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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen
Autoren: Ritta Jacobsson
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Marko und er sind befreundet.
    Genau wie Jo und ich. Und Jo liest meine Gedanken manchmal sogar besser als ich selbst. Sie saß mit dem Rücken zum Eingang.
    „Ist da möglicherweise eine gewisse Person aus der 8 B in den Speisesaal gekommen?“
    „Mhm“, murmelte ich und spürte, wie meine Wangen brannten.
    Ich kann nicht unbedingt behaupten, unglücklich verliebt zu sein, denn jedes Mal, wenn ich mit Linus zusammen bin, platze ich fast vor Glück. Er und ich, wir sind wie füreinander geschaffen. Ich muss ihn nur dazu bringen, das genauso zu sehen.
    „Wie läuft’s denn so?“
    „Was?“
    Ich versuchte gleichgültig zu klingen.
    „Du bist doch immer noch in Linus verknallt, oder?“
    Schnell sah ich mich im Speisesaal um, aber zu meiner Erleichterung waren alle mit dem Essen beschäftigt. Gerettet von der Lasagne!
    „Musst du unbedingt so schreien?“
    „Stell dich nicht so an. Na, wie läuft’s?“
    Ich seufzte. Ich war der Meinung gewesen, Mikaelas Tod hätte Linus und mich so eng zusammengeschweißt, dass uns nichts auf der Welt mehr trennen könnte. Doch dann verreiste er in den Weihnachtsferien mit seiner Familie und seither haben wir uns nicht mehr so oft getroffen.
    „Weiß nicht. Ich hoffe, er mag mich noch. Wenigstens in seinem innersten Innern. Das scheint sich allerdings zurzeit sehr tief nach innen verkrochen zu haben.“
    „Frag ihn.“
    „Spinnst du!“
    Jo zuckte die Schultern und fand ihre Idee offenbar kein bisschen verrückt.
    „Ihr trefft euch doch ab und zu?“
    „Ja, wenn wir die Hunde ausführen.“
    „Warum geht ihr nicht zusammen zur Schule? Ihr seid doch Nachbarn.“
    „Er besteht darauf, mit dem Fahrrad zu fahren.“
    „Im Schnee? Und da hab ich geglaubt, du wärst ein Sportfanatiker! Lade ihn zu dir nach Hause ein oder ins Kino. Oder geh mit ihm bowlen. Du hast doch sonst immer so gute Ideen.“
    „Ich hab ihn ja schon ein Mal zu uns eingeladen, aber da hat er sich damit herausgeredet, er müsste seine Verwandten besuchen.“
    „Vielleicht musste er das tatsächlich. Versuch’s noch mal.“
    „Ich trau mich nicht.“
    „Aber wenn du nicht in ihn verknallt wärst, wär es doch kein Problem?“
    „Stimmt.“
    „Dann tu so, als ob du es nicht wärst.“
    „Unmöglich!“
    „Selbst Schuld, Feigling! Bist du bald fertig? Ich möchte raus.“
    Svea führte sich auf wie ein echter Schnüffler. Die hatte ja keinen Schimmer davon, wie beschissen das Leben sein konnte, kapierte null. Aber wenn sie vorhatte, so weiterzuspionieren, würde sie garantiert auch bald Ärger kriegen.
    Simon hatte seine Jacke an sich gerissen und war gerannt, bis er Seitenstechen bekam. Er zitterte am ganzen Leib.
    Bildete sie sich echt ein, er würde mit ihr reden? Er, der mit keinem einzigen Menschen auf der ganzen Welt reden konnte?
    Wenn sie in seiner Haut steckte, würde sie das auch nicht tun. Und außerdem, was hätte er sagen sollen? Seine Angst war so wahnsinnig groß, das ließ sich nicht erklären.
    Dabei hatte niemand ihn geschlagen.
    Man hatte ihm bloß ein Foto gezeigt.
    Und das war … widerlich gewesen.
    Er hatte die Augen zukneifen wollen, hätte am liebsten gekotzt und geheult, aber sie hatten ihn festgehalten und ihn gezwungen, es anzuschauen.
    Lange.
    Sie hatten gesagt, er solle sich überlegen, was passieren würde, wenn er nicht tat, was sie verlangten.
    Er hatte es sich überlegt.
    Und beschlossen zu tun, was sie verlangten.
    In Elias’ Klasse 9 A gibt es zwei Typen, denen möchte ich möglichst nicht im Dunkeln begegnen – Stoffe und Jimmy. Stoffe ist überall gepierct, wo an seinem Kopf etwas absteht. Am Flughafen käme er garantiert durch keinen Metalldetektor, ohne dass der einen totalen Blackout bekäme. Andererseits fliegt Stoffe wohl eher selten.
    Jimmy hat einen rasierten Schädel und stapft in groben Springerstiefeln durch die Gegend, bei deren Anblick mir schlecht wird. Mit einem einzigen Fußtritt könnte er einem alle Rippen brechen. Angeblich ist das schon passiert, und nicht nur ein, sondern mehrere Male. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber allein der Auftritt der beiden genügt, um ihre Umgebung in Angst und Schrecken zu versetzen.
    Seit ich in die Schule gehe, sorgen Jimmy und Stoffe für Ärger. Sie sind dafür bekannt, vor nichts zurückzuschrecken. Ist das Fenster der Turnhalle kaputt, weiß man, wer es eingeworfen hat. Hat jemand Prügel bezogen, sind es Jimmy und Stoffe, die Blut an den Knöcheln haben. Ist jemandem die Jacke geklaut worden, muss man
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