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Gayles Hamburg

Gayles Hamburg

Titel: Gayles Hamburg
Autoren: Sissi Kaiserlos pur gay
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mir das Herz.
"Es ist besser, wenn du jetzt gehst."
Ich sah das Zucken seiner Mundwinkel und verstand. Seine Augen glänzten verdächtig, er kämpfte offensichtlich mit seinen Tränen. Ich konnte nur hoffen, dass er bald über diesen Irrglauben, in mich verliebt zu sein, hinwegkam, damit wir wieder Freunde sein konnten, so wie vorher. Schnell zog ich mich an und blieb einen Moment unschlüssig vor dem Sofa stehen.
"Bitte", stöhnte Dani erstickt.

Der Anblick meines traurigen Freundes, wie ich ihn auf dem Sofa zurückgelassen hatte, verfolgte mich. Ich hatte die Wohnungstür leise hinter mir zugezogen und ging nun durch Hamburgs nächtliche Strassen. Nach hause wollte ich nicht. Um das Bild von Dani loszuwerden musste ich unter Menschen.
Die Wohnung von Daniel lag in Barmbek, einem günstigen Stadtteil von Hamburg, wo man sich die Mieten leisten konnte. Außerdem war es auch ein Bezirk, in dem das Leben nur so pulsierte. Kneipe reihte sich an Kneipe, und die Hetendisco, in der ich mein Herz verloren hatte, war auch nicht weit. Nach einem Blick auf meine Uhr lenkte ich meine Schritte in Richtung der Disco. Es war zwar noch zu früh, als das dort viel los sein würde, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.

Tatsächlich waren außer mir nur eine Handvoll Gäste in dem Laden. Ich ging schnurstracks durch den Gang nach hinten zur Bar, um dort bei einem Bier die Lage zu peilen. Er saß auf der Bank, die ich erst sehen konnte, als ich den Tresen bereits erreicht hatte. Mir blieb der Mund offen stehen vor Erstaunen, was er mit einer ähnlichen Mimik imitierte. Aha, er flirtete wieder.
Erleichtert grinste ich ihm zu und bestellte bei der Tresenschlampe, die mich ungeduldig anstarrte, ein Bier. Von Nahem sah der Typ noch geiler aus, auch konnte ich jetzt seine Augenfarbe deutlich erkennen. Aber das Beste war: er saß allein auf der Bank. Ich gab der Tresenlady das Geld und griff nach meiner Flasche, wobei ich den Kerl nicht aus den Augen ließ. Diesmal war es offensichtlich, dass er mich anstarrte.
"Komm her", rief er über den Lärm hinweg.
Langsam ging ich zu ihm und setzte mich neben ihm auf die Bank. Der Duft, den ich jetzt wahrnahm, gefiel mir nicht. Er roch nach Knoblauch, zusammen mit einem sicher teuren, trotzdem ekligen Rasierwasser. Aber so schnell wollte ich meinen Traum nicht aufgeben.
"Ich heiße Roberto", sagte der Typ.
Der Name passte. Ich grinste, wahrscheinlich hatte ich es schon die ganze Zeit getan, denn Roberto verzog spöttisch den Mund..
"Ich bin Tim", erwiderte ich.
"Hm, hübsch. Tim, sag an: gehen wir irgendwohin, damit ich dich ficken kann?"
Das Bier, das ich mir gerade in die Kehle schüttete, kam fast wieder heraus bei dieser plumpen Anmache. Mühsam schluckte ich und holte ein paar Mal tief Lust, bevor ich meinen Nebenmann ansah. So hatte ich es mir nicht vorgestellt, aber die Gelegenheit war natürlich günstig, obwohl mein Hintern noch von Danis Behandlung schmerzte.
"Okay. Um die Ecke ist ein kleiner Park. Da sind wir ungestört."
Roberto grinste und nahm mir die Flasche aus der Hand, trank sie aus und drängte mich von der Bank. Seine Hand schloss sich um meinen Arm, während er mich regelrecht aus der Disco zerrte. Plötzlich erschien mir die Idee, mit diesem Kerl zu vögeln, gar nicht mehr attraktiv. Im fahlen Licht der Straßenlaternen wirkten seine Gesichtszüge hart. Auch seine Mimik gefiel mir nicht, sie war viel zu selbstherrlich. Meine ganze Vernarrtheit fiel von mir ab und hinterließ nur noch Widerwillen.
"Lass mich los", knurrte ich, aber Roberto zerrte mich unbarmherzig die Strasse hinunter.
"Verdammt", mit einem Ruck riss ich mich los und blieb stehen.
"Was ist denn los? Ich dachte, du bist scharf auf mich?"
Jetzt wäre mein Verliebtsein endgültig vorbei gewesen angesichts der wütenden Miene, die Roberto zur Schau trug. Er starrte mich so böse an, dass ich automatisch zurückwich.
"Es ist ein Irrtum. Vergiss es einfach, okay?"
"So nicht, Bürschchen", knurrend kam er auf mich zu, und ich tat das Richtige: ich nahm meine Beine in die Hand und rannte los.
Nach zwei Straßenzügen kam ich keuchend zum Stehen und sah mich um. Roberto schien mir nicht gefolgt zu sein. Offenbar war ich nicht wichtig genug für ihn. Der Gedanke störte mich nicht, allein die Erinnerung an seinen Geruch ließ Übelkeit in mir aufsteigen. Ich sah mich um und orientierte mich. Unbemerkt hatten meine Füße mich in Richtung Barmbeker Bahnhof getragen, ich war auf halbem Weg zu Daniels Wohnung,
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