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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis
Autoren: Amanda Cross
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und produktiven Sommer.
    Sechs Wochen zuvor hatten die Abendzeitungen, denen Reed die Geschichte erzählt hatte (er arbeitete gerne mit Reportern zusammen), in dicken Lettern verkündet: »Mädchenmord auf der Couch: Neuer Verdächtiger.« Die ›Times‹, die mit der Meldung zu spät dran war, hatte es etwas blumiger ausgedrückt. Emanuel und seine Patienten widmeten sich wieder der Analyse unbewußter Motive. Das Psychiatrische Institut gab keinerlei Kommentar ab – das tat es nie –, aber Kate war sich sicher, den kollektiven Seufzer der Erleichterung zu hören, der von dort durch das Land ging.
    Jerry war wieder zu seinem LKW und zu Sally zurückgekehrt, die schon etwas unruhig geworden war, wegen mangelnder Aufmerksamkeit. Eine Belohnung hatte er zurückgewiesen. Kate hatte zwar betont, daß das Teil ihrer Absprache gewesen sei, zwar nur mündlich, aber deswegen nicht weniger verbindlich; aber Jerry hatte störrisch nur sein Gehalt angenommen. Kate legte die Summe auf ein Sparkonto, wo sie Zinsen bringen sollte, bis sie wieder abgehoben würde für ein Hochzeitsgeschenk.
    Als das Schiff auf der Höhe von Brooklyn war – ein Anblick, der Kate nur zu Gedanken über menschliche Dekadenz inspirierte –, ging sie nach unten. Sie kam durch eine Lounge und staunte nicht schlecht, als sie Reed entdeckte. Er saß in einem Sessel und sah aus, als hätte er immer schon dort gesessen. Sie starrte ihn an.
    »Ich bin auf dem Weg nach Europa«, sagte Reed.
    »Oh«, sagte Kate, »ich bin erleichtert, zu hören, daß du das weißt. Ich dachte, vielleicht glaubst du, in der Lobby des Plaza zu sitzen. Machst du Urlaub?«
    »Urlaub, ein paar Monate. Ich habe mich erst in letzter Minute entschlossen und muß jetzt meine Kabine mit zwei jungen Männern teilen, die an Vitalität zuviel und an Tugenden zu wenig haben, aber zumindest bin ich da. Zum Schutz.«
    »Wen beschützt du?«
    »Dich. Ich wollte dich beschützen, während du sozusagen in Quarantäne bist – um sicher zu gehen, daß das Fieber wirklich vorbei ist.«
    »Was für ein Fieber?«
    »Das Detektiv-Fieber. Ich kenne ein paar Fälle wie deinen. Diese Leute fahren allesamt nach Europa und stolpern auf dem Weg in die Dusche über die nächste Leiche. Ich konnte nicht in New York herumsitzen und mir vorstellen, daß du Spuren verfolgst und deine literarischen Anspielungen fallen läßt.«
    Kate ließ sich in den Sessel neben ihm fallen. Reed lächelte, hob den Arm und sagte zu einem vorbeikommenden Steward: »Zwei Brandys, bitte.«
     
     

 
     
     

     
    Created with Writer2ePub
    by Luca Calcinai
     
     
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