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Galgeninsel

Galgeninsel

Titel: Galgeninsel
Autoren: Jakob Maria Soedher
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ein wenig umsehen könnten. Ginge das? Ach, und die Stauden. Das muss ja eine Wahnsinnsarbeit machen, nicht wahr.«
    Sie nickte nur und stand auf. »Aber jetzt kommen Sie erst mal mit in die Küche auf einen Kaffee.«
    Sie folgten. »Und der Kandras? Wo war der damals gesessen?«
    Sie deutete auf die Eckbank und Schielin setzte sich hin. Es war gemütlich und die Wände waren ähnlich geschmückt wie die in ihrem Kaffeeraum auf der Dienststelle. Hier hingen romantische Drucke, Stickereien und Bilder. Er entspannte, streckte die Beine aus und sah geradewegs hinüber – und verstand jetzt, was Kandras aus dem Konzept gebracht hatte. Unter der Küchenuhr hing ein Abreißkalender und darunter ein großes Foto. Es zeigte ein junges Mädchen. Johanna Riehlhofer.
    Schielin rutschte nervös auf der Eckbank herum. Funk bemerkte es und sein suchender Blick fand das Bild. Er kniff die Augen zusammen und nickte. Aus reiner Höflichkeit tranken beide eine Tasse Kaffee. Danach sahen sie aus reiner Routine noch in den Stadel. Natürlich war da kein Porsche Cayenne versteckt.
     
    »Er hat sie wiedererkannt, dieses Schwein. Das Mädchen so zuzurichten!«, tobte Schielin und dachte an seine Töchter.
    »Das hat selbst ihn umgehauen, den Obercoolen. Ich glaube das Ergebnis der DNS-Recherche wird uns nicht überraschen, oder?«, kommentierte Funk. »Aber, was meinst du. Der Alte hätte doch jeden Grund, den Kandras zu erschlagen, oder? Also ein besseres Motiv kann man sich gar nicht mehr vorstellen.«
    »Ja, schon. Aber Robert, glaubst du das?«
    Er musste nicht zu Funk hinüber sehen, um zu wissen, dass auch er diese Variante nicht für realistisch hielt.
    »Der Alte hätte Kandras erschlagen wie ein Vieh. Aus purer Rache. Er hätte ihn aus Rache erschlagen, danach die Polizei gerufen, und wäre dann still mitgekommen. Punkt. Das Ding mit Kandras hat andere Gründe, aber wir kommen immer näher und stehen ziemlich sicher vor der Aufklärung eines alten Verbrechens. Hoffentlich kriegt Gommert das in München gebacken. Wir brauchen heute noch die Ergebnisse.«
     
    Gommert fiel erst als er in München angekommen war ein, dass er keine Ahnung hatte, wie er zum LKA kommen konnte. Er wusste, es war in der Maillinger Straße. Stadtmitte hatte noch jemand gesagt. Er fuhr guter Dinge in Richtung Stadtmitte, denn das war ausgeschildert. Es ging unter der Donnersberger Brücke hindurch und geradewegs weiter zum Hauptbahnhof, wo er nach seinem bewährten Suchsystem die Maillingerstraße auffinden wollte. Am Bahnhof angekommen, begann er das Gebiet im Mäanderverfahren zu erkunden. Er fuhr einmal rechts, dann wieder rechts, wonach dann links folgte. Das alles aber nur, falls es verkehrstechnisch möglich war. Dabei las er die Straßennamen. Irgendwann müsste er dann auf die Maillingerstraße stoßen. Die Stadt, viel größer als Lindau, faszinierte ihn. Er las so schöne Straßennamen wie Sonnenstraße, Amiraplatz, Meiserstraße und Loristraße. Gern hätte er am Königsplatz irgendwo gehalten und sich die Tempel näher angesehen. Die mächtigen, dicken Säulen erinnerten ihn jedoch irgendwie an Kimmels kräftigen Arme und somit daran, dass er hier war um einen Auftrag zu erledigen.
    Er entschied sich also nach dem Weg zu fragen. Ihm wurde geholfen. Allerdings war sein erster Kontakt mit dem LKA eine Enttäuschung. Trotz langjährigem Polizeidienst hatte er sich immer noch einen Rest romantischer Vorstellungen bewahren können. Und das LKA war für Gommert ein ganz besonderer Ort. Er kam bei seiner Tätigkeit selten dazu, den Namen auszusprechen und wenn er es tat, dann mit einer gewissen Würde, weihevoll. Was ihm in München dann begegnete, war von seinen Vorstellungen weit entfernt. Zwischen Blutenburg- und Marsstraße fügten sich hässliche Ziegel- und Betonbauten um einen alten Kasernenbau aus der Gründerzeit, dem noch anzusehen war, dass Architektur in lange vergangenen Zeiten neben der Fassung von Luft durch Gestein auch etwas mit Anmut, Kenntnis von Proportionen und Kunst zu tun hatte. Lange her. Vor allem waren diese Gebäude auch noch über hundert Jahre später nutzbar. Sehr lange her.
     
    In Lindau informierte Schielin derweil die anderen über das, was sie am Taubenberg in Erfahrung hatten bringen können. Alle warteten gespannt darauf, dass Gommert sich melden würde. Kimmel wiederholte ständig, dass er mit dem Chef der Kriminaltechnik selbst gesprochen hatte und dass der ihm – ungern zwar und mit deutlich despektierlichem
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