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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers
Autoren: Uschi Zietsch
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Reise in tiefere, wärmere Gefilde hierher. Sie waren willkommene Beute vor dem Schlaf bis zum Frühjahr. Den Winter hier oben hielten nur wenige Tiere ohne Winterschlaf aus, und auch Aldavinur musste daran denken, bald Vorräte anzulegen.
    »Du solltest besser hier bleiben und mir Rückendeckung geben«, ordnete er an.
    Efrynn schüttelte heftig den Kopf. »Du wirst mich hier nicht auf halber Höhe im Zwischennichts zurücklassen, Meister! Ich gehe mit dir dorthin.«
    »Du hast zu gehorchen.«
    »Aber in diesem Fall gehorche ich nicht!«
    Aldavinur richtete seine Turmalinaugen auf den aufsässigen Jungen, und der wich rasch dem Blick aus, doch seine trotzige Miene blieb.
    »Da braucht jemand unsere Hilfe, und du wirst auf meine Unterstützung nicht verzichten können, Meister!«
    Aus diesem Grund trug er den Namen: das stolze Kind.
    Erneut unterließ Aldavinur den Tadel. »Wem auch immer hier etwas zugestoßen ist, der ist nicht mehr am Leben, Efrynn. Ich gehe nur nachsehen, welche Ursache das hatte, um nötigenfalls Vorsorge zu treffen, dass es kein zweites Mal passiert.«
    »Und wenn du dich irrst? Außerdem können die da drin mir nichts anhaben. Ich bin sehr schuppig, anders als du.« Er spannte die Rückenmuskeln an, und kleine Stacheln richteten sich auf. »Siehst du?«
    »Seit wann ...«, entfuhr es Aldavinur verblüfft. Er unterbrach sich und winkte mit einer Pranke ab. »Wir sprechen nachher darüber. Also gut. Du darfst mitkommen - aber von jetzt an wirst du mir widerspruchslos gehorchen.«
    »Verstanden, Meister!«, versicherte Efrynn eifrig. Seine Wangen glühten rot auf.
 
    Aldavinur stieß sich ab und überwand den Abgrund zwischen den beiden Bergen, durch die verwirbelten Luftströme hindurch. Das war die unsichtbare Grenze zwischen dem östlichen und dem südlichen Gebirgszug, hier endete das Gebiet der Fyrgar. Wenn man von den Klingfelsen aus immer weiter südlich wanderte, gelangte man zur Unendlichen Wüste, die sich von Osten nach Westen, von Meer zu Meerbusen zog, von Luvgar bis Nerovia. Auf der anderen Seite des Meerbusens lag Ishgalad, von dem man heute nicht mehr viel wusste. Die Seefahrer bereisten nur die Inseln dazwischen, bis zu einer gewissen, nie verbürgt festgelegten Grenze, aber keinesfalls bis in das große Reich des Westens. Umgekehrt schien auch Ishgalad diese geheimnisvolle Grenze zu achten, denn nie kam es zu einer Begegnung auf See.
    Diese Trennung des Reiches geschah vor langer Zeit während des Titanenkrieges, als Götter und Mächtige um die Herrschaft über Waldsee kämpften. Die letzte Schlacht fand auf dem Titanenfeld in Valia statt und endete in einem solch schrecklichen Gemetzel, dass dies das Ende des Krieges bedeutete, ohne dass es einen Sieger gegeben hätte. Die ursprünglichen Vier Königreiche waren für immer zerstört, und Ishgalad wurde zudem durch eine gewaltige Katastrophe von den anderen Reichen getrennt, ein riesiges Loch tat sich durch einen Einschlag plötzlich auf im Kontinent und füllte sich in einer gewaltigen Springflut mit Meerwasser. Ein Dämon sollte dies ausgelöst haben, hieß es, der in der Schlacht verwundet wurde und dessen austretende Lebensessenz das Gefüge der Welt aus dem Lot gebracht hatte. Es war natürlich eine Legende, aber nicht unmöglich, wenn man bedachte, dass an jenem Tag auch Götter fielen, dunkle ebenso wie helle.
    Nur ein schmaler Streifen Land blieb erhalten, eine tödlich heiße Wüste im äußersten Süden, doch dieses Gebiet war noch niemals durchquert worden. Seit der Titanenschlacht war Ishgalad von den anderen Ländern getrennt, und es kam nie wieder zu einer Verbindung, nicht einmal mittels den Luftschiffen der Daranil. Es war, als läge dazwischen nicht nur das Meer, sondern auch eine Schutzmauer.
    Seltsam, dass Aldavinur sich genau in dem Moment daran erinnerte, als sein Körper durch die Luft flog, bevor er geschmeidig auf der anderen Seite aufkam und sich mit steil hochgerecktem Schwanz auf einem schmalen Grat im Gleichgewicht hielt. Als hätte der Gesang der Lüfte diese Bilder in ihm hervorgerufen, irgendwelche Überbleibsel des nächtlichen Sturms aus Westen. Eine Botschaft, die er durch Zufall empfing? Hatte er je daran gedacht, mehr über Ishgalad herauszufinden? Schließlich rühmten sich die Fyrgar, dass sie alles wüssten über Waldsee.
    »Das Wissen kommt zu uns, wenn es an der Zeit ist«, lautete ein Spruch des Volkes. »Was wir nicht wissen, hat keine Bedeutung.« Die Fyrgar warteten seit je her ab.
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