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Gefährliches Talent: Kriminalroman

Gefährliches Talent: Kriminalroman

Titel: Gefährliches Talent: Kriminalroman
Autoren: Aaron Elkins , Charlotte Elkins
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in den Ordner gesteckt. Der stand mitten auf dem Tisch. Wissen Sie das nicht mehr?«
    »Ja, daran konnte ich mich noch erinnern, aber der Ordner war später nicht an seinem Ort, auch nicht in der Nähe oder sonst wo. Und ich habe wirklich gründlich gesucht, das können Sie mir glauben. Na, jedenfalls habe ich gedacht, dass Sie ihn haben könnten. Es war nur so eine Hoffnung.« Resigniert zuckte er mit seinen schmalen Schultern.
    »Das tut mir leid«, sagte sie mitfühlend. »Hoffentlich finden Sie ihn noch.«
    »Ach, ganz bestimmt«, sagte er seufzend. »So was passiert nun mal.« Er lächelte. »Nur mir sollte so was eigentlich nicht passieren.« Sie gingen zur Seite, um einen weiteren Jogger vorbeizulassen. »Also …«,sagte er, »nett, mal wieder mit Ihnen zu plaudern. Ich bin gerade auf dem Weg, Ms Luhan die Ehre zu erweisen.« Dann lüftete er seinen Hut. Das sah man heutzutage auch nicht mehr oft.
    »Ms Luhan?«, fragte Alix
    »Ja, die ist hier im Park begraben. Wussten Sie das nicht?«
    »Im
Park

    Er lächelte. »Nun ja, der Kit Carson State Park ist etwas ungewöhnlich, teils öffentliche Grünanlage, teils Friedhof. Der Friedhof – also der Kit Carson
Memorial
Park – ist eigentlich nur ein Teil der Anlage. Er ist da drüben. Sehen Sie den Zaun und die Bäume? Mr Carson liegt dort natürlich auch begraben, aber ich gehe wegen Mabel hin. Eine außergewöhnliche Persönlichkeit und eine große Förderin der Künste.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Ach ja … Möchten Sie nicht mitkommen?«
    Alix überlegte kurz. »Ja, gern. Ich möchte ihr auch die Ehre erweisen.« Wenigstens aus Dankbarkeit, dass Mabel nicht in ihrem Zimmer herumspukte.
    Moody nickte erfreut. »Kommen Sie.«
    Der Friedhof sah so aus wie die meisten Kleinstadtfriedhöfe, gepflegt, aber nicht makellos, mit spärlichem, zertretenem Gras und verwitterten, altersschiefen Grabsteinen, die nicht in Reihen, sondern kreuz und quer standen – eine Atmosphäre, die an vergangene Zeiten und verschwundene Bräuche erinnerte. Sie waren ganz allein und machten kurz an der Ruhestätte des Nationalhelden Halt, auf dessen schlichtem Grabstein, umgeben von wenigen gemeißelten Verzierungen, eine einfache Inschrift zu lesen war: Kit Carson, verstorben am 23. Mai 1868 im Alter von 59 Jahren.
    Mabels Gedenkstätte war noch bescheidener, eine rechteckige Marmorplatte, nicht einmal kniehoch, auf einem flachen Sockel, mit einer ebenso kurzen Inschrift: Mabel Dodge Luhan, 26. Feb. 1879, 13. Aug.1962. Ansonsten war der Stein vollkommen schmucklos, ohne Meißelungen oder andere Verzierungen. Er stand in einer besonders trostlosen Ecke des Friedhofs, weitab von Carson und den anderen Honoratioren der Stadt.
    Alix war überrascht. Nach allem, was sie über die Luhan wusste – oder über Mabel, wie sie anscheinend jeder hier nannte –, hätte Alix irgendetwas Pompöses oder Extravagantes erwartet. »Sie liegt im billigen Teil des Friedhofs, was?«, sagte sie.
    »Ja, sieht ganz so aus«, sagte Moody, als sie zu beiden Seiten des Steins standen. Er schien sehr ergriffen, geradezu aufgewühlt von Mabels Präsenz. Er hatte respektvoll seine Mütze abgenommen, die er jetzt in beiden Händen wrang. »Ich meine, eine Frau, die so viel für … für …« Er presste die Lippen zusammen, schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
    Oh Mann, fang bloß nicht an zu heulen
, dachte Alix. »Aber trotzdem«, sagte sie rasch, »es ist gut zu wissen, dass die Menschen sie nicht vergessen haben. Sehen Sie sich die ganzen Steine an.« Zum Gedenken hatten Leute Flusssteine und Kiesel auf Mabels Grabstein gelegt.
    Moody nickte heftig. »Wissen Sie«, sagte er, wobei er sehr schnell sprach und sogar ein bisschen stotterte, »dieser Brauch, Steine auf Gräber zu legen, ist eine uralte jüdische Tradition. Die Leute halfen sozusagen mit, eine Gedenkstätte für den Verschiedenen zu bauen, denn damals gab es noch keine Grabsteine, wie wir sie kennen, sondern nur Steinhaufen. Aber heute, heute ist es ein Akt des … des Gedenkens, um … um …« Er verschluckte sich beinah an seinem Redeschwall.
    Was ist eigentlich los?
, fragte sich Alix, die immer beunruhigter wurde, während er wie irre weiterbrabbelte.
Hat er einen Nervenzusammenbruch oder so was?
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie vollkommen allein waren. Niemand in Sicht- oder Hörweite. Sie wich einen Schritt zurück. Irgendetwas stimmte hier nicht, ganz und gar nicht …
    Peng!
Bei dem Geräusch zuckte sie
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