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Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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der größeren Häuser eine Gestalt aus einer Hütte schleichen sah. Die Gestalt trug einen Umhang, und als sie den Kopf wandte, schien sie aus den Tiefen ihrer Kapuze direkt zu ihm herüberzustarren. Luke hechtete hinter den nächsten Baum, sein Herz raste und wieder überflutete die Angst seinen Körper. Doch als er Sekunden später hinter dem Baum hervorlugte, war die Gestalt verschwunden.
    Nichts passiert. Er hat mich nicht gesehen. Falscher Alarm, dachte er erleichtert.
    In diesem Moment legte sich ihm eine Hand auf den Mund und ein Arm packte ihn von hinten. Luke wehrte sich, versuchte zu schreien, als ihm eine Stimme ins Ohr raunte: »Nicht! Keinen Mucks. Oder willst du uns beide umbringen?«

 
7. Kapitel
     
    Die Kapuze des Umhangs rutschte herunter und zum ersten Mal sah Luke das Gesicht desjenigen, der ihn überfallen hatte.
    Es war der Junge, der zusammen mit ihm im Jeep nach Chiutza gekommen war, der ihm das Maisbrot gestohlen und ihm gesagt hatte, er stinke.
    »Was –«, wollte Luke fragen, doch der Junge hielt ihm immer noch den Mund zu und seine Finger umklammerten sein Kinn.
    »Das hier ist jetzt mein Gebiet«, zischte ihm der Junge ins Ohr. »Für uns beide ist hier kein Platz. Geh und such dir was anderes.«
    Er schubste Luke zur Seite, dass dieser in einen Laubhaufen fiel. Luke rollte sich auf den Rücken und sah zu dem Jungen auf.
    »Wovon redest du?«, fragte er. »Und was meinst du mit ›dein Gebiet‹?«
    Er begriff nicht, warum ihn der Junge erst angegriffen und dann von sich gestoßen hatte. Warum hielt ihn der andere nicht fest und rief: »Ich hab ihn. Hier ist der Deserteur! Hier drüben, Officer Houk!«? Stattdessen hatte er gesagt: »Willst du uns beide umbringen?«, so als stecke er ebenso tief in der Patsche wie Luke. Warum?
    »Pst«, zischte der Junge und sah sich nervös um.
    Langsam begann Luke zu begreifen.
    »Bist du auch desertiert?«, flüsterte er.
    Dem Jungen wich die Farbe aus dem Gesicht.
    »Sag so etwas nicht«, zischte er. »Zumindest nicht, wenn jemand von der Bevölkerungspolizei zurückkommt. Sie haben mich zurückgelassen.« Ein irrer Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Aber falls jemand aus Chiutza fragt, dann bin ich vielleicht desertiert. Allerdings nicht vor aller Augen, so wie du.«
    Luke kam wieder auf die Füße. Erleichtert sah er, dass der Junge einen Schritt zurückwich, als fürchte er sich. Luke war größer als der andere und er hatte ordentliche Muskeln vom monatelangen Boxenausmisten.
    »Sie haben dich also zurückgelassen«, wiederholte Luke und versuchte, sich alles zusammenzureimen. Er konnte sich nicht daran erinnern, den Jungen nach ihrer Ankunft in Chiutza noch gesehen zu haben. Wo war er gewesen, als Luke die alte Frau aus dem Haus getragen hatte? Oder als Officer Houk ihm die Pistole überlassen hatte?
    »Na ja«, sagte der Junge. »Glaubst du vielleicht, der Fahrer hat sich erst noch vergewissert, wie es mir geht, nachdem die Dorfbewohner Officer Houk umgebracht hatten?«
    Ungläubig schüttelte Luke den Kopf.
    »Du meinst, Officer Houk ist –«
    Er brach ab, als bei einem der Häuser eine Tür aufging. Ein Mädchen trat auf die Straße und schüttete eine Schüssel mit Flüssigkeit aus. Sowohl Luke als auch der andere Junge duckten sich und hielten die Luft an, bis das Mädchen ins Haus zurückkehrte und die Tür hinter sich schloss.
    »Siehst du? Fast hättest du uns verraten. Du musst hier weg«, sagte der Junge.
    Doch dieses Mal merkte Luke, dass die Stärke in der Stimme des Jungen nur vorgetäuscht war, und er hörte die Angst und Unsicherheit, die gleich unter der Oberfläche lauerten.
    »Nein«, sagte er. »Erst musst du mir alles erzählen, was du gesehen hast.«
    »Nicht hier«, sagte der Junge, »wo man uns hören und sehen kann. Außerdem ist es zu kalt.«
    Mit gerunzelter Stirn sah Luke sich um; er war immer noch dabei, sich auf das, was der andere gesagt hatte, einen Reim zu machen. Nachdem die Dorfbewohner Officer Houk umgebracht hatten … Er spürte, wie der Junge von ihm abrückte.
    »Wir können in der Hütte dort drüben reden«, schlug Luke vor. »Im Flüsterton.«
    »Die Hütte gehört mir!«, erwiderte der Junge, der nun fast hysterisch klang. »Die kannst du nicht haben! Sie gehört mir!«
    Luke hielt den anderen am Arm fest, um ihn zu beruhigen und ihn am Weglaufen zu hindern. Er musste herausfinden, was passiert war.
    »Ich will dir deine Hütte nicht wegnehmen«, sagte er, bemüht, einen beruhigenden Ton
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