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Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Titel: Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
Autoren: Simone Fischer
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    Sonntagmorgen. Es war gerade mal
8.30 Uhr und er war soeben vom Spaziergang mit dem Hund zurückgekommen. Er saß
an seinem Frühstückstisch, der Kaffee tröpfelte geräuschvoll in die Kaffeekanne
und Wasserdampf waberte zur Decke. Er fühlte sich beschwingt. War spät geworden
letzte Nacht und obwohl er  weniger als sechs Stunden geschlafen hatte, fühlte
er sich so jung wie lange nicht mehr. Auf dem Rückweg vom Spaziergang mit dem
Hund hatte er beim Bäcker frische Brötchen gekauft. Seine Erregung spürte er im
ganzen Körper, es war nicht nur die Vorfreude auf das Frühstück, das ihn so
beflügelte, es war da noch etwas anderes. Sein Körper war überschwemmt mit Endorphinen.
Er ließ die Stunden der Nacht noch einmal vor seinem inneren Auge Revue
passieren, was ihn unwillkürlich grinsen ließ. Er fühlte sich echt gut.
    Nach einer Weile biss er
genüsslich in sein Brötchen, der Kaffee war inzwischen fertig und er goss ihn
heiß dampfend in die Tasse. Alles unter dem wachsamen Auge seines Hundes. Er
kaute sein Brötchen, aber seine Gedanken schweiften ab. Er hatte sich schon oft
gefragt, wie er diesen Zustand des absoluten Glücksgefühls über längere Zeit
konservieren könnte. Er stand auf und holte das Foto aus seiner Brieftasche. Er
sah sich ihr Foto an, das er einmal unbemerkt von ihr gemacht hatte. Kaum
starrte er auf das Foto, schon pochte seine Erregung wie ein Hammer und die
Endorphine jubelten durch seinen ganzen Körper. Die zweite Hälfte des Brötchens
lag angekaut auf dem Teller, der Kaffee wurde kalt. Er hatte nur noch Augen für
das Foto. Es war ein Polaroidfoto und die Bildqualität war miserabel. Die
abgelichtete Frau war in Rot getaucht während der Himmel hinter ihr gelblich
schien. Ein gelblicher Himmel – plötzlich schossen ihm andere Gedanken durch
den Kopf. Er legte seinen Kopf in den Nacken und atmete tief ein. Ja, das war
es. Die Erinnerung an den Moment der Aufnahme war so stark. Eigentlich hasste
er es, dass es die Frauen ihm immer so schwer machten. Er musste sich selber
aber eingestehen, dass er wohl nicht der Größte war, wenn es um die Liebe mit
einer Frau ging. Denn nur selten war eine Frau bereit, ohne Mätzchen seine
Liebesspiele mitzumachen. Im Frühjahr hatte er sich in Köln in der Nähe des
Verteilerkreises Süd mit einer Dame in ihrem VW Bus getroffen. Es lief alles
ganz gut, bis er ihr befahl, sich auf den Bauch zu legen, so dass er auf dem
Rücken ihre Hände sowie ihre nach hinten abgewinkelten Beine fesseln konnte.
Erst protestierte sie nur, es endete aber damit, dass sie ganz fürchterlich
schrie.
    „Du Schwein. Mach sofort meine
Hände los, sonst schreie ich so laut, dass du es bereust überhaupt geboren zu
sein. Mach mich los.“
    Er hatte
die Fesseln nur zum Schein fest gezogen, so dass sie, wenn sie es bemerken
würde, sich selber befreien konnte. Es hatte ihn tierisch angetörnt, dass sie
sich so zickig verhielt. Aber die Aussicht darauf von ihrem Zuhälter oder
sonstigen Gorillas abgefertigt zu werden, ließ ihn dann doch umdenken. Schnell
hatte er sich angezogen und war aus dem Bus verschwunden, versteckte sich aber
hinter dem nächsten Gebüsch und wartete, was als nächstes geschehen würde. Als
nichts geschah ging er zurück zu dem VW Bus. Er fand in seiner Jackentasche ein
Stück Pappe und zündete es mit einem Streichholz an. Er steckte die brennende
Pappe zwischen den Kühlergrill, rannte dann zurück zu dem Gebüsch und
beobachtete ob sein Plan funktioniert hatte. Erst konnte er nicht erkennen, ob
der VW Bus Feuer gefangen hatte, aber dann ging plötzlich alles sehr schnell.
Der Brandgeruch breitete sich blitzartig aus. Kurz darauf sprang die Nutte aus
dem Bus.
    „Feuer,
Feuer, es brennt. Hilfe, Hilfe, hilft mir denn niemand.“
    Er lief
durch den angrenzenden dunklen Wand und hörte noch immer die Frau, wie sie um
Hilfe schrie, aber je mehr er sich entfernte, desto leiser wurden die
Hilferufe. Irgendwann war er völlig außer Atem stehen geblieben. Ein noch nie
erlebtes Glücksgefühl breitete sich in ihm aus. Sein Atem ging heftig und
plötzlich merkte er, dass er aufs höchste erregt war. Die Erregung wollte nicht
enden, so dass er beschloss sich Erleichterung zu verschaffen. Diese Nacht war
so gesehen zu einem vollen Erfolg geworden, den er nie vergessen würde.
    Er biss
noch einmal in das halbe Brötchen, kippte den Rest Kaffee in seine Kehle und
gab dem Hund, der die ganze Zeit sabbernd neben ihm gelegen hatte, den Rest
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