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Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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anzuschlagen. »Ich habe meinen eigenen Unterschlupf. Ich will nur wissen, was los ist.«
    »Wo ist dein Unterschlupf?«, wollte der Junge wissen.
    »Da hinten. Im Wald«, antwortete Luke ungeduldig.
    »Ist es dort warm und trocken? Hast du deinen eigenen Essensvorrat?«, hakte der Junge nach.
    »Ich …«, begann Luke. Sein Magen knurrte wie auf Kommando. Seit er aus Chiutza fortgerannt war, hatte er noch keinen Gedanken an Essen verschwendet. Wegrennen und verstecken, Freiheit und Jen waren alles gewesen, was ihm durch den Kopf gegangen war. Das wiederum weckte in ihm die Frage, wie gut sein Verstand eigentlich noch funktionierte, wie vernünftig seine ganzen Pläne und Handlungen eigentlich waren? »Hör mal«, sagte er jetzt und gab sich Mühe, ruhig und vernünftig zu klingen, nein, ruhig und vernünftig zu sein . »Du sollst mir nur erzählen, was in Chiutza passiert ist, nachdem ich fortgelaufen bin. Dann lass ich dich in Ruhe. Versprochen.«
    Der andere Junge musterte ihn misstrauisch, doch als Luke ihn ein wenig am Ärmel zog, begann er, in Richtung Hütte zu gehen.
    Inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt, vom Wald ins Dorf erstreckten sich lange Schatten. In der Gewissheit, dass sie vom Dorf aus nicht gesehen werden konnten, fiel es Luke und dem anderen Jungen nicht schwer, am Waldrand entlangzuschleichen. Doch vor der Tür der Hütte zögerte Luke und plötzlich überfiel ihn die Angst.
    Was ist, wenn das alles nur ein Trick ist? Wenn der Junge nur so getan hat, als wollte er mich nicht in der Hütte haben? Wenn Officer Houk und der Fahrer mit gezogenen Waffen drinnen auf mich warten? Wenn sie vorhaben, mich für meine Flucht auf der Stelle zu erschießen?
    Der andere Junge trat über die Schwelle, hinein in die Dunkelheit.
    »Kommst du?«, flüsterte er ungeduldig.
    Diese Hütte ist kaum größer als ein Plumpsklo, sagte sich Luke im Kampf gegen seine Angst. Wenn Officer Houk und der Fahrer dort drin wären, hätten sie mich längst geschnappt.
    Luke folgte dem Jungen und zog die Tür hinter sich zu. Bis auf einen Lichtstreifen an der gegenüberliegenden Wand, an der eine Holzplanke gebrochen war, herrschte in der Hütte völlige Dunkelheit.
    »Hier lang«, murmelte der Junge. »Falls jemand kommt.«
    Er zog Luke hinter einen Stapel Getreidesäcke. Das Sackleinen roch alt und schimmelig, trotzdem knurrte Luke der Magen bei dem Gedanken, dass sie vielleicht etwas Essbares enthielten.
    »Wir müssen eine Abmachung treffen«, sagte der Junge.
    »Hä?«, machte Luke, abgelenkt durch die Getreidesäcke und die Probleme, die er damit hatte, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
    »Eine Abmachung«, wiederholte der Junge. »Ich habe etwas, was du willst – Informationen. Und was kriege ich dafür von dir?«
    Luke hatte nichts bei sich als die Kleider, die er auf dem Leibe trug. Und selbst die gehörten ihm nicht – es waren die üblichen Hemden, Hosen und Stiefel der Bevölkerungspolizei.
    »Was stellst du dir denn vor?«, fragte er, um Zeit zu gewinnen.
    »Tja, ein kleines Festmahl wäre schön«, sagte der Junge. »Die Pistole, die du dummerweise fallen lassen hast. Oder vielleicht ein schönes, bequemes Bett, damit ich heute Nacht nicht auf Säcken schlafen muss?«
    Irgendwie wirkte der Sarkasmus des Jungen im Dunkeln noch gemeiner. Ich habe nichts, was ich dir geben kann, hätte Luke am liebsten gesagt. Was kostet es dich schon, wenn du mir das, was du weißt, umsonst erzählst? Doch dann fiel ihm wieder ein, wie der Junge sich das Päckchen mit Maisbrot geschnappt hatte, ehe Luke auch nur die Hand danach ausstrecken konnte, und wie hämisch er gespottet hatte, dass Luke nach Pferdemist röche.
    »Wenn du mir erzählst, was du gesehen hast, nachdem ich aus Chiutza weggerannt bin«, begann Luke, »gehe ich nicht rüber und klopfe drüben an die Haustür. Und ich werde ihnen auch nicht sagen: ›Wissen Sie eigentlich, dass sich in Ihrer Hütte ein Junge versteckt, der Ihr ganzes Getreide wegisst?‹«
    »Das würdest du niemals tun«, erwiderte der Junge schließlich, obwohl er dabei zaghaft und besorgt klang. »Sie würden dich genauso schnappen wie mich.«
    »Woher willst du wissen, dass ich das nicht tue?«, fragte Luke. »Die Dorfbewohner waren dabei, als ich mich geweigert habe, eine von ihnen zu erschießen. Vielleicht behandeln sie mich wie einen Helden. Vielleicht bin ich ja darauf aus, dass sie mir ein Festmahl auftischen und mich feiern. Vielleicht war ich die ganze Zeit auf ihrer
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