter. „Wie kriegen wir ihn da raus? Und warum, zum Teufel, hat er Sie und nicht mich angerufen?Wozu muss er die ganze Nacht in der Zelle verbringen? Was für eine Anwältin sind Sie eigentlich?“
    Rachel befreite sich aus seinem Griff und hob die Aktenmappe, bereit, sich gegen ihn zu schützen. „Mr. Muldoon, ich weiß nicht, wer Sie sind und wovon Sie sprechen. Und zufälligerweise bin ich ziemlich beschäftigt ...“
    „Das interessiert mich nicht die Bohne. Antworten Sie mir. Wenn Sie keine Zeit haben, Nick zu helfen, werden wir einen anderen Anwalt nehmen. Ich möchte nur wissen, warum er sich eine so elegante, durchgestylte Tussi wie Sie aussuchen musste.“
    Rachel hielt die Luft an und stieß ihm einen Finger auf die Brust. „Tussi? Sie sollten erst einmal
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