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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis
Autoren: Sandra Brown
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ohne Gefühl. Er ist eine Maschine, befand sie. Er zeigte keinerlei Regung, als er die Leichen zu dem Gemeinschaftsgrab schleifte, das er mit seinem Jagdmesser und dem Beil, das er unter dem Sitz des Piloten gefunden hatte, ausgehoben hatte. Zum Schluss stapelte er Steine auf die Grabstelle.
    „Sollten wir nicht irgendwas sagen?" Rusty starrte auf den unordentlichen Haufen Steine, der hungrige Raubtiere davon abhalten sollte, die Körper der fünf Männer auszugraben.
    „Etwas sagen? Zum Beispiel?"
    „Ein paar Zitate aus der Bibel. Oder ein Gebet."
    Er zuckte gleichgültig die Schultern und wischte sein Messer sauber. „Ich kenne keine Bibelzitate. Und die Gebete sind mir schon vor langer Zeit ausgegangen." Er kehrte dem Grab den Rücken zu und stapfte zum Flugzeug zurück.
    Hastig sprach Rusty ein Gebet und beeilte sich dann, ihm zu folgen. Mehr als alles andere fürchtete sie sich davor, allein zu sein. Wenn sie den Mann nicht ständig im Auge behielt, würde er sie vielleicht hier zurücklassen.
    Was eigentlich unwahrscheinlich war. Zumindest im Moment. Denn er kam vor Erschöpfung fast um und stand kurz davor, erneut das Bewusstsein zu verlieren.
    „Warum legen Sie sich nicht hin und ruhen sich aus?" schlug sie vor. Ihre Kraft war schon lange zu Ende. Nur das Adrenalin hielt sie noch aufrecht.
    „Weil die Nacht bald hereinbricht. Die Sitze müssen aus dem Flugzeug geholt werden, damit wir uns drinnen ausstrecken können. Ansonsten haben Sie vielleicht Gelegenheit, zum ersten Mal in Ihrem Leben eine Nacht im Freien zu verbringen", fügte er sarkastisch hinzu und verschwand im Inneren des Rumpfes. Nur einen Augenblick später hörte Rusty ihn deftig fluchen.
    „Was ist?" fragte sie ihn, als er mit grimmig gerunzelter Stirn wieder hervorkam.
    Er hielt ihr seine Hände vors Gesicht. Die Handflächen waren feucht. „Kerosin."
    „Kerosin?" wiederholte sie verständnislos.
    „Höchst explosives Kerosin", knurrte er, ungeduldig über ihre Unkenntnis. „Da drinnen können wir nicht bleiben. Ein Funke, und wir fliegen bis nach China."
    „Dann machen wir eben kein Feuer."
    Er musterte sie verächtlich. „Wenn es erst dunkel ist, werden Sie ein Feuer haben wollen. Außerdem reicht wirklich schon ein Funke. Zwei Metallstücke, die sich aneinander reiben, und wir sind Geschichte."
    „Und jetzt?"
    „Wir packen ein, was wir tragen können, und machen uns auf den Weg."
    „Ich dachte, es sei besser, beim Flugzeug zu bleiben. Ich habe das mal irgendwo gelesen. Die Suchmannschaft wird nach einem abgestürzten Flugzeug Ausschau halten. Wie sollen sie uns finden, wenn wir uns von der Absturzstelle entfernen?"
    Er legte arrogant den Kopf schief. „Sie wollen also bleiben? Bitte. Ich gehe. Aber ich kann Ihnen direkt sagen, dass es hier in der Nähe kein Wasser gibt. Morgen früh werde ich mich als Erstes auf die Suche nach Wasser machen."
    Seine Besserwisserei war einfach unerträglich. „Woher wissen Sie, dass es hier kein Wasser gibt?"
    „Keine Tierspuren. Sicher, Sie können das Regenwasser trinken, aber wer weiß, wie lange das vorhält."
    Wann und wie hatte er festgestellt, dass es hier keine Spuren von Tieren gab? Sie hatte noch nicht einmal daran gedacht, sich umzusehen. Der Gedanke, kein Trinkwasser zu haben, war allerdings genauso beängstigend wie die Vorstellung, sich wilden Tieren gegenüberzusehen, die es sich holen wollten. Wie suchte man nach Wasser? Wie verteidigte man sich gegen wilde Tiere?
    Ohne ihn würde sie elendig umkommen. Dessen war sie sich nach einigen Minuten grimmigen Überlegens klar. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ihm anzuschließen und auf seine Überlebenskenntnisse zu vertrauen. Und dankbar zu sein, dass er sie auch anwandte.
    Rusty schluckte ihren Stolz. „Na schön, dann komme ich also mit Ihnen." Er sah nicht einmal auf. Sie wusste nicht, ob er froh oder verärgert über ihren Entschluss war. So wie es aussah, war es ihm völlig egal. Er hatte bereits Sachen, die er aus dem Wrack gerettet hatte, auf einen Stapel gelegt. Fest entschlossen, sich nicht länger ignorieren zu lassen, hockte Rusty sich neben ihn. „Was kann ich tun?"
    Er deutete mit dem Kopf zum Gepäckraum des Flugzeugs. „Gehen Sie die Koffer durch. Alle. Nehmen Sie, was immer nützlich sein könnte." Er reichte ihr mehrere kleine Schlüssel, die er offensichtlich den Toten abgenommen hatte, bevor er sie begraben hatte.
    Sie sah zweifelnd zu den Koffern. Manche waren beim Absturz aufgesprungen, die
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