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Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)

Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)

Titel: Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)
Autoren: Jürgen Benvenuti
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1
    Kein Zögern, kein Zaudern. Wenn es losging, gab es nur eine Richtung: Vorwärts.
    Dienstag, kurz vor Mitternacht. Vom Novembersturm getrieben, der am frühen Abend über New York aufgezogen war, prasselte der eisige Regen mit voller Wucht gegen den schwarzen Dodge Challenger, in dem die Special Agents Cotton, Decker und Dillagio nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit darauf warteten, dass die Operation endlich losging. Cotton wusste, dass die Nervosität und die Ungeduld ihnen einen Streich spielten; sie hatten den Dodge vor weniger als zehn Minuten hier geparkt, rund 250 Yards von der lang gezogenen, gedrungenen Lagerhalle entfernt, die fast bis zur Flushing Bay hinunterreichte. Etwas mehr als eine Meile nördlich, auf der anderen Seite der Bucht, lag Riker’s Island, im Westen befand sich der LaGuardia Airport und östlich von ihnen, eine knappe Viertelmeile Luftlinie entfernt, standen ein paar Getränke-Abfüllanlagen. Ein wahrlich lauschiges Plätzchen.
    Cotton blinzelte in die Dunkelheit.
    Das hinterste der drei vergitterten Fenster in der Lagerhalle war erleuchtet, und einmal war ein dunkler Schemen hinter den halb heruntergelassenen Jalousien vorbeigehuscht – vermutlich Bobby Gold, ihre Zielperson. Ansonsten tat sich nichts. Gar nichts.
    »Shit, was treiben die Typen da draußen eigentlich?«, fluchte Dillagio, der auf der Rückbank lümmelte und unmelodisch vor sich hin summte. Über seiner speckigen Lederjacke trug er eine schusssichere Weste, deren seitliche Befestigungsriemen nachlässig herunterhingen. Kein Problem. Steve Dillagio nahm es mit diesen und anderen Dingen nicht allzu genau.
    »Ich vermute, sie sondieren das Gelände«, sagte Philippa Decker, die auf dem Beifahrersitz saß und ein kleines Hightech-Funkgerät in ihrer schmalen Hand hielt. Mit ihren blonden Haaren, den intelligenten Augen und der dunklen Kampfuniform wirkte sie wie eine Mischung aus Model, Anwältin und Ninja.
    »Steve hat recht«, sagte Cotton, der hinter dem Lenkrad kauerte und sich unwohl fühlte in der ungewohnten, eng anliegenden Montur, die zudem einen unangenehmen Kunststoffgeruch verströmte. »Das SWAT-Team sollte sich wirklich ein bisschen beeilen. Wenn die so weitertrödeln, ist Gold wahrscheinlich über alle Berge.«
    »Das sind Profis, die arbeiten nun mal gründlich«, sagte Decker mit einem matten Lächeln Richtung Cotton, der immer noch der Rookie des G-Teams war und diese Art des Spottes schon zur Genüge kannte.
    »Auch wir sind Profis, Schätzchen«, sagte Dillagio gedehnt.
    »Ich bin nicht dein Schätzchen«, antwortete Decker schnippisch, »und werde es auch nie sein. Verstanden?«
    Dillagio deutete einen saloppen Salut an. »Nicht künstlich aufregen. Ohne mich wären wir heute gar nicht hier. Ihr solltet mir dankbar sein.«
    Er hatte recht. Schließlich war es Steve Dillagio mit seinen weitreichenden Kontakten gewesen, den Sandy Overmeyer an diesem Nachmittag angerufen und damit die ganze Aktion ins Rollen gebracht hatte.
    Overmeyer war neunzehn, stammte aus einem Kaff in Utah und studierte an der NYU Journalismus. Seit knapp zwei Monaten absolvierte sie ein Praktikum beim angesagten No Stars Just Stripes Magazine , das sich seit Jahrzehnten einen Namen mit großen, sozialkritischen Reportagen machte. Overmeyer hatte es dank ihrer Hartnäckigkeit tatsächlich geschafft, den berühmt-berüchtigten Dealer Roberto González – genannt Bobby Gold – zu einem Interview zu überreden. Besser noch: Er würde sie mitnehmen in eine seiner Lagerhallen, in denen er nicht nur die Drogen bunkerte und straßenfertig verpackte, sondern in denen er auch lebte. Dank dieser ständigen Wechsel der Wohnorte hatte es Gold in den Jahren seiner kriminellen Tätigkeit geschafft, den Strafverfolgungsbehörden immer einen Schritt voraus zu sein. Er hatte sein Imperium ausgebaut, hatte Konkurrenten eingeschüchtert und aus seinem Territorium vertrieben. Wer sich nicht einschüchtern oder vertreiben ließ, wurde eiskalt ermordet. Vorzugsweise mit einem Schnitt durch die Kehle, ausgeführt mit einem Jagdmesser mit gezackter Klinge. Bobby Golds Spezialität.
    Doch irgendetwas war bei dem Interview schiefgegangen. Vielleicht hatte Sandy gedämmert, dass sie mit ihrem Artikel, so kritisch er auch ausfallen mochte, aus einem Mörder und Dealer eine Art Held machen würde. Vielleicht war es auch der Anblick der Kuriere gewesen – viele von ihnen noch halbe Kinder –, die für Bobby Gold den Stoff transportieren mussten und die
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