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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis
Autoren: Sandra Brown
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Tugend durch mich in keiner Hinsicht gefährdet ist."
    Sie schluckte tapfer die Tränen hinunter. „Sie sind gemein und vulgär."
    Er lachte nur. „Jetzt sind Sie beleidigt, weil ich nicht versuchen werde, Sie zu vergewaltigen, was? Entscheiden Sie sich. Sollte Ihnen der Sinn nach Sex stehen, kann ich Ihnen sicher zu Diensten sein. Immerhin ist es stockdunkel hier unter den Fellen. Und Sie wissen ja, was man über Katzen im Dunkeln sagt. Allerdings ziehe ich persönlich eine bequemere und sicherere Umgebung für eine solche Angelegenheit vor. Also, schlafen Sie einfach, okay?"
    Rusty biss wütend die Zähne zusammen. Sie versteifte sich und errichtete eine Barriere zwischen ihnen, wenn schon nicht körperlich, so doch in Gedanken. Sie versuchte seine Körperwärme zu ignorieren und seinen Atem, der über ihren Nacken strich. Und die verhaltene Kraft seiner Schenkel, die sich an ihre drückten. Langsam, Stückchen für Stückchen, und mit Hilfe des Brandys, den sie getrunken hatte, entspannte sie sich. Und irgendwann schlief sie ein.
    Sie erwachte von ihrem eigenen Stöhnen. In ihrem Bein pochte es unerträglich.
    „Was ist?"
    Coopers Stimme klang rau, aber Rusty wusste intuitiv, dass es nicht an der Schlaftrunkenheit lag. Er war nicht gerade erst aufgewacht, er lag schon länger wach. „Nichts."
    „Sagen Sie schon. Was ist? Ihr Bein?" Ja."
    „Blutet die Wunde wieder?"
    „Ich glaube nicht. Es fühlt sich nicht feucht an. Es pocht nur."
    „Trinken Sie mehr Brandy." Er rückte von ihr ab und griff nach dem Flachmann, den er mit in den Fellkokon gebracht hatte.
    „Mir ist schon schwindlig."
    „Gut. Dann wirkt es also." Er setzte die Flasche an ihre Lippen, ihr blieb nichts anderes, als zu schlucken.
    Der starke Schnaps brannte sich seinen Weg durch ihre Kehle bis in ihren Magen. Zumindest lenkte sie das für Sekunden von dem Schmerz in ihrem Bein ab. „Danke."
    „Spreizen Sie Ihre Beine."
    „Wie bitte?!"
    „Machen Sie die Beine breit."
    „Wie viel Brandy haben Sie bereits getrunken, Mr. Landry?"
    „Tun Sie es."
    „Wieso?"
    „Damit ich meine dazwischen legen kann."
    Ohne ihr noch eine Möglichkeit zum Widerspruch zu lassen, schob er sein Knie zwischen ihre und legte sich ihr rechtes Bein auf seinen Schenkel. „Wenn es hoch liegt, mindert das den Druck. Und es verhindert, dass ich an die Wunde komme."
    Sie war zu verwirrt, um gleich wieder einschlafen zu können, sich seiner Nähe zu bewusst. Und etwas anderes hielt sie wach: ein nagendes Schuldgefühl.
    „Cooper, kannten Sie die anderen Männer?"
    „Im Flugzeug? Nein."
    „Die beiden in den vordersten Sitzen waren Brüder. Als sie unser Gepäck gewogen haben, habe ich zufällig mitgehört, wie sie das Thanksgiving-Fest in ein paar Wochen mit ihren Familien planten. Sie wollten die Dias zeigen, die sie in dieser Woche gemacht hatten. Und nun werden sie ihre Familien nie wiedersehen."
    „Denken Sie nicht daran."
    „Ich kann aber nicht anders."
    „Doch, können Sie."
    „Nein. Ich frage mich ständig, warum ich noch lebe. Wieso war es mir vergönnt, zu überleben? Es macht keinen Sinn."
    „Es muss auch keinen Sinn machen", sagte er bitter. „Es ist einfach so. Für die anderen war die Zeit gekommen. Es ist vorbei, vergessen."
    „Ich kann nicht vergessen."
    „Zwingen Sie sich dazu."
    „Machen Sie das so?"
    „Ja."
    Sie erschauerte. „Wie können Sie Menschenleben nur so mitleidlos abtun?"
    „Übung."
    Dieses eine Wort traf sie wie eine Ohrfeige. Es sollte sie schockieren, damit sie schwieg, und das tat es auch. Aber es hielt sie nicht vom Denken ab. Sie fragte sich, wie viele seiner Kameraden Cooper wohl in Vietnam hatte sterben sehen. Ein Dutzend? Hunderte? Eine ganze Kompanie? Trotzdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass jemand je gleichgültig gegenüber dem Tod werden konnte.
    Auch sie hatte ihre Erfahrungen gemacht, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie er. Das war nichts, das sie einfach abblocken konnte, mit purem Willen verdrängen. Es schmerzte immer, wenn sie an den Verlust dachte.
    „Meine Mutter ist an einem Herzinfarkt gestorben", begann sie wieder zu sprechen. „Ihr Tod war fast eine Erleichterung. Sie wäre für immer gelähmt gewesen. Ich hatte eine Woche, um mich auf ihren Tod vorzubereiten. Mein Bruder dagegen starb plötzlich." Cooper wollte das sicherlich alles nicht hören, aber sie musste darüber reden.
    „Bruder?"
    „Jeff. Ein Autounfall, vor zwei Jahren."
    „Noch mehr Familie?"
    „Nur noch mein Vater." Sie atmete
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