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Jericho

Jericho

Titel: Jericho
Autoren: Jason Dark
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Das Foto im genau richtigen Augenblick zu schießen, war für D. D. Eißler das gleiche wie für viele ein Orgasmus oder ein Adrenalinstoß. Das Gefühl war nur schwer zu beschreiben. Zuerst das irre Zittern und dann der gleichzeitige ›Fall‹ in die Glückseligkeit. Eißler kannte das. Oft genug hatte er es erlebt.
    D. D. Eißler ging dorthin, wo etwas los war. Er kannte alle Tricks, er bestach, er war freundlich, er tobte, er jammerte, er konnte auch betteln, weinen und lachen.
    Seine Bilder wurden hoch gehandelt. Die großen Magazine rissen sich um sie. Er bekam die höchsten Honorare plus Gefahrenzulage, denn wo er im Einsatz war, herrschte Lebensgefahr. Trotz dieses Einsatzes war es ihm bisher unmöglich gewesen, einige bestimmte Personen auf ein Bild zu bannen.
    Seit mehr als drei Jahren lief D. D. Eißler einem Traum hinterher. Er wollte die großen Vier der USA zusammen auf ein Foto bekommen. Vier Männer, vier Wirtschaftsfürsten. Manche behaupteten, es seien Verbrecher. Mächtig waren sie ja, und Geld hatten sie auch. Es ging das Gerücht um, daß sie sich einmal im Jahr trafen, stets an einem geheimgehaltenen Ort. Dort besprachen sie das Vorgehen für die folgenden zwölf Monate. Diese Männer mit Geld, Macht und Einfluß arbeiteten im geheimen. Da konnten sie lenken und steuern. Auf manchen Insider wirkte der Klang ihrer Namen wie Hammerschläge und nicht wenigen trieb er Schweiß auf die Stirnen.
    Sie stammten aus verschiedenen Branchen, die Gemeinsamkeit des Geldes und der Macht führte sie immer wieder zusammen. Die Treffen liefen natürlich geheim ab. Nur wenige wußten, wo sie stattfanden, und Fotos hatte es von diesen Treffen nie gegeben.
    In diesem Jahr aber bestand die Chance, und D. D. Eißler wollte sie beim Schopf packen.
    Den Tip hatte er von einem Bekannten bekommen, einem Mann, der beim FBI tätig war. Der hatte ihm geraten, nach Maine zu fahren und sich dort im Park einer bestimmten Villa auf die Lauer zu legen. Das hatte Eißler getan. Aber nicht hinter einem Gebüsch, nein, er hatte sich eingegraben, eine kleine Höhle geschaffen, sie mit einem Strauch getarnt, sich Lebensmittel besorgt und dann abgewartet. So geheim die Treffen auch waren, so schnell wurden sie vorbereitet. Keine großen Aktionen. Man mietete über einen Strohmann eine Villa, in diesem Jahr stand sie in Maine. Man kam, redete und ging nach einigen Stunden wieder auseinander.
    Natürlich gab es Leibwächter, diese wiederum blieben im Park und drehten ihre Runden.
    Der Fotograf wußte, daß die Leibwächter auf Hunde verzichteten, und so wuchsen seine Chancen, nicht entdeckt zu werden.
    Am Abend vor dem Treffen hatte er noch seinen Kontaktmann angerufen und von ihm erfahren, daß es klappen würde. Es gab keinerlei Probleme, was das Treffen anbetraf.
    Die letzten Stunden in seinem Erdloch auszuhalten, war ihm schwergefallen. Eißler kam sein autogenes Training zugute, mit dem er sich öfter beschäftigte. So konnte er die Zeit einigermaßen gut überstehen. Zudem überprüfte er regelmäßig seine Ausrüstung, dachte dabei immer an den Erfolg, der ihm letztendlich recht geben würde. Irgendwann am späten Vormittag tauchten sie auf. Die Leibwächter zuerst. Wie Eißler es sich gedacht hatte, durchsuchten die Männer den Park. Sie verteilten sich. Eißler hörte sie rufen, während er sich tief in sein Loch geduckt hatte.
    Wenn er das Rasenstück hochdrückte, das über der Klappe lag, besaß er einen wunderbaren Blick auf die große Freitreppe, auf der die vier Mächtigen erscheinen würden. Dann wollte er zuschlagen, also Fotos schießen. Seine Kamera gehörte zu den besten der Welt. Ein Präzisionsinstrument, das allerhöchsten Ansprüchen genügte. Manchmal kamen die Männer so dicht an seinem Versteck vorbei, daß er den dumpfen Klang ihrer Schritte vernahm. Nie aber betraten sie die mit Gras abgedeckte Platte, die sich zudem in der Nähe einer Buschwand befand. Die Bodyguards drehten mehrere Runden, waren zufrieden und gaben per Sprechfunk die Nachrichten weiter. Trotzdem dauerte es noch eine Stunde, bis die großen Vier eintrafen. In der Zwischenzeit schwitzte Eißler in seinem Loch. Wie Bachwasser rann der Schweiß über sein Gesicht. Die Kleidung klebte auf seiner Haut. Das Gesicht war verschmiert, die Luft verdammt mies, aber er hielt durch. D. D. dachte an den phänomenalen Erfolg, der ihm bei einer Veröffentlichung der Fotos zuteil werden würde.
    Vier Mächtige, viermal die Mafia oder Mitglieder anderer
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