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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis
Autoren: Amanda Cross
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das auch im Lauf der Jahre nicht. Aber ich trage inzwischen eine Brille, mit der er mich nie gesehen hat, und das war es wohl.«
    »Sie meinen, die ganze Geschichte kommt Ihnen nicht äußerst phantastisch vor?«
    »Also, ehrlich gesagt, nein. Der Mann, den ich in New York getroffen habe, war kein Biertrinker. Nicht, daß er mir das erzählt hat; wir haben nichts getrunken, aber er sah nicht aus wie ein Biertrinker. Mike mochte keine harten Sachen, nur Bier, und zum Essen Wein. Sicher, der Geschmack ändert sich. Ich fürchte, Ihr Reed Amhurst würde sagen, wir sollten uns als Science-fiction-Schreiber zusammentun. Vielleicht keine schlechte Idee.«
    »Mit strenger Arbeitsteilung. Sie machen die Wissenschaft, ich die Fiction. Reed würde sagen, daß ich äußerst befähigt bin. Was ich nun brauche, Herr Mitarbeiter, ist eine einzige Tatsache. Zum Beispiel ein rotes Muttermal auf Mikes Schulter. Mike war nicht zufällig kurzsichtig oder auf einem Ohr taub?«
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Ich wußte es seit der Stelle in Ihrem Märchen, wo Mike dem Fremden begegnete. Aber Mike war weder kurzsichtig noch taub noch unmusikalisch und auch kein Opernsänger. Das einzige, woran ich mich erinnere, ist: Mike konnte mit den Ohren wackeln, ohne daß sich sonst ein Teil seines Kopfes bewegte. Aber als Beweis würde das auch nicht reichen. Außerdem habe ich gehört, daß jeder das lernen kann, wenn er nur lange genug übt. Ich habe ein nettes Bild von Ihrem Dr. Barrister vor Augen, wie er zu Hause sitzt und Abend für Abend übt, mit den Ohren zu wackeln. Sie merken, ich werde immer weitschweifiger, aber nützlich bin ich Ihnen leider nicht.«
    »Ich hab Ihnen eine verrückte Geschichte erzählt, und Sie rufen nicht bei der Polizei an und sagen: ›Raus mit der Frau hier!‹ Glauben Sie, das bedeutet mir mehr, als Sie ahnen. Mike muß Sie furchtbar gemocht haben. Janet Harrison wußte das, und aus dem Grund hat sie Ihnen auch ihr Geld vermacht. Das ist ein nettes, rundes Motiv, an das ich mich halten kann. Wenn wir meine Geschichte beweisen können, oder die Polizei es für uns tut, dann haben Sie viel mehr Anspruch auf das Geld, das sie Ihnen hinterlassen hat.«
    »Unglücklicherweise macht das meine Aussage eher verdächtiger. Das Dumme ist ja, daß ich Mike nur ein Jahr lang gekannt habe. Wir waren also nicht gerade wie Damon und Phintias. Ich kann mich nicht erinnern, wann er mir von der Szene aus dem Roman von Lawrence erzählt hat – wahrscheinlich hatte ich ihn nach seiner Familie gefragt, weil er sie nie erwähnte. Er hat wenig von sich gesprochen. Wir haben uns über Medizin unterhalten, die Vorzüge verschiedener Fachrichtungen – lauter derartige Dinge. Augenblick mal, was ist mit den Zähnen?«
    »An die Zähne habe ich gedacht. Schließlich lese ich Kriminalromane. Der Zahnarzt in Bangor, der Mikes Zähne behandelt hat, ist schon lange tot; Jerry hat nichts von seinen Aufzeichnungen auftreiben können. Wahrscheinlich hat der Zahnarzt, der die Praxis von Mikes Zahnarzt übernommen hat, nur die Unterlagen von den Patienten aufbewahrt, die auch bei ihm in Behandlung waren, und selbst der Arzt praktiziert jetzt nicht mehr. Zufällig habe ich vor fünf Jahren meinen Zahnarzt gewechselt, als mein bisheriger in Pension ging; und als ich meinen jetzigen anrief – Sie können sich nicht vorstellen, wie lästig ich werden kann –, mußte ich erfahren, daß er nur Unterlagen über die Arbeiten hatte, die er an meinen Zähnen vorgenommen hatte. Der Zahnarzt, der in Pension ging, hat ihm die Praxis verkauft, doch der Käufer hat die Unterlagen bis zum Jahre Null nicht aufgehoben. Nur für die letzten fünf Jahre konnte er Zahnbehandlungen belegen und das ist nicht gerade viel. Die meisten Füllungen in meinen Zähnen habe ich als junges Mädchen bekommen. Sie wissen nicht zufällig, ob Mike zum Beispiel seine Weisheitszähne gezogen bekommen hat? Wenn wir das beweisen könnten und sich dann herausstellt, daß dieser Dr. Barrister alle vier Weisheitszähne noch hat…«
    Messenger schüttelte den Kopf. »Zu der Zeit habe ich mich natürlich mit ganz anderen Dingen befaßt. So ein Assistenzjahr am Krankenhaus ist ein ermüdender und aufreibender Dienst. Wir waren nicht sehr oft zur gleichen Zeit zu Hause. Ich erinnere mich nicht einmal, ob Mike schnarchte. Ich weiß nicht, ob ich es jemals gewußt habe. Jedenfalls habe ich für persönliche Dinge kein besonders gutes Gedächtnis. Meine Frau beschwert sich darüber von
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