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Gefährliches Talent: Kriminalroman

Gefährliches Talent: Kriminalroman

Titel: Gefährliches Talent: Kriminalroman
Autoren: Aaron Elkins , Charlotte Elkins
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der linken ruhend. Er setzte sich nicht wieder hin, aber er stand auch nicht auf, und ein paar lange Sekunden starrten sie sich nur gegenseitig an. Er versuchte, Mut zu fassen, das konnte sie sehen. Ihr Adrenalinspiegel hatte den Höhepunkt erreicht und ebbte jetzt langsam ab. Und damit auch ihr Wagemut. Was nun? Würde er wirklich aufstehen? Und dann? Wäre sie tatsächlich in der Lage, auf einen Menschen zu schießen – auch wenn er ein Mörder war?
Ja
, sagte sie sich wieder. Sie würde sich bemühen, ihn nicht zu töten, denn sie wollte, dass er von Polizei und FBI verhört wurde. Schließlich gab es eine Menge zu klären. Aber sie würde ihm eine Kugel ins Bein oder in den Arm oder sonst wohin jagen, da hatte sie keine Zweifel. Aber wenn eine Kugel nicht reichte, um ihn außer Gefecht zu setzen? Und wenn …? Nein. Kein Wenn und kein Aber. Sie würde tun, was sie tun musste.
    Moody war da anderer Meinung. Ganz langsam, aber ohne zu zögern, richtete er sich auf.
    »Setzen … Sie … sich«, sagte Alix ruhig, aber nachdrücklich. Ihre Arme wurden müde und sie hatte sie leicht gesenkt. Jetzt hob sie sie wieder an, zielte mit äußerster Präzision auf seine rechte Schulter und hielt ihre Hände ganz still. Sie machte einen Schritt nach vorn. Ihr Finger bog sich langsam um den Abzug.
    Aber zu ihrer ungeheuren Erleichterung gab Moody sich geschlagen, warf die Hände in die Luft und ließ sich auf den Boden fallen. »In Ordnung, ich setze mich ja! Sehen Sie? Ich sitze!« Blanke Angst stand in seinen Augen, als er zu ihr hochsah.
    Nein, sie sah er gar nicht an …
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und zu ihrer Überraschung sah sie Ted, der, noch drei Meter entfernt, langsam und bedächtigauf sie zukam, seine eigene Waffe in der Hand, aber nach unten gerichtet. »Das ist gut so. In Ordnung«, sagte er beschwichtigend zu Moody. »Alix, bleiben Sie, wo Sie sind, aber nehmen Sie die Waffe runter.«
    Unendlich erleichtert ließ sie die Waffe sinken. »Mann, bin ich froh, Sie zu sehen«, sagte sie matt, als er bei ihr war. Sie musste all ihre Willenskraft zusammennehmen, um nicht ihrem Drang nachzugeben und dankbar an seine Brust zu sinken. Ihre Knie waren plötzlich wie Wackelpudding. »Ich kann hier wirklich ein bisschen Hilfe gebrauchen.«
    Ted nahm ihr die Waffe ab – ihre Finger hatten sich so verkrampft, dass er sie kräftig umbiegen musste – und dann sah er vom kauernden Moody zu Alix und wieder zu Moody.
    »Wissen Sie was, Mann?«, sagte er mit dem Anflug eines Lächelns. »Ich glaube, Sie sind derjenige, der hier Hilfe braucht.«

KAPITEL 21
    Schon am nächsten Mittag war der Fall mehr oder weniger aufgeklärt, obwohl Moody sich auf Anraten seiner Anwälte geweigert hatte, irgendwelche Fragen zu beantworten. Es war noch nicht alles klar, aber im Großen und Ganzen ging die Geschichte auf. Moody und Liz waren Drahtzieher in einem groß angelegten Kunstbetrug gewesen. Liz hatte die ausländischen Käufer aufgetan und sich um den Verkauf gekümmert, während Moody die Ausstellungskataloge gefälscht hatte. Die Interessenten hatten sich dann im Museumsarchiv von der »Echtheit« der Kunstwerke überzeugen können. Brandon Teal hatte die Fälschungen angefertigt und ein paar Außenstehende waren engagiert worden, um bei der Fälschung der Katalogseiten behilflich zu sein. Natürlich hatten sie nur Kataloge von realen, aber schon lange geschlossenen Galerien verwendet, sodass potenzielle Käufer dort nicht mehr nachfragen konnten.
    Dieser Teil der Geschichte war eigentlich geklärt, aber Mendoza besorgte sich einen Durchsuchungsbefehl und schickte zwei Leute, begleitet von Ted, zum Museumsarchiv. Alle Fälschungen, deretwegen Ted ermittelte, waren in Katalogen längst aufgegebener Galerien zu finden. Als sie die Digitalfotos der Fälschungen ganz genau unter die Lupe nahmen, fanden sie in jedem Bild Tealskleine »Alibi-Figur«; manchmal kaum wahrnehmbar, aber immer vorhanden.
    Einige Fragen konnten nicht mit absoluter Sicherheit beantwortet werden. Ted und Mendoza konnten nur Mutmaßungen anstellen. Warum hatte Teal sein eigenes Bild stehlen wollen? Weil ihrer Ansicht nach die Abmachung gewesen war, die Fälschungen nur an Kunden im Ausland zu verkaufen, und als Teal erfahren hatte, dass
Felsen auf der Ghost Ranch
an eine Käuferin aus Seattle gehen sollte, die noch dazu eine Kunstberaterin engagiert hatte, da hatte er kalte Füße bekommen. Er war zu Liz’ Büro gegangen, um ihr zu sagen, dass er
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