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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen
Autoren: Ritta Jacobsson
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und breit keine Spur von einem Feuerteufel.
    Zuerst mied ich das Spukhaus von Frau Asp, doch irgendein unbehaglich hartnäckiges Gefühl im Hinterkopf zog mich schließlich doch dorthin. Hatte ich das Feuer wirklich gründlich gelöscht?
    Irgendwo in dem großen Haus war Licht, aber Frau Asp ließ sich nicht blicken. Ich schlich mich in den Garten. Ungefähr zwei Meter der dichten Tannenhecke waren in kahle schwarze Gerippe verwandelt worden. Aber das Feuer war erloschen.
    Ich lief zur Rückseite des Hauses. Das schmale Kellerfenster war noch nicht repariert worden. In der Scheibe prangte ein großes rundes Loch, das ringsum Sprünge ausstrahlte. Es musste mittlerweile eiskalt in dem Keller sein!
    Ich presste das Gesicht an das nächstgelegene Fenster im Erdgeschoss und spähte hinein. Dahinter lag die Küche. Frau Asp war nicht dort. Ich ging weiter und linste in einen Raum, der wie ein Wohnzimmer aussah, mit altertümlichen dunklen Möbeln.
    Plötzlich zuckte ich zusammen. Auf dem Sofa lag jemand.
    Frau Asp.
    Sie lag ganz still.
    Die Härchen auf meinen Armen richteten sich auf.
    War sie … tot?
    Womöglich hatte sie einen Anfall bekommen, als sie hinter mir her- schrie!
    Dann hätte ich … sie getötet!
    Vorsichtig klopfte ich ans Fenster. Frau Asp reagierte nicht.
    Ich klopfte noch einmal. Sie lag immer noch regungslos da.
    Mein Magen wurde eisig kalt. Irgendwas stimmte nicht.
    Ich lief zur Haustür zurück und läutete. Der Klingelton hallte verlassen durchs Haus. Nichts geschah. Ich klopfte und hämmerte an die Tür. Aber vergeblich.
    Da fiel mir das kaputte Kellerfenster ein. Bevor ich Zeit hatte, es zu bereuen, hockte ich schon davor. Behutsam schob ich die Hand durch das Loch, um den Fensterhaken hochzudrücken. Völlig unnötig. Das Fenster war nicht zugesperrt. Ich öffnete es, kroch hinein und hüpfte auf den harten Zementboden hinunter.
    Schnell zog ich meine kleine Taschenlampe, die ich immer dabeihabe, aus der Tasche und leuchtete damit in den Raum. Es schien eine Art Vorratskammer zu sein. Eisige Kälte lag in der Luft. Die Tür oberhalb der Treppe war geschlossen.
    Ich schlich die Treppe hinauf und presste mein Ohr an die Tür, bevor ich sie einen Spalt weit öffnete. Nichts zu hören.
    Kurz schlug ich mich mit meinem Gewissen herum. Das hier war total verrückt. Eigentlich müsste ich zu Hause sein, meine Mathehausaufgabe machen, mit Jo chatten oder vor der Glotze sitzen.
    Die Alte würde stinkwütend werden, wenn ich schon wieder auftauchte.
    Aber irgendetwas zwang mich dazu weiterzugehen. Ein eisiger Kloß im Magen, eine nagende Unruhe. Ich hätte schon gestern mehr unternehmen sollen, hätte mich vergewissern sollen, dass der alten Frau nichts fehlte.
    Leise schlüpfte ich in die Eingangsdiele. Ich musste erfahren, was mit Frau Asp los war.
    Sie lag komplett angezogen auf dem Sofa, eine Decke über den Füßen. Mit klopfendem Herzen schlich ich ein paar Schritte näher. Meine Beine trugen mich kaum.
    Plötzlich stieß sie ein leichtes Schnaufen aus.
    Im letzten Moment gelang es mir, meinen Schrei zu ersticken.
    Sie schlief! Eine alte Dame, die ein Nickerchen machte, das war doch total normal!
    Doch dann wurde ich wieder unruhig. Sie lag so still da, auf dem Rücken, den Kopf auf einem Kissen. Wenn Leute schlafen, hört man sie doch viel schwerer atmen, oder?
    Dieses unheimliche Gefühl lief mir wieder wie ein Schauder über den Rücken. Ich musste an einen Film über Untote denken, die tagsüber ruhen, um nachts ihre Opfer jagen zu können.
    Ausgerechnet in diesem Moment richtete sie sich auf und starrte mich an.
    Diesmal gelang es mir nicht, meinen Schrei zu unterdrücken.
    Seltsamerweise erschrak sie nicht so heftig wie ich, sondern tastete nur mit ihren dünnen Hexenfingern nach meinem Arm und flüsterte:
    „Hast du das gehört? Jetzt spukt es wieder.“
    Ich wollte schon erklären, sie müsse mich gehört haben, als sich irgendwo über meinem Kopf knarrende Schritte vernehmen ließen.
    Bei uns daheim ist es kein bisschen gruselig, wenn jemand im oberen Stock umherläuft. Aber hier in diesem großen Haus klang es gespenstisch.
    „Ist das nicht Ihr …“
    Mit wem konnte so eine alte Tante wohl zusammenleben?
    „… Mann?“
    „Hier kommt mir kein Mannsbild ins Haus!“, versetzte sie scharf.
    Also war sie nicht verheiratet.
    „Aber Sie haben vielleicht Besuch?“
    „Wer könnte das schon sein?“
    Woher sollte ich wissen, was sie für Bekannte hatte. Aber irgendjemand befand sich dort
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