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Gefährliches Talent: Kriminalroman

Gefährliches Talent: Kriminalroman

Titel: Gefährliches Talent: Kriminalroman
Autoren: Aaron Elkins , Charlotte Elkins
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zusammen und gleichzeitig verspürte sie einen stechenden Schmerz außen an ihrem rechten Oberschenkel. Sie schlug mit der Hand darauf, denn sie dachte, es wäre eine Biene, aber als sie Fleisch fühlte anstatt Stoff, schaute sie hinunter auf einen fünf Zentimeter langen Riss in ihrer Jeans und darunter eine oberflächliche, drei Zentimeter lange, schmierigaussehende Wunde in ihrem Bein. Während sie fassungslos darauf starrte, traten kleine Blutstropfen aus.
Ein Streifschuss?
Sie sah hoch zu Moody, der noch schockierter zu sein schien als sie selbst.
    »Haben Sie gerade auf mich
geschossen

    »Ich … ich …«
    Doch jetzt sah sie das Loch in der Mütze in seiner Hand, von der Rauch aufstieg. Panisch sah sie sich um, wollte wegrennen, sich hinter einem Baum verstecken, aber er hatte den Hut fallen lassen und zielte nun mit der Pistole direkt auf ihre Brust. Er zitterte so heftig, dass die Waffe in seiner Hand auf- und abwippte, als würde jemand mit einem Bindfaden daran ziehen, und trotzdem konnte er sie nicht verfehlen, nicht aus zwei Meter Entfernung. Sie sah, dass es sich um eine halbautomatische Waffe handelte. Das hieß, falls der Schuss doch danebenging, konnte er direkt noch mal schießen – und noch mal und noch mal, so schnell, wie er es schaffte abzudrücken.
    Obwohl sie wusste, wie dumm das war, hielt sie sich die Hände vor die Augen. Etwas anderes fiel ihr in dem Moment nicht ein. »Mr Moody …«
    Er streckte seinen Arm aus und zielte. »Es tut mir wirklich leid, aber Sie sind selbst schuld.«
    Wie betäubt starrte sie ihn an und schüttelte den Kopf, als ob ihn das aufhalten würde. »Aber … aber warum …?
    Sie wusste bereits warum. Es war ihr in dem Moment klargeworden, als sie die Frage stellte. Die Antwort war so einfach, so offensichtlich, dass sie nicht verstand, warum sie nicht früher darauf gekommen war. Der gefälschte Katalog. Moody war nicht Opfer des Betrugs, er war der Täter. Und wer weiß, wie viele Betrügereien er noch auf dem Kerbholz hatte. Alix hatte das Pech gehabt, ihn zu erwischen.
    »Es tut mir leid«, sagte er wieder. »Aber ich habe keine Wahl.« Er presste die Lippen zusammen.
    Und so sterbe ich also
, dachte sie, während sie stocksteif dastand. Sie konnte es nicht wirklich glauben. Sollte ihr Leben wirklich hier auf diesem Provinzfriedhof enden, erschossen von einem … einemverrückten Museumsarchivar? Nein, das war einfach zu absurd. Es konnte nicht …
    Und tat es auch nicht. Als er abdrückte, passierte gar nichts. Alix hatte unwillkürlich die Augen zugedrückt, aber als sie das leise Klicken hörte, riss sie sie wieder auf. Er versuchte es noch mal. Wieder ein Klicken. Er knurrte ungehalten und schüttelte die blockierte Waffe wie eine Ketchupflasche.
    Da wurde Alix lebendig. Sie nahm sich einen golfballgroßen Stein von Mabels Grab, schleuderte ihn Moody an den Kopf und stürzte sich auf ihn. Moody konnte dem Stein ausweichen, aber nicht Alix. Mit gesenktem Kopf rammte sie ihn auf Hüfthöhe, legte beide Arme um ihn und stemmte sich mit den Beinen ab. Alix war nicht viel leichter als er und die Wucht ihrer Attacke ließ ihn zurücktaumeln, während sie noch immer an ihm hing wie eine Klette und sich mit den Füßen vom Boden abstieß. Neben Mabels Grab war noch ein Gedenkstein, ein schwarzer Basaltbrocken, über den er stolperte. Während Moody in hohem Bogen rückwärts über den Stein flog, wurde die Waffe zur Seite geschleudert. Moody landete auf dem Rücken, eingezwängt zwischen dem Felsbrocken und der Ecke der Einzäunung. Alix fiel der Länge nach auf ihn. Die Waffe war ganz in der Nähe gelandet.
    Blitzschnell hechtete sie nach der Pistole, während er versuchte, sich aus seiner Ecke zu befreien. Er wollte sich gerade umdrehen, da sah er direkt in den Lauf der Pistole.
    Zuerst zitterte er, drückte sich weiter in die Ecke und hob die Hände hoch, doch dann überlegte er sichs anders, kicherte nervös, zog die Beine an …
    »Keine Bewegung, verstanden?«
    … und richtete sich ganz auf. Er ließ die Hände sinken. Seltsamerweise wirkte er ohne die Waffe in der Hand viel ruhiger und selbstsicherer. »Was wollen Sie jetzt tun?«, fragte er und machte einen Schritt auf sie zu. »Die klemmt. Damit können Sie mich nicht erschießen.« Dann machte er noch einen Schritt.
    Alix versuchte hartnäckig, ihr eigenes Zittern zu unterdrücken, und wich nicht von der Stelle. Um das Magazin richtig reinzudrücken,schlug sie mit dem Ballen der linken
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