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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen
Autoren: Ritta Jacobsson
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bei Jimmy und Stoffe zu Hause suchen.
    Wenn man sich traut.
    Jimmys Vater ist ein Alki und würde mit Sicherheit niemanden über die Schwelle lassen. Und Stoffe wohnt bei seiner Tante, treibt sich aber meistens im Stadtzentrum herum. Wo seine Eltern sind, weiß niemand, aber es heißt, der Vater sitze im Knast und die Mutter sei tot.
    In letzter Zeit hat sich das Antimobbingteam unserer Schule schwer ins Zeug gelegt, vor allem, seit eine Siebtklässlerin Opfer von Mailterror geworden ist und ein Junge aus der Fünften einen Schneeball ins Auge bekommen hat. Sogar Jimmy und Stoffe haben sich eine Zeit lang ruhig verhalten.
    Darum waren alle total baff, als hinter der Turnhalle lautes Geschrei ertönte. Es war in der Nachmittagspause und die Sonne funkelte auf dem Schnee. Eine Horde neugieriger Schüler drängte zu dem Lärm hin. Jo und ich gehörten auch dazu.
    Bestimmt trieben Stoffe und Jimmy wieder ihr Unwesen! Ich betete im Stillen, dass niemand, den ich kannte, von ihnen vermöbelt wurde.
    Als wir die Ecke umrundeten, sahen wir zuerst gar nichts.
    Die dünnste und kleinste der Küchenhilfen versuchte gerade der Rauferei Einhalt zu gebieten.
    „He, Jungs, hört auf! Bitte! Hört auf!“
    Die Rücken vor mir bildeten eine Mauer, aber es gelang mir, mich vorzudrängen.
    Ich traute meinen Augen nicht.
    Der eine war ein Junge aus der Siebten. Der andere war Linus’ Freund Marko.
    Der schüchterne, ruhige Marko!
    Er prügelte sich in blutigem Ernst mit Fäusten und Fußtritten. Die Gesichter der beiden Jungs waren flammend rot und aus Markos Nase tropfte Blut auf seine helle Jacke.
    Alle standen bloß da und glotzten. Außer der Küchenhilfe machte niemand einen Versuch, einzugreifen.
    Marko verpasste dem Jungen aus der Siebten einen harten Schlag in den Magen. Der Junge stöhnte auf und klappte wie ein Taschenmesser vornüber zusammen.
    Erst da tauchte die Pausenaufsicht auf.
    „Was ist hier los?“, herrschte eine strenge Stimme die beiden Raufbolde an. Das war Bjarne Lund, unser neuer Sportlehrer. Er ist für Anita eingesprungen, die im Mutterschutz ist. Bjarne Lund ist in Ordnung. Vor allem ist er ein erfahrener Basketballer und das ist total super für uns. Bisher sind unsere Mannschaften bei den Schulmeisterschaften immer in der untersten Liga gelandet, aber dank ihm haben unsere Chancen auf einen Aufstieg zugenommen.
    Per Lundström kam direkt hinter ihm angerannt.
    Der Junge aus der Siebten stand laut jammernd da. Marko legte gerade den Kopf in den Nacken und klemmte seinen Nasenrücken mit den Fingern zusammen.
    „Das hätte ich nie von dir erwartet.“
    Lundström richtete einen anklagenden Zeigefinger auf Marko.
    „Was fällt dir ein, einen zu schlagen, der jünger ist als du?“
    Der Siebtklässler war mindestens so groß wie Marko. Und kräftiger. Und weil die beiden Lehrer erst später hinzugekommen waren, konnten sie unmöglich wissen, ob Marko die Schlägerei hätte vermeiden können oder nicht.
    „Aber hallo!“
    Das lautstarke Geheul des Siebtklässlers übertönte meinen Protest.
    Bjarne Lund untersuchte ihn rasch und stellte dasselbe fest wie ich. Der Junge übertrieb. Lund brummte ungeduldig vor sich hin.
    „Na gut, gebt euch jetzt die Hand und entschuldigt euch“, schlug er vor.
    „Aber he“, protestierte ich noch einmal. „Wollen Sie denn nicht wissen, wer die Schlägerei angefangen hat?“
    Niemand hörte auf mich.
    Marko presste ein Taschentuch, das Per Lundström ihm gegeben hatte, an die Nase.
    „Tschul…digung“, murmelte er heiser.
    „Aua, aua, aua“, jammerte der Siebtklässler anstelle einer Antwort.
    „Keine Angst“, sagte Lundström. „Das wird nicht wieder vorkommen.“
    Lund sah ein, dass er es mit dem Handschlag auf sich beruhen lassen musste, und nahm Marko und den Jungen aus der Siebten mit ins Schulhaus.
    „Aber hallo!“, rief ich zum dritten Mal.
    „Svea, misch dich da nicht ein!“, fuhr Lundström mich an.
    „Aber Sie müssen doch feststellen, wer angefangen hat!“
    „Natürlich“, sagte Lundström. „Aber du scheinst das ja bereits entschieden zu haben. Und das ist ja kein Wunder, wenn man bedenkt, dass …“
    Er beendete den Satz nicht, sondern warf mir nur ein schiefes Grinsen zu, bevor er sich entfernte.
    Ich spürte flammende Röte in meinem Gesicht.
    Woher wusste er das?
    Dass ich in Markos Freund verliebt war?
    „Komm jetzt“, sagte Jo ruhig.
    Ohne etwas zu sagen, gingen wir ins Schulhaus. An die Schlägerei dachte ich gar nicht mehr. Meine
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