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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis
Autoren: Sandra Brown
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Shampooflasche und einen Rasierer in die Kulturtasche gleiten. Vielleicht brauchte er sich nicht zu rasieren, bis sie zurück in der Zivilisation waren. Sie schon.
    Sie zuckte schuldbewusst zusammen, als er sich umdrehte und ihr ein Jagdgewehr entgegenhielt. „Können Sie damit umgehen?"
    Sie schüttelte den Kopf. Erst gestern hatte sie zusehen müssen, wie ein wunderschöner Widder niedergestreckt worden war. Anstatt sich über das Jagdglück zu freuen, hatte sie um das Tier getrauert.
    „Das hatte ich befürchtet", murmelte Cooper. „Aber Sie können es tragen." Er legte ihr den breiten Ledergurt über die Schulter, halfterte sein eigenes Gewehr und schob sich eine gefährlich aussehende Pistole in den Gürtel. „Eine Leuchtpistole", erklärte er, als er ihrem misstrauischen Blick begegnete. „Habe ich im Cockpit gefunden. Halten Sie die Ohren nach einem Suchhelikopter offen."
    Mit einem Schnürsenkel hatte er aus einem Rollkragenpullover einen Rucksack gemacht. Die Arme band er ihr jetzt um den Hals. „Also, dann los", sagte er nach einer flüchtigen Uberprüfung.
    Rusty warf einen letzten Blick auf das Wrack, dann folgte sie ihm. Seinem breiten Rücken konnte man gut folgen, den verlor man nicht so leicht aus den Augen. Sie stellte fest, dass sie sich, wenn sie den Blick genau auf den Punkt zwischen seinen Schulterblättern konzentrierte, in eine Art Trance versetzen konnte, sodass sich die schreckliehen Bilder der blutüberströmten Leichen verdrängen ließen.
    Sie kämpfte sich weiter, jeder Schritt kostete Energie. Ihre Kraft verließ sie mit erschreckender Geschwindigkeit. Sie hatte keine Ahnung, wie weit sie schon gekommen waren, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis sie keinen Fuß mehr vor den anderen setzen könnte. Ihre Beine zitterten vor Erschöpfung. Sie wehrte die zurückschwingenden Äste nicht mehr ab, sie peitschten gegen sie.
    Coopers Rücken verschwamm vor ihren Augen, wurde unscharf wie das Bild eines Geistes. Die Bäume schienen Tentakel zu bekommen, die nach ihr griffen, sie an der Kleidung festhielten, sich in ihrem Haar verfingen. Sie stolperte und sah nach unten. Der Boden schien ihr entgegenzukommen. Wie erstaunlich, dachte sie.
    Instinktiv griff sie nach dem nächsten Ast. „Coo... Cooper..."
    Sie schlug hart auf, aber sie fühlte sich unendlich erleichtert, endlich liegen zu können, selbst wenn der Boden kalt und nass war. Und es war ein Luxus, die Augen zu schließen.
    Cooper murmelte einen unterdrückten Fluch, ließ Rucksack und Gewehr zu Boden gleiten. Grob rollte er sie auf den Rücken und schob ihre Lider hoch. Sie sah ihn an, ohne zu ahnen, dass ihr Gesicht leichenblass war.
    „Es tut mir Leid, wenn ich Sie aufhalte." Es überraschte sie ein wenig, dass ihre Stimme so schwach klang. Sie konnte fühlen, dass ihre Lippen sich bewegten, aber sie war nicht sicher, ob sie die Worte tatsächlich ausgesprochen hatte. Aber irgendwie schien es ihr wichtig, sich zu entschuldigen, dass sie eine solche Last für ihn war. „Ich muss mich nur eine Minute ausruhen."
    „Ja sicher, schon in Ordnung ... äh ... Rusty. Ruhen Sie sich aus." Er machte sich bereits am Kragenverschluss ihres Pelzmantels zu schaffen. „Haben Sie irgendwo Schmerzen?"
    „Schmerzen? Nein. Warum?"
    „Nur eine Frage." Er schlug ihren Mantel auseinander und schob seine Hände unter ihren Pullover, drückte vorsichtig auf ihre Bauchdecke. Ist das überhaupt erlaubt? dachte sie benommen. „Sie bluten vielleicht irgendwo, ohne es zu wissen."
    Seine Worte zerrissen den Nebel in ihrem Kopf. „Innere Blutungen?" In Panik wollte sie sich aufsetzen.
    „Ich weiß es nicht... Warten Sie. Halten Sie still!" Mit einem leisen Pfiff stieß er den Atem durch die Zähne. Rusty stützte sich auf die Ellbogen, um den Grund für diese tiefe Falte auf seiner Stirn zu sehen.
    Ihr rechtes Hosenbein war blutgetränkt, die Wollsocke hatte die hellrote Flüssigkeit wie einen Schwamm aufgesogen, die jetzt in und über den Schnürstiefel lief.
    „Wann ist das passiert?" Seine Stimme klang messerscharf. „Warum haben Sie nichts davon gesagt?"
    Pikiert schaute sie Cooper an und schüttelte den Kopf. „Ich habe es nicht gemerkt", sagte sie schwach.
    Er zog sein Jagdmesser heraus und schnitt ihr Hosenbein genau an der Bügelfalte auf, bis hinauf zu ihrer Unterwäsche. Schockiert und voller Angst hielt sie den Atem an.
    Cooper dagegen, der auf ihr Bein starrte, stieß resigniert den Atem aus. „So ein Mist."

2. KAPITEL
     
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