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Galgeninsel

Galgeninsel

Titel: Galgeninsel
Autoren: Jakob Maria Soedher
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einer ansprechenden Villa mit großzügigem Seegrundstück saßen Schielin, Lydia und Funk auf einer ledernen Sitzgruppe verteilt. Schielin musterte Kahlenberg, der damit beschäftigt war, vier Gläser zu füllen. Drei mit Wasser. Das vierte war ein Cognacschwenker. Schielin wusste, dass Kahlenberg in diesem Jahr siebzig werden würde. Man hätte ihn auch für Mitte fünfzig halten können. Für sein Alter war er jedenfalls noch in bester Verfassung.
    Alle schwiegen. Nur das Klappern der Gläser war zu hören. Kahlenberg verrichtete den Vorgang gelassen. Aufregung oder Nervosität war ihm nicht anzumerken. Schließlich setzte er sich in den Sessel, der Schielin und Lydia gegenüber stand. Funk saß seitlich.
    »Was führt Sie her meine Herren?«, er wusste was er sagte, denn nun sah er Lydia an. »Und selbstverständlich meine Dame. Ich muss sagen, es war eine weise Entscheidung, Frauen bei der Polizei zuzulassen. Sehr weise.« Sein Lächeln war das Werk von Haut, Muskeln und Sehnen und nicht das Werk von Gefühlen oder inneren Regungen.
    Lydia konnte so wunderbar schauen, dachte Schielin. Sie saß da, sah Kahlenberg an und reagierte nicht. Das irritierte ihn.
    »Kandras«, sagte Schielin ruhig, »Raimund Kandras«, und zog damit Kahlenbergs Blick auf sich.
    Der hob den Cognacschwenker und nahm genussvoll einen Schluck. »Traurig. Sehr traurig. Ich habe natürlich davon gehört. Wir waren ja Geschäftspartner lange Zeit. Bis ich mich dann zurückzog.«
    »Nur Geschäftspartner?«, fragte Lydia und lies es zweideutig klingen. Von nun an war klar, dass es nicht weiter um den Austausch von Höflichkeiten gehen würde.
    Kahlenberg gönnte ihr einen kalten Blick. »Was wollen Sie?«
    Sie fragte unbeeindruckt: »Aus welchem Grund wurde ein Mann wie Kandras Geschäftspartner von Kahlenberg Immobilien. Diese Frage beschäftigt uns doch sehr, denn Kandras passte doch in keiner Weise zu diesem Geschäft?«
    »Da war ich wohl anderer Meinung. Ich denke sie verstehen von dem Geschäft auch zu wenig, um derlei Entscheidungen werten zu können.«
    »Zu diesem Anwesen gehört ein eigener kleiner Hafen?«, fragte Schielin.
    »Sicher. Ich habe ein Boot, ein Motorboot.«
    »Wann war Kandras das letzte Mal auf diesem Boot?«, lautete die nächste Frage.
    Kahlenberg trank wieder und tat, als ob er überlegen müsste. Noch bevor er antworten konnte, sagte Lydia: »Vor etwa vierzehn Tagen, oder?«
    Kahlenberg lachte. »Wie bitte?«
    »Ist ja auch gleich. Sagt ihnen der Name Johanna Riehlhofer etwas?«
    Kahlenberg nahm wieder einen Schluck. Doch diesmal sah er auf den Cognacschwenker, um den Blicken auszuweichen, die auf ihn gerichtet waren und um sein Erschrecken zu verbergen.
    Schielin machte ein Ende. »Herr Kahlenberg. Wir haben zwei Beschlüsse erwirkt. Wir werden einmal ihr Boot nach Spuren untersuchen, die auf Raimund Kandras hindeuten. Dann möchten wir eine Speichelprobe von Ihnen nehmen, da wir den Verdacht haben, dass das bei Johanna Riehlhofer gesicherte DNS-Material von Ihnen stammt.«
    Kahlenberg stellte den Cognacschwenker ab und sah Schielin ruhig an. Es lag keine Furcht und keine Angst in seiner Miene. Schon bei der Ankunft der drei hatte er geahnt, dass es schlecht aussehen würde. Er lehnte sich zurück und sah über Schielin hinweg zur Wand.
     
    Er verneinte die Frage, ob er einen Anwalt hinzuziehen wollte, gab bereitwillig die Speichelprobe ab und sah fast amüsiert zu, wie ein Trupp von Männern in weißen Overalls durch den Garten in Richtung Boot lief. Noch in der Nacht kam das Ergebnis der DNS-Recherche aus München. Die gesicherten Spuren stammten von Kandras und Kahlenberg.
    *
    Zwei Wochen später saßen Schielin und Lydia im Büro. Sie ging einen Bericht des LKA durch. »Ist schon irre, was die Kriminaltechnik so alles fertig bringt. Der Anschnitt des Seils der Fesselung findet sein Gegenstück zweifelsfrei zu dem Stück, das wir auf Kahlenbergs Boot gefunden haben. Die Vergleichsfotos sind fantastisch. Mehr braucht man eigentlich nicht.«
    Schielin hielt ein paar Fotos in Händen. »Schade um das schöne Auto.« Die Aufnahmen zeigten eine Grube, gefüllt mit einer dunklen Brühe. Die Mischung aus Jauche, Wasser und Schlamm hatte dem Wagen nicht gut getan. »Gar kein so schlechtes Versteck, die Jauchegrube.«
    »Ja wenn man so einen verlassenen Bauernhof besitzt, geht das schon. Aber wer hat schon solche Möglichkeiten? Da muss man schon Immobilienmakler sein.«
    Schielin schüttelte den Kopf. »Und was hat er
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