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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis
Autoren: Sandra Brown
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Fuchsmantels stieß.
    Er sah zu ihr hin. „Was ist?"
    Sie schluckte, sich bewusst, dass er sie testen wollte. „Nichts. Der Mantel war ein Geschenk, das ist alles."
    Er betrachtete sie ein paar Sekunden lang, bevor er ein zweites Loch schnitt und dann die Stämme hindurchsteckte.
    Das Resultat war eine primitive Trage. Kein Indianer, der auf seine Tradition hielt, hätte sich dazu bekannt, aber Rusty bewunderte Coopers Erfindungsreichtum. Und sie war unendlich erleichtert, dass er offenbar nicht plante, sie hier zurückzulassen oder sich ihrer auf andere Weise zu entledigen.
    Er ließ die Konstruktion neben ihr auf den Boden fallen, hob Rusty hoch und legte sie auf den weichen Pelz. Dann deckte er sie mit mehreren Fellen zu.
    „Ich habe hier oben kein Tier gesehen, das einen solchen Pelz hat", sagte sie und strich mit den Fingern durch die feinen dichten Haare.
    „Umingmak."
    „Wie bitte?"
    „So nennen die Inuit den Moschusochsen. Es bedeutet 'der Bärtige'. Ich habe ihn nicht gejagt, sondern das Fell gekauft. Hält sehr warm." Er stopfte ihr die Enden unter Rücken und Beine. „Sie müssen selbst darauf achten, dass Sie nicht runterfallen und zugedeckt bleiben."
    Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er zuckte, als er die Prellung an seiner Schläfe berührte. Hätte Rusty einen solchen Schlag abbekommen, wäre sie wahrscheinlich eine Woche ans Bett gefesselt gewesen. Die Kopfschmerzen mussten ihn halb umbringen.
    „Danke, Cooper", sagte sie leise.
    Er erstarrte, blickte auf sie herunter und nickte nur knapp. Dann wandte er sich ab und sammelte die provisorische Ausrüstung ein. Die beiden Rucksäcke warf er auf ihren Schoß, ebenso die Flinten. „Passen Sie bloß auf die auf, klar?"
    „Wohin ziehen wir jetzt?"
    „Richtung Südwest. Früher oder später müssten wir auf einen Außenposten der Zivilisation stoßen."
    „Oh." Sie wagte es nicht, sich zu bewegen, hatte die ungute Ahnung, dass diese Reise kein Sonntagsspaziergang werden würde. „Könnte ich wohl ein Aspirin haben?"
    Er holte das Röhrchen aus seiner Tasche und schüttelte zwei Tabletten in ihre Hand.
    „Ohne Wasser kann ich sie nicht einnehmen."
    Er schnaubte ungeduldig. „Entweder trocken oder mit Brandy"
    „Dann bitte Brandy."
    Er reichte ihr einen Flachmann und beobachtete sie genau. Mit Todesverachtung setzte sie die kleine Öffnung an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck, um die Tabletten herunterzuspülen. Sie hustete und keuchte, Tränen traten ihr in die Augen, aber sie reichte ihm würdevoll die Flasche zurück. „Danke."
    Ein Grinsen zuckte um seine Lippen. „Sie haben vielleicht nicht viel Verstand, Lady, aber Sie haben Mumm."
    Und das, so dachte sie, kam wohl so nahe an ein Kompliment heran, wie sie es von Cooper Landry überhaupt jemals erwarten konnte. Er klemmte sich die Enden der Stämme unter die Arme und marschierte los, schleifte die Trage hinter sich her. Nach nur wenigen Schritten begannen ihre Zähne zu klappern, und bestimmt würden bald unzählige blaue Flecke ihr Hinterteil zieren. Ihr wurde klar, dass sie auf dieser Trage nicht viel besser dran war, als wenn sie laufen würde. Daran, was der felsige Waldboden dem Satinfutter ihres Pelzmantels antat, wagte sie nicht einmal zu denken.
    Es wurde immer dunkler und kälter. Leichter Niederschlag setzte ein. Graupelschauer, so nannten die Meteorologen es wohl. Eisige Körnchen, nicht größer als Salzkörner. Ihr verletztes Bein begann schmerzhaft zu pochen, aber sie hätte sich eher die Zunge abgebissen, als zu jammern. Sie hörte Coopers angestrengten Atem. Ihm ging es auch nicht sonderlich gut. Wenn sie nicht wäre, käme er dreimal so schnell voran.
    Die Dunkelheit fiel plötzlich ein, machte es gefährlich, auf dem unbekannten Gebiet weiterzugehen. Auf der nächsten Lichtung hielt Cooper an.
    „Wie geht es Ihnen?"
    Sie dachte besser nicht daran, wie hungrig und durstig sie war und wie unbehaglich sie sich fühlte. „Gut."
    „Klar, sicher. Und jetzt mal ehrlich?" Er kniete sich nieder und zog die Felle von ihr herunter. Der Verband war mit frischem Blut getränkt. Hastig deckte er sie wieder zu. „Wir sollten die Nacht über hier rasten. Da die Sonne nicht mehr am Himmel steht, kann ich die Richtung nicht mehr bestimmen."
    Er log, er sagte das nur, um ihr einen Gefallen zu tun. Rusty wusste, dass er weitergegangen wäre, wäre er allein. Sie bezweifelte, dass Dunkelheit oder Wetterbedingungen ihn aufgehalten hätten. Und
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