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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis
Autoren: Amanda Cross
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miteinander zu verschmelzen. Dafür nimmt man Knochenstückchen aus anderen Teilen des Körpers – es geht nur mit den eigenen Knochen, außer bei eineiigen Zwillingen –, zermahlt sie (ja, ja, ich bin fast zu Ende; nein, ich habe dich nicht allein deswegen an einem Sonntagmorgen angerufen, weil ich dir eine abstoßende medizinische Vorlesung halten will) und appliziert diese Masse zwischen die beiden zu verschmelzenden Wirbel. Die beiden Wirbel wachsen schließlich zu einem festen Stück zusammen, und der Patient behält eine Narbe zurück. Hast du mich verstanden?«
    Am anderen Ende gab es keine Reaktion, und so fuhr Kate fort: »Das ist nun der Punkt, mein geplagter Reed. Mike Barrister – mein Mike jetzt, nicht der in der Praxis gegenüber Emanuel – hatte eine Spondylodese hinter sich. Außerdem trug er einen Schuh mit dickerem Absatz, um seine unterschiedlich langen Beine auszugleichen. Nein, natürlich war er damit kein Krüppel. Das kommt sehr häufig vor. Wenn der Unterschied in der Länge der Beine nicht extrem ist, kompensiert man das gewöhnlich mit einem eigentümlich rollenden Gang. Wenn aber noch eine Schädigung des Rückens hinzukommt, verursacht die andauernde Schaukelbewegung des Beckens, die die unterschiedliche Länge der Beine ausgleicht, akute Beschwerden.«
    »Kate«, hatte Reed gesagt, »wenn ich dich richtig verstehe, willst du mir auf deine Weise mit vielen überflüssigen Worten umständlich erklären, daß Janet Harrisons Mike einmal operiert worden ist. Wann war das?«
    »Das, mein Schatz, ist etwas, das du bitte herausfinden müßtest. Wahrscheinlich in Detroit. Das ist doch die größte Stadt in Michigan, nicht wahr? Aber das ist nur so eine Idee. Für den absatzverstärkten Schuh verbürgt sich Messenger. Wenn du natürlich noch immer auf stur geschaltet hast, kann ich die Krankenhäuser auch selber anrufen…«
    »In Ordnung, ich telefoniere sie durch. Und dann?«
    »Dann, mein Lieber, müssen wir diesen Michael Barrister dazu bringen, sich auszuziehen. Du glaubst gar nicht, was mir dazu schon alles durch mein heißes Hirn geschossen ist. Ich nehme an, du kannst keinen Durchsuchungsbefehl erwirken, oder?«
    »Mit einem Durchsuchungsbefehl kann man sich in Räumen umschauen, er bezieht sich nicht auf Personen. Und jetzt verrate ich dir mal ein schreckliches Geheimnis. Du würdest überrascht sein, wie selten Durchsuchungsbefehle überhaupt ausgestellt werden. Der Leiter der Rauschgiftfahndung hat das neulich vor Gericht bestätigt, als er in einer Aussage ganz ungerührt zugab, daß seine Leute seit dreißig Jahren ohne Durchsuchungsbefehle auskommen. Die Bürger sind sich unglücklicherweise – für die Polizei muß ich sagen: glücklicherweise – erstaunlich wenig ihrer Rechte bewußt. Die Polizei wiederum hat eine ganze Reihe von Tricks, um zu erreichen, was sie will; bloßes Einschüchtern steht an erster Stelle.«
    »Wenn ich nun zu ihm hineinkäme, während er gerade unter der Dusche steht.«
    »Kate, ich höre dir keine Minute länger zu, wenn du nicht vorher versprichst, und zwar mit dem ganz großen Ehrenwort, daß du nicht versuchen wirst, Barrister zu entkleiden, ihn im entkleideten Zustand zu sehen oder ihn in eine Situation zu bringen, in der man normalerweise unbekleidet ist, oder daß du…«
    »Hilfst du mir, wenn ich es verspreche?«
    »Ich werde nicht einmal dieses Gespräch weiterführen, ehe du es nicht versprichst. Ich will dein Wort. Gut. Dann werde ich jetzt die Krankenhäuser anrufen. Die werden mir antworten, daß in ihren Büros sonntags nicht gearbeitet wird. Niemand arbeitet sonntags, außer dir und deinen Freunden. Ich werde ihnen drohen und schmeicheln. Aber wir müssen vielleicht trotzdem warten. Ich weiß nicht, wie sehr die New Yorker Polizei bereit ist, ihre Muskeln spielen zu lassen. Aber jetzt hör auf, Pläne zu machen, wie du an ihn herankommst. Ich rufe dich an, sobald ich Neues weiß. Und denk an dein Versprechen.«
    Kate mußte bis zum Nachmittag warten, ehe Reed sich wieder bei ihr meldete. »Also«, hatte er dann gesagt, »ich will dir gar nicht erzählen, was ich alles durchgemacht habe. Die Einzelheiten merke ich mir für die Tage, wenn wir alt und grau sind und unsere Gehirne nur noch Platz für Erinnerungen haben. Die Operation ist bewiesen. Wenn ich dich richtig verstanden habe, möchtest du jetzt herausbekommen, ob Emanuels Nachbar, Dr. Michael Barrister, eine Operation im Lendenwirbelbereich gehabt hat und einen Schuh mit
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