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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron
Autoren: Mary Brendan
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1. KAPITEL
    “Dumme Gans! Selbstverständlich wirst du mit Mr. Dashwood sprechen, und seinen Antrag wirst du mit der gebührenden Artigkeit dankend annehmen!” Margaret Worthingtons dünne Finger gruben sich mit überraschender Kraft in den Ellbogen ihrer Tochter.
    “Du verschwendest nur deine Zeit, Mama, und die Zeit unseres … Gastes.” Das letzte Wort wurde durch zusammengebissene Zähne gezischt. “Ich werde ihn nicht heiraten, ich werde mich nicht einmal dazu herbeilassen, mit diesem widerwärtigen Wüstling in einem Raum zu sitzen.” Emma Worthington zerrte an den festgekrallten Fingern ihrer Mutter, die sich jedoch alsbald wieder um ihren Arm schlossen. Sie seufzte matt. “Bitte lass mich los.”
    “Gewiss nicht. Wenn du den Salon nicht aus freien Stücken betrittst, werde ich dich dazu zwingen, oder dein Papa … oder vielleicht sogar Mr. Dashwood. Er verlangt eine fügsame und tugendhafte Gattin. Nun, die zweite Bedingung erfüllst du, bei der ersten habe ich die Wahrheit etwas beschönigt. Da muss er vielleicht noch korrigierend eingreifen … und das wird er sicher tun, nachdem er deinem Vater bereits zweitausend Pfund angewiesen hat.”
    “Zweitausend Pfund?” In Emmas Stimme lag so viel ungläubiger Zorn, dass die Frage nur als entrüstetes Flüstern herauskam.
    “Du hast diesem … diesem Widerling gestattet, mich zu kaufen, mich für zweitausend seiner ekelhaften, blutbesudelten Pfund zu kaufen?”
    “Sei doch nicht so melodramatisch, Emma, das ist lächerlich”, zischte Margaret Worthington. “Außerdem werden bei eurer Eheschließung weitere sechzehntausend dieser ekelhaften Pfundnoten folgen, und damit wären die Finanzen deines Papas saniert. Wie kannst du nur so störrisch und selbstsüchtig sein? Du bist einfach unerträglich!”
    Die momentane Benommenheit ihrer Tochter geschickt für sich nutzend, gelang es Margaret, mit einer Hand die Tür zum Salon aufzureißen und Emma mit der anderen unsanft in den Raum zu stoßen. Darauf lehnte sie sich anmutig an die Mahagonitäfelung, drückte ihrer Tochter unauffällig die Hand in den Rücken und drängte sie vorwärts.
    Emma hob das Kinn, brachte mit einiger Mühe die zusammengebissenen Zähne auseinander und trat entschlossen auf den Herrn zu, der bei ihrem ungraziösen Eintritt auf die elegant beschuhten Füße gekommen war.
    Ihr Blick traf auf den seinen, exquisite goldbraune Augen begegneten olivgrünen lauernden Augen. Höflich streckte sie ihre blassen, schmalen Finger aus und knickste. “Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich Sie warten ließ, Mr. Dashwood. Bedauerlicherweise scheint es zwischen meinen Eltern und mir zu einem Missverständnis gekommen zu sein, was Ihren Heiratsantrag betrifft. Ich kann mich bei Ihnen nur für die Konfusion entschuldigen und Sie bitten, uns zu verzeihen, dass wir Sie unnötig aufgehalten haben.”
    Emma hörte gerade noch, wie ihre Mutter hinter ihr schockiert Luft holte, doch sie hielt ihre Augen auf den Mann vor ihr gerichtet, die schmale Hand auf seinen Fingerkuppen belassend. Er hielt kurz in seiner Verbeugung inne und warf ihr einen taxierenden Seitenblick zu.
    Etwas an diesem verhüllten Blick lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Stelle, wo sie sich berührten. Sie unterdrückte einen Schauder, als ihr ein paar drahtige Haare auffielen, die aus seinem kräftigen Handrücken sprossen. Hastig riss sie die Hand zurück und verbarg sie in ihren Rockfalten.
    Jarrett Dashwood stieß ein leises, humorloses Lachen aus, als er sich wieder aufrichtete. Stocksteif stand er da und warf einen durchdringenden Blick auf Mrs. Worthingtons leidgeprüfte Miene. “Mir scheint wohl etwas entgangen zu sein, Madam”, begann er, wobei er seiner Stimme einen so überzeugend amüsierten Klang verlieh, dass es fast über das zornige Glühen in seinen Augen hinweggetäuscht hätte. “Als ich mit Ihnen und Ihrem Gatten diese Woche zusammentraf, hätte ich schwören mögen, dass Sie beide mir zu verstehen gaben, Ihre Tochter sei meinem Antrag nicht nur nicht abgeneigt, sondern fühle sich ‘glücklich und geehrt’ – so lauteten doch Ihre Worte, wenn ich mich recht erinnere …? Vielleicht haben Sie ja noch eine Tochter? Eine, die dem Bild der scheuen älteren Jungfer, das Sie für mich entwarfen, etwas mehr gleicht – einer Jungfer von zugänglichem Wesen … ah ja, und mit einer Vorliebe für die frivolen Romanzen aus Jane Austens Feder.” Fast ohne Atem zu holen, fuhr er schleppend fort: “Nun, um mit den
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