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Gefährliches Talent: Kriminalroman

Gefährliches Talent: Kriminalroman

Titel: Gefährliches Talent: Kriminalroman
Autoren: Aaron Elkins , Charlotte Elkins
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Hand fest unter den Griff der Pistole, riss den Schlitten zurück und ließ ihn vorschnellen. Sie hatte gehofft, das unheimliche Ritsch-Ratsch beim Durchladen würde reichen, um ihn aufzuhalten, aber er schien es gar nicht zu hören. Er zögerte nur einen Sekundenbruchteil und kam dann noch näher auf sie zu. Sie hielt den Lauf nach oben, betete innerlich kurz und drückte ab.
    Entweder lag es an ihrem Gebet oder an dem Versuch, die Kammer freizumachen, aber es ging tatsächlich ein Schuss los. Das laute
Peng!
war Musik in ihren Ohren, der heftige Rückstoß wie eine Liebkosung.
    Moody blieb abrupt stehen und machte große Augen. »Wie haben Sie … Die war doch …«
    »Reinhauen, durchladen … 
abdrücken
«, sagte Alix so gelassen wie möglich. »Erste Hilfe für eine blockierte Halbautomatische.« Sie trug ziemlich dick auf, als wäre sie eingefleischte Waffenexpertin. Dabei hatte sie nur Jahre zuvor mal zwei Schießstunden genommen. Nach der Scheidung von Paynton hatte sie mit dem Gedanken gespielt, sich eine Waffe zuzulegen, und zwar genau diese Glock 30, die beliebteste Pistole der Welt. Dann hatte sie es sich aber anders überlegt und seither keine Waffe mehr angerührt. Von dem Unterricht wusste sie fast nichts mehr, nur das Mantra des Schießlehrers, »reinhauen, durchladen, abdrücken«, hatte sich ihr glücklicherweise eingeprägt.
    »Ja, aber Sie schießen ja doch nicht auf mich«, sagte Moody, aber es war klar, dass sie jetzt das Sagen hatte. Er sah ängstlich aus und war ziemlich blass um die Nase. Er bluffte nur.
    Das nutzte sie aus. »Und ob ich schieße«, fauchte sie und ging auf ihn zu. »Zurück oder ich knall Sie ab!« Sie fuchtelte mit der Pistole vor ihm herum. »Glauben Sie mir, es wäre mir eine wahre Freude.«
    Alix bluffte auch, aber ein Bluff mit Waffe in der Hand ist allemal besser als ohne. Aber würde sie wirklich auf ihn schießen, wenn sie müsste?
Ohne zu zögern
, sagte sie sich und es war ihr wirklich ernst. Schließlich hatte er versucht, sie umzubringen. Offenbarsogar zweimal. Und wahrscheinlich hatte er auch Liz auf dem Gewissen. Sie würde abdrücken, ohne mit der Wimper zu zucken. Moody erkannte ihren Gemütszustand wohl an ihrem Blick, jedenfalls war er klug genug zurückzuweichen.
    Sie schritt langsam auf ihn zu. Ihr Hirn arbeitete auf Hochtouren. »Sie haben auch Mr Merriam umbringen lassen, nicht wahr?«
    »Ich kenne keinen …«
    »Oh doch.«
    Während sie redete, wurde ihr alles nach und nach klar. Nach dem, was Barb ihnen auf der Ghost Ranch erzählt hatte, fiel es nicht schwer, den Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren. Merriam hatte vom Sohn eines Freundes erfahren, dass
Felsen auf der Ghost Ranch
von der Galerie Blue Coyote in Santa Fe zum Verkauf angeboten wurde, und zu den Provenienzunterlagen des Bildes gehörte auch ein alter Katalog der Galería Xanadu, der sich nun im Museumsarchiv befand.
    Ganz sicher, dieses Bild nie in seiner Galerie angeboten zu haben, hatte Merriam im Archiv angerufen, um die Sache zu klären. Er hatte mit Moody gesprochen, der wahrscheinlich aus allen Wolken gefallen war, weil Merriam nicht nur quicklebendig, sondern auch verärgert und kurz davor war, die ganze Sache platzen zu lassen. Damit hatte der alte Mann sein eigenes Todesurteil gesprochen.
    »Sie waren es, mit dem er damals telefoniert hat, nicht wahr? Er wollte nach Santa Fe, um sich mit Ihnen zu treffen. Sie haben ihn an derselben Stelle des Highway umgebracht, an der Sie mich auch umbringen wollten.« Sie stieß mit der Waffe nach ihm. »Stimmt’s?«
    »Ich …« Panisch riss Moody die Hände hoch und sprang zurück.
    Und wieder stolperte er über denselben Basaltbrocken und fiel nach hinten zwischen Grabstein und Zaun. Er lag auf dem Rücken, in der Ecke eingezwängt, und zappelte wie ein Käfer.
    »Keine Bewegung, verdammt noch mal!«, herrschte Alix ihn an.
    Moody zappelte weiter und es gelang ihm, sich umzudrehen, er traute sich jedoch nicht so richtig aufzustehen.
    »Ich warne Sie«, sagte Alix. »Stehen … Sie … nicht …auf.«
    Aber Moody zog, ohne sie aus den Augen zu lassen, vorsichtig die Beine an und ging in die Hocke.
    »Lassen Sie es nicht drauf ankommen«, sagte sie durch zusammengepresste Lippen. »Es ist mein Ernst. Runter auf den Boden.« Als er sich nicht rührte, richtete sie die Pistole auf seine Stirn, wie der Schießlehrer es ihr gezeigt hatte: Arme ausgestreckt, aber die Ellbogen nicht durchgedrückt; der Ballen der rechten Hand in
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