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Galgeninsel

Galgeninsel

Titel: Galgeninsel
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Fotos zeigte ein junges Mädchen. Es lag halbnackt mit bizarr verrenkten Armen und Beinen auf groben Kiessteinen. Die untere Detailaufnahme dokumentierte die Verletzungen im Bereich des Kopfes und oberen Brustraums. Der oder die Täter mussten sie heftig geschlagen haben.
    Lydia schob schweigend eines der alten Formblätter über den Tisch. Schielin warf einen kurzen Blick darauf las laut vor. »Galgeninsel!?«
    »Ja. Da hat man sie gefunden. Der Fall wurde nie geklärt.« Sie blätterte weiter, lesend und fragmentarisch wiedergebend informierte sie Schielin. »Vergewaltigt … und Moment …. Ja … Todesursache war eine Ruptur des Kehlkopfes … mhm … erdrosselt also.« Ihre Finger blätterten und sie schüttelte ungläubig den Kopf, bevor sie weitersprach. »Das ist schon seltsam. Anscheinend sind ihr ein großer Teil der Schläge erst nach dem Tod beigebracht worden.«
    Sie sah auf, um Schielins Meinung dazu einzufordern, und erschrak ein wenig, denn der hatte das Blatt, welches sie ihm gegeben hatte noch in Händen und starrte es wie abwesend an. Offensichtlich war er ihren letzten Sätzen gar nicht gefolgt.
    »Ist was mit dir?«, fragte sie vorsichtig.
    »Nein«, entgegnete er mit tonloser Stimme, reichte ihr das Blatt Papier und meinte: »Glaubst du an Zufälle?«
    Sie las Zeile für Zeile laut vor. Es waren die Daten der Ermordeten. Name, Geburtsdatum und so weiter. Sie wiederholte den Namen: »Johanna Riehlhofer?«, und sah ihn fragend an.
    Er hob das Kinn etwas und sagte: »Adresse.«
    »Taubenberg« las Lydia laut vor und staunte. Das also, das konnte die Verbindung sein.
    Schielin stand auf und blickte zur Uhr. Er war aufgeregt. Der kleine Zeiger stand zwischen fünf und sechs und ein weiterer Blick aus dem Fenster zeigte noch immer Dunkelheit, denn die elende Wolkendecke hielt das Licht der Sonne, die sicher schon die Bergspitzen überwunden hatte, davon ab, es Tag werden zu lassen. Es hatte keinen Sinn jetzt loszufahren. Er ging unschlüssig auf und ab, während Lydia weiterhin die Akten studierte. In dieser Situation tat es gut, dass Gommert, der inzwischen gekommen war, die angespannte Stille mit dem Klappern von Geschirr durchbrach.
    Sie trafen sich alle im Kaffeeraum. Eine Küchenzeile, Eckbank, Tisch, Stühle, Getränkeautomat, Kaffeemaschine. Die Spülmaschine hatte Lydia durchgesetzt. An den Wänden Fotos von Fußballmannschaften, Wimpel und Abzeichen schweizerischer und österreichischer Polizeieinheiten. Kimmel saß stumm auf der Eckbank. Funk platzierte sich neben ihm. Schielin schwieg, während Lydia berichtete, was sie gefunden hatten.
    Kimmel richtete sich an Schielin. »Wie weiter?«
    »Lydia und Funk vernehmen den Hoibner. Ich fahre raus zum Taubenberg und sehe mir das mal an. Und dich würde ich bitten dafür zu sorgen, dass wir ganz schnell ein DNS-Muster von Kandras mit den Spurenträgern von damals vergleichen können.«
    »Haben die denn geeignetes Material sichern können, damals?«, wollte Kimmel wissen.
    Lydia hob den Finger und kaute etwas schneller, um den Bissen Butterbreze loszuwerden. »Die haben damals Material gesichert. Sperma, Speichel und Stoffteile mit Blut und Speichel. Hoffentlich lässt sich damit noch etwas anfangen. Unser Problem ist nur, dass wir das Zeug nicht hier haben, sondern es sich irgendwo bei der Kripo in Augsburg befindet. Zur retrograden Erfassung.«
    Kimmel sah missmutig drein und überlegte, während Gommert sie mit großen Augen ansah. »Mensch Gommi, du weißt doch«, erklärte sie, »von allen alten Fällen, bei denen Biomaterial gesichert worden ist, wird doch ein DNS-Muster erstellt. Das wird dann gegen den aktuellen DNS-Bestand recherchiert und so werden manche ungelösten, lange zurückliegenden Fälle geklärt.«
    Gommert nickte heftig. »Ja. Klar. Retro …«
    Kimmel knurrte. »Also ich rufe in Augsburg an und mache im LKA in München auch gleich klar, dass da heute noch jemand von uns vorbei kommt.« Er sah Gommert an. »Die sollen das Zeug bereitlegen und du bringst es zum LKA. Klar?«
    Gommert nickte.
    Dann wandte er sich zu Schielin. »Und du fährst nicht alleine raus zum Taubenberg. Das ist mir zu gefährlich. Was ist, wenn du plötzlich diesen Cayenne findest, hä? Funk fährt mit und ich werde dabei sein, wenn Lydia diesen Hoibner packt. Ich hoffe, dass wir heute entscheidend weiterkommen. Viel Glück dann.«

Taubenberg
    Schielin und Funk gaben die Adresse Taubenberg 17 in die Einwohnermeldedatei ein und erhielten zwei Namen:
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