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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis
Autoren: Amanda Cross
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Zeit zu Zeit. Ich mache ihr dauernd Komplimente für Hüte, die sie schon seit drei Jahren hat. Ich erinnere mich, wie ich eines Tages meine Frau ansah und dachte: Du bist ja grau. Doch wie sie es geworden ist, habe ich nicht bemerkt. Tut mir leid. Sie kommen den weiten Weg hierher und…«
    »Ich hätte auch anrufen können. Aber ich wollte herkommen. Es gibt einen Rückflug heute nachmittag. Ich habe sogar noch Zeit, ins Museum zu gehen.«
    »Wollen Sie nicht mit mir zum Lunch nach Hause gehen? Ich möchte Sie gerne mit Anne bekanntmachen. Sie ist der sensibelste und zugleich nüchternste Mensch auf der Welt. Vielleicht fällt ihr irgend etwas ein.«
    Kate nahm die Einladung gerne an. Es war eine nette Familie. Nach dem Essen setzten sich die beiden Messengers mit Kate hinaus in den Hinterhof, wie sie ihn nannten, und Kate erzählte ihre Geschichte noch einmal. Anne war im Gegensatz zu Kate und Messenger keine Träumerin. Sie reagierte eher wie Reed. Doch als Kate sich verabschiedete, sagte Anne: »Ich will ehrlich sein, Kate. Ich glaube, diese Geschichte war für Sie logisch genug, um auf den ersten Blick glaubhaft zu sein, und da nichts von dem, was Sie wußten, absolut dagegen sprach, waren Sie schließlich überzeugt. Ich glaube nicht, daß Ihre Geschichte wirklich passiert ist. Aber es ist nicht undenkbar, sie könnte so passiert sein, und wenn Dan etwas weiß, was das beweisen könnte, dann müssen wir dieses Etwas ausgraben. Ich gehe an alles systematischer heran als er, von den Genen mal abgesehen. Ich werde versuchen, ihm beim Erinnern zu helfen, ganz systematisch. Aber erhoffen Sie sich bitte nicht zuviel.«
    Und Kate ging ins Museum zum ›Mann mit blauer Gitarre‹.
    Um zehn Uhr abends war sie wieder zu Hause. Die Fahrt vom Flughafen in die Stadt hatte fast genauso lange gedauert wie der Flug von Chicago nach New York, und länger, wenn sie das Warten auf ihr Gepäck dazurechnete. Trotzdem war sie froh, geflogen zu sein. Reed rief um halb elf an.
    »Ich weiß ja, ich habe dich in einem politischen Club kennengelernt«, sagte er, »aber ich wußte nicht, daß du jetzt schon versuchst, es einem Kongreßkandidaten gleichzutun. Glaubst du, du könntest die nächsten vierundzwanzig Stunden hierbleiben? Hast du etwas erfahren? Die Hoffnung ist nicht umzubringen. Ich bin zwar nicht gerade durch azurblaue Lüfte geschwebt, habe aber genausowenig auf der faulen Haut gelegen. Ich habe unseren Ohr-Experten befragt. Und der meint, das Foto sei ungenau. Aber er will es versuchen. Wir haben einen Kriminalbeamten als Straßenphotographen postiert, und der wird ein Foto von Dr. Michael Barristers Ohr machen. Außerdem ist mir eingefallen, daß es wahrscheinlich in Mikes College-Jahrbuch ein Foto von ihm geben wird – möglicherweise mit Ohren. Oder unter den Dingen, die die alte Dame hinterlassen hat, findet sich ein Bild von Mike. Ohren verändern sich nicht. Ich war fasziniert, das zu erfahren. Sogar ein Kinderbild würde also reichen. Das würde natürlich nicht als Beweis gelten. Die andere Seite holt sich ihren eigenen Ohren-Experten, und der sagt dann ›ohne Beweiskraft‹. Das ist das Dumme mit Expertenmeinungen – man bekommt gewöhnlich Belege für beide Seiten. Aber ich bleibe am Ball. Was für einen Eindruck hast du von Messenger?«
    »Ich wünschte, ich wäre ihm vor Jahren begegnet und hätte ihn überredet, mich zu heiraten.«
    »Oh, Gott, du mußt ja schlimm dran sein. Soll ich vorbeikommen und dich aufheitern? Ich könnte dir von unserer entzückenden Sitzung beim Großen Schwurgericht erzählen. Es hat beschlossen, daß die Bücher, die wir unter so großen Tamtam einkassiert haben, keine Pornographie sind. Ich weiß nicht, was aus der Welt noch werden soll, wie meine Mutter immer gesagt hat.«
    »Danke, Reed. Ich nehme anderthalb Seconal und gehe schlafen. Tut mir leid um euren Prozeß.«
    »Keine Sorge. Ich überlege, ob ich nicht die Juristerei aufgebe und anfange, Pornographie zu schreiben.«
    Das Läuten des Telefons schien Kate aus ozeanischen Tiefen des Vergessens heraufzuziehen. Erbittert kämpfte sie sich an die Oberfläche. Es war Mitternacht.
    »Ja?« sagte sie.
    »Dan Messenger. Ich habe Sie geweckt. Aber ich glaube, es ist wichtig. Wir haben es. Sie können sich bei Anne bedanken. Sie sind noch dran?«
    »Jaa.«
    »Anne hat Ihnen ja gesagt, daß sie systematisch vorgeht. Sie hat Listen aufgestellt und alles in Kategorien eingeteilt. Dann sind wir sie immer wieder durchgegangen. In ihrer
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