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PR 2699 – Das Neuroversum

PR 2699 – Das Neuroversum

Titel: PR 2699 – Das Neuroversum
Autoren: Uwe Anton
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1.
     
    Am 17. Januar 1470 NGZ um 11.30 Uhr Terrania-Standardzeit trat Alaska Saedelaere durch das Ultradimfenster, das sich in der Zentrale des Weltenschiffs geöffnet hatte. Er tat einen einzigen Schritt und befand sich in einer anderen Welt. Hinter ihm schloss sich das Fenster wieder.
    Er sah sich um. Der Raum, den er soeben betreten hatte, war völlig leer. Wände, Decke und Boden schienen aus grob behauenen Steinblöcken zu bestehen, doch Saedelaere war schon einmal lange genug an Bord der LEUCHTKRAFT gewesen, um sich nicht darüber zu wundern. In diesem Schiff hatten Raum und Zeit keine Bedeutung, und die Einrichtung mutete manchmal seltsam an. Ein Bordrechner in einer Kaverne oder eine Zentrale in einer Tropfsteinhöhle waren nicht ungewöhnlich. Daher störte Saedelaere sich nicht daran, dass er offenbar mitten in ein mittelalterliches Verlies getreten war.
    Er musste nicht lange warten, dann öffnete sich ein weiteres Fenster wie das, das er benutzt hatte, und heraus sprang das Kaninchen. Sein Fell war weiß, und es wies keinerlei Geschlechtsmerkmale auf. Es trug ein kariertes Sakko. Saedelaere wusste, dass daran mit einer Kette eine altmodisch wirkende Taschenuhr befestigt war, in Wirklichkeit ein hochmodernes Kommunikationsgerät.
    Das Kaninchen war etwa einen Meter groß, genau wie Gucky, und musterte ihn aus großen roten Augen. Es stand keinen Augenblick lang still, hoppelte vor ihm auf und ab, hielt den Blick jedoch stets auf ihn gerichtet.
    Saedelaere lächelte schwach. »Wie ich sehe, hast du es wieder einmal eilig.«
    »Ich habe wirklich keine Zeit«, antwortete der Märzhase, wie er sich auch nannte. »Die Aufgabe als amtierender Kommandant der LEUCHTKRAFT beansprucht mich stark. Aber das weißt du ja. Du bist schließlich mitverantwortlich für die Probleme, die mich plagen.«
    »Ich bin hier, um diese Probleme zu beseitigen. Oder nicht?«
    »Zuerst einmal willkommen an Bord, Alaska Saedelaere«, sagte das Kaninchen. Es klang zynisch. »Wir wollen doch keinen schlechten Anfang haben, nicht wahr? Ich hoffe, du wirst deinen Aufenthalt an Bord der LEUCHTKRAFT genießen. Er wird ziemlich lange dauern ...«
    Saedelaere ließ sich nichts anmerken. Er würde dem Märzhasen nicht verraten, dass er seinen Zellaktivator Samburi Yura gegeben hatte. Somit konnte Delorian seinen Traum von einem eigenständigen Universum verwirklichen, auf das die Hohen Mächte keinen Zugriff hatten.
    Er hatte einen hohen Einsatz gewagt und darauf gehofft, dass seine Freunde nicht daran denken würden.
    Denn in der LEUCHTKRAFT gab es keinen linearen Zeitablauf. Das Schiff war weniger ein Raumfahrzeug als eine Welt für sich, ein Kaleidoskop hinter einem eigenen Ereignishorizont, in dem er eine nicht enden wollende Fülle von Entdeckungen machen konnte, sobald er sich als neuer Kommandant etabliert hatte.
    Die LEUCHTKRAFT existierte in einem eigenen Bezugssystem, war erfüllt von Pararealitäten. An Bord des Schiffes war nichts so, wie es auf den ersten Blick zu sein schien. Was das für ihn genau bedeutete, konnte Saedelaere noch nicht sagen, doch er hoffte, dass er es schnell herausfinden würde. Ohne den Zellaktivator blieben ihm noch 61 Stunden zu leben.
    »Ich weise dir eine Kabine zu«, fuhr das Kaninchen fort. »Bis die Situation bewältigt ist, wirst du dort bleiben. Danach werden wir dich an einen Ort bringen, an dem entschieden werden wird, ob und gegebenenfalls wann du als Kommandant der LEUCHTKRAFT eingesetzt wirst. Abgesehen davon benötigst du eine qualifizierte Ausbildung ...«
    Saedelaere nickte. Damit hatte er gerechnet. Also war der Märzhase nicht befugt, eine so weitreichende Entscheidung selbst zu treffen.
    Das Kaninchen öffnete ein weiteres Ultradimfenster. Saedelaere wusste, dass Widerstand sinnlos war, und ging darauf zu.
    Als er hindurchtreten wollte, hob das Kaninchen eine Hand.
    Saedelaere blieb stehen, tat den Schritt noch nicht.
    »Hast du etwa darauf gehofft, dass ich es nicht bemerke?«, fragte es betont beiläufig.
    »Was?«, erwiderte Saedelaere, obwohl er ahnte, worauf das Kaninchen hinauswollte.
    »Du trägst keinen Zellaktivator mehr.«
    »Das ist richtig.« Saedelaere sah keinen Sinn darin, es zu leugnen.
    »Warum? Ist das wieder ein Trick von euch? Wolltest du mich wieder betrügen?«
    »Weil ich davon ausgegangen bin, dass ich ihn hier nicht brauche. Die Kommandanten der LEUCHTKRAFT sterben nicht einfach.«
    »Normalerweise würdest du bald sterben. Hier an Bord der LEUCHTKRAFT spielt das
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